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Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Tolstoi
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gut zu finden, aber trotzdem machte er jene hoffnungslose, gedrückte Miene, die Ljewin so gut kannte und die ihn immer verstimmte. Diese Miene sagte: ›Alles ganz schön, aber wie Gott will!‹
     
    Durch nichts fühlte Ljewin sich schmerzlicher berührt als durch diese Haltung. Aber diese Haltung war allen Verwaltern gemeinsam, so viele er deren auch schon gehabt hatte. Alle beobachteten sie seinen Vorschlägen gegenüber das gleiche Verhalten, und darum ärgerte er sich jetzt nicht mehr darüber; aber es war ihm schmerzlich, und er fühlte sich noch mehr zum Kampfe mit dieser sozusagen elementaren Kraft angeregt, die er nicht anders nennen konnte als »wie Gott will« und die sich ihm fortwährend entgegenstellte.
     
    »Wenn wir es dann nur schaffen, Konstantin Dmitrijewitsch!« sagte der Verwalter.
     
    »Warum sollten wir es nicht schaffen?«
     
    »Wir müßten unbedingt noch fünfzehn Arbeiter annehmen. Aber es kommen keine. Heute waren welche da, aber sie verlangten siebzig Rubel für den Sommer.«
     
    Ljewin schwieg. Wieder stellte sich ihm jene Kraft entgegen. Er wußte, daß sie nicht mehr als vierzig, siebenunddreißig, achtunddreißig Arbeiter für den regelrechten Preis hatten bekommen können, soviel sie auch versucht hatten, mehr zu bekommen; vierzig hatten sie schon gehabt, aber nicht mehr. Aber trotzdem mochte er den Kampf nicht aufgeben.
     
    »Schicken Sie nach Surü, nach Tschefirowka, wenn keine kommen. Man muß eben suchen.«
     
    »Hinschicken will ich schon«, antwortete Wasili Fedorowitsch in gedrücktem Tone, »aber auch die Pferde sind schon zu schwach geworden.«
     
    »Wir kaufen welche hinzu. Aber ich weiß ja«, fügte er lachend hinzu, »Sie sind immer in allen Stücken für den kleinsten und schlechtesten Zuschnitt; aber dieses Jahr werde ich Sie nicht mehr alles nach Ihrem Kopf machen lassen. Ich werde alles selbst machen.«
     
    »Ja, Sie gönnen sich, wie es scheint, so schon zu wenig Schlaf. Uns kann es ja nur lieb sein, wenn uns das Auge des Herrn sieht ...«
     
    »Also jenseits des Birkentales wird Klee gesät? Ich will mal hinreiten und es mir ansehen«, sagte er und stieg auf den kleinen falben »Reiher«, den der Kutscher herbeigeführt hatte.
     
    »Durch den Bach kommen Sie nicht durch, Konstantin Dmitrijewitsch«, rief der Kutscher ihm nach.
     
    »Na, dann reite ich durch den Wald.«
     
    Und in dem munteren Trabe des braven, vom Stehen im Stall etwas steif gewordenen Pferdchens, das, wo es über Pfützen hinüber mußte, schnob und den Zügel verlangte, ritt Ljewin durch den Schmutz des Hofes, aus dem Torweg hinaus und aufs Feld.
     
    War er schon auf dem Viehhof vergnügt gewesen, so wurde ihm auf dem Felde noch fröhlicher zumute. Von dem Trabe des tüchtigen Gaules gleichmäßig geschaukelt und die laue, noch von erfrischendem Schneegeruch erfüllte Luft in vollen Zügen einatmend, ritt er durch den Wald über den hier und da noch übrig gebliebenen, lockeren, zusammengeschmolzenen Schnee mit den verschwommenen Rad-und Fußspuren und freute sich über jeden zu seinem Besitztum gehörenden Baum mit dem auf der Rinde wieder auflebenden Moose und den schwellenden Knospen. Als er aus dem Walde hinausritt, breiteten sich vor ihm in gewaltiger Ausdehnung wie ein gleichmäßiger Samtteppich die mit Winterfrucht bestellten Felder aus, ohne eine einzige kahle oder versumpfte Stelle, nur hier und da in den Vertiefungen mit Resten schmelzenden Schnees gesprenkelt. Er ärgerte sich weder über den Anblick zweier Bauernpferde, einer Stute und eines Hengstfohlens, die seine Wintersaat zerstampften (er befahl einem Bauern, dem er begegnete, sie wegzujagen), noch über die dumme, spöttische Antwort des Bauern Ipat, den er getroffen und gefragt hatte: »Nun, Ipat, müssen wir nicht bald säen?« »Vorher müssen wir pflügen, Konstantin Dmitrijewitsch«, hatte ihm Ipat geantwortet. Je weiter er ritt, um so fröhlicher wurde ihm zumute, und allerlei landwirtschaftliche Pläne entstanden in seinem Kopfe, einer immer besser als der andere: an allen Feldern Einfassungen von Weidengebüsch herzustellen, in südlicher Richtung, damit der Schnee darunter nicht zu lange liegenbleibe, das gesamte Land in sechs zu düngende Felder und in drei Reservefelder mit Futterbau einzuteilen, einen Viehhof am äußersten Ende der Feldflur anzulegen und einen Teich zu graben und des Düngens wegen bewegliche Zäune für das Vieh herzustellen. Und dann wollte er dreihundert Deßjatinen mit Weizen,

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