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Anna Karenina

Anna Karenina

Titel: Anna Karenina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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Swijaschski versprochen, in die Landwirtschaftliche Gesellschaft zu kommen. Wenn
    es dir recht ist, wollen wir zu deiner Schwester fahren«, sagte Ljewin.
    »Sehr schön, also fahren wir! Sieh einmal nach, ob mein Wagen da ist«, wandte sich Stepan Arkadjewitsch an einen
    Diener.
    Ljewin trat an den Tisch, bezahlte die vierzig Rubel, die er an den Assen verloren hatte, bezahlte dem alten
    Diener an der Tür seine Klubrechnung, deren Posten diesem auf geheimnisvolle Weise bekannt geworden waren, und
    ging, in eigenartiger Weise mit den Armen schwenkend, dem Ausgang zu.

9
    »Der Wagen des Fürsten Oblonski!« rief der Pförtner mit seiner grimmigen Baßstimme. Der Wagen fuhr vor, und
    beide stiegen ein. Nur im ersten Augenblick, solange der Wagen aus dem Tore des Klubgrundstücks herausrollte,
    dauerte bei Ljewin das Gefühl noch an, das ihn im Klub erfüllt hatte: das Gefühl der Ruhe, der Fröhlichkeit und der
    Befriedigung über die selbstverständliche Wohlanständigkeit dieser Welt; als aber der Wagen auf die Straße
    hinausfuhr und er sein Rütteln und Stoßen auf dem unebenen Pflaster fühlte und als er den ärgerlichen Zuruf eines
    ihnen begegnenden Droschkenkutschers hörte und bei der trüben Straßenbeleuchtung das rote Schild eines Schank- und
    Kramladens erblickte: da verschwand dieses Gefühl, und er begann über sein Vorhaben nachzudenken und sich zu
    fragen, ob er gut daran tue, zu Anna zu fahren. Was würde Kitty dazu sagen? Aber Stepan Arkadjewitsch ließ ihm
    keine Zeit zu weiteren Überlegungen, und als wenn er seine Zweifel erraten hätte, versuchte er sie zu
    zerstreuen.
    »Wie freue ich mich«, begann er, »daß du sie kennenlernen wirst. Weißt du, Dolly hat das schon längst gewünscht.
    Auch Lwow hat ihr einen Besuch gemacht und verkehrt seitdem dort. Obgleich sie meine Schwester ist«, fuhr Stepan
    Arkadjewitsch fort, »kann ich doch dreist sagen, daß sie eine Frau ist, wie man sie selten findet. Nun, du wirst ja
    selbst sehen. Ihre Lage ist sehr schwierig, namentlich jetzt.«
    »Warum denn namentlich jetzt?«
    »Wir stehen mit ihrem Manne in Unterhandlung wegen der Scheidung. Er ist auch einverstanden; aber es bestehen
    Schwierigkeiten wegen des Sohnes, und so zieht sich die Sache, die schon längst erledigt sein sollte, nun schon
    drei Monate hin. Sobald die Scheidung stattgefunden hat, wird sie sich mit Wronski verheiraten. Wie töricht ist
    doch dieser alte Hokuspokus der kirchlichen Trauung, an den kein Mensch mehr glaubt und der den Leuten nur an ihrem
    Glücke hinderlich ist!« schaltete Stepan Arkadjewitsch ein. »Na, nachher wird die Stellung der beiden ebenso klar
    und bestimmt wie die meinige und die deinige.«
    »Worin besteht denn die Schwierigkeit?« fragte Ljewin.
    »Ach, das ist eine lange, verdrießliche Geschichte! Die ganze Sache hat so etwas Unsicheres, Unbestimmtes. Aber
    die Hauptsache ist: in Erwartung dieser Ehescheidung wohnt Anna nun schon drei Monate in Moskau, wo alle Leute ihn
    und sie kennen. Sie kommt nirgendwohin in Gesellschaft und beschränkt ihren Frauenverkehr auf Dolly, weil sie,
    verstehst du wohl, nicht will, daß jemand sie nur so aus Gnade und Mitleid besucht; diese dumme Person, die
    Prinzessin Warwara, selbst die hat sich von ihr zurückgezogen, weil sie die Lage nicht für anständig hält. Also,
    siehst du, unter solchen Umständen würde eine andere Frau in sich selbst keinen Halt finden. Aber sie ... nun, du
    wirst ja sehen, wie sie sich ihr Leben eingerichtet hat, wie ruhig und würdig ihr ganzes Verhalten ist. Links, in
    die Gasse der Kirche gegenüber!« rief Stepan Arkadjewitsch, sich aus dem Wagenfenster hinausbiegend. »Puh! Wie
    heiß!« stöhnte er und schlug trotz der zwölf Grad Kälte seinen schon vorher aufgeknöpften Pelz noch mehr
    auseinander.
    »Sie hat ja ein Töchterchen; da beschäftigt sie sich wohl viel mit der?« fragte Ljewin.
    »Wie es scheint, stellst du dir jede Frau nur als Weibchen, als couveuse 1 vor«, erwiderte Stepan Arkadjewitsch. »Wenn eine Frau beschäftigt ist, meinst du, so
    kann sie schlechterdings nur mit ihren Kindern beschäftigt sein. Nein, sie zieht, wie es scheint, ihre Kleine ganz
    vorzüglich auf; aber es wird von ihr nicht viel gesprochen. Anna beschäftigt sich erstens damit, daß sie schreibt.
    Ich sehe schon, daß du spöttisch lächelst; aber dazu ist kein Anlaß. Sie schreibt ein Kinderbuch und spricht mit
    niemand davon; aber mir hat sie einiges daraus vorgelesen, und ich habe das Manuskript

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