Anna Karenina
gebracht ist. Für mich schickt sich das nicht recht. Ob auch der
neue Waschtisch hineingestellt ist.«
»Schön, ich werde hingehen, du kannst dich darauf verlassen«, antwortete Ljewin, indem er sich aufrichtete, und
küßte sie.
›Nein, ich will es ihr doch lieber nicht sagen‹, dachte er, während sie vor ihm herging. ›Das ist ein Geheimnis,
das nur mich allein angeht, nur für mich allein wichtig ist und sich mit Worten nicht ausdrücken läßt.
Dieses neue Gefühl hat mich nicht plötzlich umgewandelt, beseligt, erleuchtet, wie ich das in meinen Träumereien
erhofft hatte; es ist damit geradeso gegangen wie mit meinem Gefühle für meinen Sohn. Es ist auch nicht wie eine
Überraschung über mich gekommen. Sondern dieses Gefühl (ob man es nun Glauben nennen will oder nicht; ich weiß
nicht, was es eigentlich ist), dieses Gefühl ist ebenso unmerklich wie jenes unter Leiden in meine Seele eingezogen
und hat dort seinen festen, dauernden Wohnsitz genommen.
Ich werde mich auch in Zukunft ebenso wie bisher über den Kutscher Iwan ärgern; ich werde mich ebenso streiten
und zur Unzeit meine Gedanken aussprechen; es wird ebenso eine Scheidewand zwischen dem Allerheiligsten meiner
Seele und anderen Menschen, selbst meiner Frau, bestehen bleiben; ich werde ihr ebenso für meine eigene Angst
Vorwürfe machen und dies dann bereuen; ich werde ebensowenig mit dem Verstand begreifen, warum ich bete, und werde
trotzdem beten. Aber mein Leben, mein ganzes Leben, wie auch immer es sich äußerlich gestalten mag, jeder
Augenblick meines Lebens wird jetzt nicht zwecklos sein wie bisher, sondern zu seinem alleinigen, bestimmten Zweck
das Gute haben. Denn das liegt jetzt in meiner Macht: meinem Leben die Richtung auf das Gute zu geben!‹
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