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Anna Strong Chronicles 01 - Verführung der Nacht

Anna Strong Chronicles 01 - Verführung der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 01 - Verführung der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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steigern. Er lächelt und genießt sie. Es ist dieses Lächeln, das mich zurückholt. Es befreit meinen Verstand aus seinem eisernen Griff. Ich kann, ich werde nicht zulassen, dass er mich tötet.
    In einem letzten, verzweifelten Versuch, mich zu retten, sammle ich alle Kraft für einen Stoß. Doch seine Kraft ist unermesslich und erbarmungslos. Er ist eine alte Seele. In diesem einen Augenblick begreife ich, dass die essenziellste Lebenskraft lebendiges Blut, die er jahrhundertelang in sich aufgenommen hat, ihm diese Kräfte verleiht. Und genau das wird er nutzen, um mich letzten Endes zu töten. Außer durch meine Adern strömt Averys Blut, nicht wahr? Er ist ein sehr mächtiger Vampir, sogar noch älter als Williams. Er ist das einzige Wesen, von dem ich bisher getrunken habe. Kann ich seine Energie kanalisieren und sie selbst benutzen?
    Ich entspanne meinen Körper für einen Augenblick, vertreibe alle Gedanken aus meinem Geist. Williams spürt eine Veränderung und rückt ein wenig ab, als wolle er zuschauen. Seine Augen werden schmal, sein Gesicht raubtierhaft und gefährlich. Dann schnappt er wieder zu, und mein Instinkt sagt mir, dass er dieses Spielchen satt hat.
    Er ist bereit zu töten. Aber ich bin es auch. Mein Blut brennt jetzt wie Feuer, mein Geist ist vollkommen konzentriert. Ich wehre ihn ab, bekomme einen Arm zwischen sein Gesicht und meinen Hals und stoße zu.
    Er fliegt von mir herunter und kracht in den Couchtisch. Der Lärm von splitterndem Holz und berstendem Glas geht in Williams’ wütendem Geheul unter. Er richtet sich auf, und der letzte Rest menschlicher Fassade ist verschwunden. Ich stehe jetzt dem Tier gegenüber, und einen Augenblick lang empfinde ich nichts als nackte Panik. Aber ich erhole mich rasch. Ich erinnere mich daran, wie es bei Lawson war wie der Vampir den Menschen verschlingen kann, und ich lasse es geschehen.
    Nun stehe ich Williams zwar nicht als Ebenbürtige, aber zumindest als die Verzweifeltere gegenüber. Ich habe nichts zu verlieren und keine Hemmungen, einen Sterblichen zu töten, wie bei Lawson. Das hier wird ein Kampf auf Leben und Tod.
    Diese Erkenntnis lässt mich vorschnellen.
    Als unsere Körper gegeneinanderprallen, geschieht das mit der Wucht eines frontalen Zusammenstoßes zweier Lastwagen. Ich stemme die Fersen gegen den Boden, stoße ihn rückwärts und bemerke zum ersten Mal, dass ich tatsächlich stärker sein könnte. Er kämpft dagegen an, aber ich lasse nicht nach. Ich will ihn am Boden haben, unter mir, derselben Angst ausgeliefert, die ich eben noch gefühlt habe. Ich lasse ihn diesen Gedanken in meinem Geist lesen und sehe das Begreifen in seinen Augen. Er weiß, dass ich es kann. Er weiß, dass ich von Avery getrunken habe. Aber da ist keine Angst.
    Nur ein Gefühl, betrogen worden zu sein, und Bedauern, das rasch von zorniger Entschlossenheit verdrängt wird. Jetzt hat er mehr denn je einen Grund, mich tot sehen zu wollen.
    Warum? Ich dränge ihn rückwärts an den steinernen Kamin. Warum wollen Sie mich tot sehen?
    Er versucht mich abzuschütteln. Als es ihm nicht gelingt, knurrt er mich an wie ein verwilderter Hund. Sie sind eine Bedrohung.
    Eine Bedrohung wofür?
    Er kämpft weiter gegen mich an, aber ich presse den Arm auf seine Halsschlagader, und der Druck fordert allmählich seinen Tribut. Seine Augen rollen in den Höhlen zurück, sein Geist wird zu einer schwarzen Leere. Ich lockere meinen Griff ein wenig und rüttele ihn an den Schultern. Nein.
    Hiergeblieben. Sagen Sie mir, was ich wissen will.
    Williams’ Blick wird klarer, er sieht mir in die Augen. Ich kann Ihnen nicht helfen.
    Ich schüttele ihn noch einmal durch. Was ist mit David? Wer hält ihn gefangen?
    Sein Geist verschließt sich. Das lässt eine weitere Stichflamme der Wut tief in mir emporschießen. Ich schleudere ihn auf den Teppich und nagele ihn fest wie er vorhin mich. Aber ich spiele nicht mit ihm. Ich reiße die weiche Haut über der Halsschlagader auf und trinke. Ein berauschender, schwindelerregender Strom von Farben, Geräuschen und Gefühlen bricht über mich herein. Anders als bei Avery und doch genauso.
    Nicht sexuell, sondern essenziell. Williams’ gesamte Lebenserfahrung, seine Erinnerungen, seine persönliche Geschichte, ich brauche alles nur in mich aufzunehmen. Und ich nehme es mir. Ich lasse es in mich und durch mich hindurchfließen. Ich krieche in seinen Geist und niste mich dort ein. Ich siebe seine Gedanken durch wie Mehl, bis ich finde, was ich

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