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Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Titel: Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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einem Winken von einem Mann zu verabschieden. Normal. Menschlich. Ein schönes Gefühl.
    Ich ziehe mich an und fahre nach San Diego zurück. Nach einer schnellen Dusche ziehe ich mich um und mache mich wieder auf den Weg. Als ich die Grenze erreiche, muss ich nicht mal warten. Es ist kurz vor acht am Sonntagmorgen. So früh sind kaum Touristen nach Mexiko unterwegs, aber die Warteschlange in der Gegenrichtung ist einen knappen Kilometer lang.
    Tijuana hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren sehr verändert. Vor allem der Grenzübergang und die unmittelbare Umgebung. Wo es früher nur eine schlechte Straße und ein paar Straßenhändler gab, die Töpferwaren und ähnlichen Mist verkauften, steht jetzt ein ganzes Einkaufszentrum, klimatisiert, mit schicken Läden und trendigen Restaurants.
    Aber ich fahre weiter in die Stadt und folge der Avenido Revolucion bis ans Ende zu der Adresse, die Culebra mir gegeben hat. Hier sind wir wieder im Tijuana meiner Jugend. Meine Mom fand es grässlich hier, aber Besucher von weiter weg wollten immer unbedingt das echte Tijuana sehen. Natürlich ist meine Familie nie so weit vorgedrungen. Hier sind die schmalen Straßen von Bars und Bordellen gesäumt, ein paar riskant aussehenden Schnellrestaurants und Läden voller falschem Türkisschmuck und authentischen MayaTöpfereien.
    Die Maya müssen ein Handelsabkommen mit China gehabt haben. Hier gab es früher die Shows, die berüchtigten Tiernummern. Die haben eine Menge Touristen angezogen, bis die Regierung einen Versuch unternahm, sie zu schließen. Den Schildern über den Bareingängen nach zu urteilen, ist das nicht gelungen.
    Ich war seit Jahren nicht mehr hier. Erinnerungen steigen in mir auf. Als Teenager haben meine Freundinnen und ich uns mit gefälschten Ausweisen und einem dicken Bündel Geld über die Grenze geschmuggelt, weil es hier billigen Alkohol und Abenteuer gab. Ich habe mich damals nie gefürchtet. Ich war dumm, naiv, aber nie ängstlich. Doch wenn der eigene Bruder auf dem Weg zu einer Vorlesung an der Uni von einem Betrunkenen überfahren wird, sieht man Gefahr aus einer anderen Perspektive.
    Beim Anblick der Bar, in der ich Culebra treffen soll, wünsche ich mir, ich hätte das Auto genommen, das David und ich für die Arbeit benutzen, einen gewöhnlichen Ford Crown Victoria, und nicht meinen Jaguar. Ich fürchte, wenn ich vor diesem Schuppen parke, könnte ich nachher vor der nackten Karosserie stehen. Was hat Culebra sich nur dabei gedacht?
    Sobald ich vor der Bar halte, tritt ein etwa zwölfjähriger Junge aus der Tür. »Sind Sie Señorita Strong?«, fragt er auf Englisch mit starkem Akzent.
    Er ist groß und mager, und eine Locke seines dichten schwarzen Schopfs hängt ihm wie ein Komma mitten in die Stirn. Er strahlt harte Unabhängigkeit aus. Hart verdient, nehme ich an, wenn ich mir die Umgebung hier ansehe. Er steckt in einer sauberen, aber abgetragenen Jeans und einem roten Harvard-Sweatshirt.
    Ich nicke. Er streckt die Hand aus. »Für zwanzig Dollar passe ich auf Ihr Auto auf.«
    Muss wohl die Harvard Business School gewesen sein. Ich zücke meine Brieftasche und gebe ihm zehn Dollar. »Die restlichen zehn bekommst du, wenn ich wieder da bin und mein Auto noch heil ist.«
    Er nimmt den Geldschein an, schlendert zu meinem Wagen und lehnt sich an die Beifahrertür. »Er ist im Hinterzimmer. Gehen Sie durch.«
    Widerstrebend wende ich mich von meinem Auto ab. Mir bleibt nur ein Trost – falls doch etwas passieren sollte, hat David einen Freund in einer sehr guten Autowerkstatt. Laute Musik mit einem treibenden Rhythmus, richtige Strip-Musik, dringt plötzlich aus der Bar. Ich schiebe mich durch die Schwingtür, und die Musik wird lauter. Die miserable SoundAnlage klingt wie ein Ghettoblaster aus den späten Siebzigern, die Bässe sind überlaut, die Höhen pfeifen. Der Verstärker könnte genauso gut aus Blech bestehen.
    Der Geruch nach schalem Bier und überreifen Männern ist so stark, dass ich die Nase rümpfe. Aber ich vergesse den Gestank und die schreckliche Musik, als ich mich im schummrigen Inneren der Bar umsehe und erkenne, was hier läuft.
    Zehn Männer in diversen Stadien der Trunkenheit hängen um eine Art kurzen Laufsteg herum. Eine hart wirkende Frau in den Dreißigern stolziert vor ihnen auf und ab, anzüglich grinsend. Sie trägt ein knappes Top, das ihre Brüste kaum bedeckt, und einen Minirock ohne Unterwäsche. Das ist bei jedem kalkulierten Schritt unübersehbar.
    Hinter ihr

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