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Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Titel: Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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hatte. Es stellte sich allerdings heraus, dass ich im Irrtum war. Avery hatte das getan. Und er hatte die falsche Spur gelegt, die mich nach Beso de la Muerte führte. Das einzig Gute an dem ganzen Debakel war, dass ich auf diese Weise Culebra kennengelernt habe.
    Ich brauche menschliches Blut, um zu überleben. Culebra bietet abenteuerlustigen Menschen die Gelegenheit, gutes Geld zu verdienen und den besten Sex zu erleben, den sie sich nur vorstellen können, während sie dieses Blut zur Verfügung stellen. Er beschützt sowohl die Vampire als auch ihre menschlichen Wirte. Damit hält er Vampire von der Straße fern und außer Sicht derjenigen, die es auf uns abgesehen haben. Keine verdächtig ausgebluteten Leichen, die unerwünschte Aufmerksamkeit erregen.
    Das System funktioniert. Aber vor allem ist Culebra so mein Freund geworden. Zumindest dachte ich, er wäre mein Freund.
    Ich schiebe den schmerzenden Stachel seiner letzten Bemerkungen beiseite, mitsamt der Schuldgefühle, weil ich gerade nicht tue, worum er mich gebeten hat. Eine quengelige Stimme in meinem Inneren rechtfertigt das. Habe ich nicht ebenso das Recht, in Beso de la Muerte zu sein wie Sandra?
    Es ist noch nicht einmal elf Uhr vormittags. Daher überrascht es mich nicht, dass nur zwei Autos vor Culebras Bar stehen, als ich dort halte. Hier ist erst nach Sonnenuntergang etwas los. Bei den Autos handelt es sich um einen fetten Cadillac SUV und einen silbernen Porsche Boxster. Ich parke hinter dem Cadillac und strecke meine geistigen Fühler aus. Ich erspüre drei Vampire und einen Menschen.
    Die Sterbliche muss Sandra sein. Sie ist ein Werwolf, doch die strahlen in ihrer menschlichen Gestalt keine übernatürliche Signatur aus. Zwei der Vampire jammern gerade darüber, dass sie den weiten Weg von L. A. hierhergekommen und am Verhungern sind, es hier aber niemanden zu essen gibt. Der dritte Vampir gibt überhaupt kein telepathisches Signal ab.
    Ich schiebe die breite, doppelte Schwingtür auf. Die beiden Vampire, die sich untereinander über den miesen Service beklagen, sitzen an einem Tisch mitten im Raum. Beide haben ein Bier vor sich stehen. Sie sind jung und tragen Polohemden mit offenem Kragen und Jeans. Beide sind männlich, sorgfältig frisiert und haben diesen typischen L.A.-Schick an sich. Wahrscheinlich gehören sie zu dem Porsche. Sie blicken erwartungsvoll auf, als ich eintrete, und sinken dann enttäuscht in sich zusammen, als sie erkennen, dass ich nicht auf der Speisekarte stehe.
    Die ungeschickte Art, mit der sie ihre Gedanken vor mir abzuschirmen versuchen, sagt mir, dass sie vermutlich noch recht neu sind. Der dritte Vampir sitzt an der Bar. Er hat mir den Rücken zugewandt, aber ich spüre seine Reaktion, als er mich erkennt. Und er erkennt mich auf der Stelle. Sein Rücken versteift sich, seine Gedanken ziehen sich ganz in seinen Kopf zurück wie ein Lasso, das sich um eine Kehle schließt. Er dreht sich nicht um.
    Williams. Einen Moment lang bin ich versucht, kehrtzumachen und zuzusehen, dass ich wegkomme. Er ist die letzte Person, die ich sehen will. Bei Sandra ist das anders. Ihretwegen bin ich hergekommen. Wenn ich Williams’ Anrufe ignorieren kann, dann kann ich ihn wohl auch in persona ignorieren.
    Sandra räumt Gläser in ein Regal hinter der Bar. Als sie die Schwingtür hört, dreht sie sich um und sagt, ohne aufzublicken: »Setzen Sie sich, wo Sie…« Sie hebt den Kopf, und der Rest bleibt ihr in der Kehle stecken. Sie hat immer noch ein Glas in der Hand. Eine Sekunde lang bleibt es in der Luft hängen, bis sie ihren verärgerten durch einen resignierten Gesichtsausdruck ersetzt hat. Dann seufzt sie und stellt das Glas auf die Bar. Laut sagt sie: »Hallo, Anna«, doch ihre ganze Haltung sagt »Scheiße«.
    Sie sieht gut aus. Sie ist groß und schlank und hat Augen, die nicht ganz grün und nicht ganz blau sind. Ihr dunkles Haar ist gewachsen, seit ich sie zuletzt gesehen habe, und reicht ihr jetzt bis zu den Schultern. Ihre Haut ist leicht gebräunt, ihr Teint strahlend. Sie sieht gesund aus, lebendig.
    Aber nicht gerade erfreut, mich zu sehen. »Hallo, Sandra.«
    Ich trete an die Bar und lege beide Hände flach auf den Tresen. Ich weiß, warum sie so reagiert. Das hat Culebra mir zu verstehen gegeben, und genau deshalb bin ich ja hier. Doch vorerst ist das drängendere Problem der Vampir zu meiner Linken. Seine Abneigung flammt auf, brennt sich in mein Unterbewusstsein und fordert eine Reaktion. So viel zu meinem Plan,

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