Annies Entscheidung
Fußboden prallte.
Maisy eilte zu ihm. „Lass deinen Vater weitermachen.“
„Aber…“
Sie nahm Annies Kopf auf den Schoß und funkelte Logan an. „Ich kümmere mich um sie.“
Sara hockte sich zu ihnen und sah von ihm zu Annie und zurück. „Du tropfst sie voll.“ Sie gab Logan ein Stück Verbandmull.
Er drückte es auf seine Wunde und wischte mit dem Daumen einen Blutstropfen von Annies Arm. „Sie ist erschöpft.“
„Lass Dad die Wunde verbinden, Logan.“
Annie bewegte sich. Langsam schlug sie die Augen auf und starrte ihn an. „Was…
O Gott.“ Sie wurde noch blasser. „Es tut mir Leid.“
„Psst. Bleib liegen.“ Logan strich ihr das Haar aus der Stirn.
Sie tastete nach seinem Gesicht. „Was ist dir passiert?“
„Ein Draht ist gerissen und hat mich getroffen.“
„Und deshalb werde ich dich jetzt mit Antibiotika voll pumpen“, sagte Hugo über ihnen. „Jetzt komm schon her.“
„Lass ihn weitermachen“, drängte Annie sanft. „Bitte.“
Logan zögerte. Dann setzte er sich wieder auf den Stuhl. Erneut beugte Hugo sich über ihn. „Wenn sie dich mit ihrer süßen Stimme bittet, auf der Insel zu bleiben, tust du das dann auch?“ fragte er leise.
Logan schloss die Augen. „Halt den Mund, und mach weiter“, flüsterte er scharf.
Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Er sah hoch. Es war Maisy. „Ich sollte euch beide hier einschließen, bis ihr euch vertragt.“
„Irgendwann würde man unsere Leichen finden“, entgegnete Hugo trocken.
Maisy hob die Hände und versuchte gar nicht erst, die Stimme zu senken.
„Idioten. Alle beide.“ Sie zeigte auf Hugo. „Du hast deinen Kindern nie erzählt, dass ihre Mutter chronisch depressiv war und dir das Leben zur Hölle gemacht hat, weil sie sich weigerte, ihre Medikamente zu nehmen.“ Dann sah sie Logan an. „Und du hast nie gesehen, dass dein Vater noch mehr litt als du. Deine Mutter hat nicht seinetwegen Selbstmord begangen.“
Logan warf seinem Vater einen Blick zu. „Er hat ihr genug Grund gegeben, depressiv zu werden.“
Maisy stampfte mit dem Fuß auf. „Hört auf damit. Sofort.“
Hugo setzte den letzten Stich und gab Logan eine Spritze. Er schien es zu genießen. Dann packte er alles wieder in die Arzttasche, schob seine Zigarre in den Mund, bedachte Maisy mit einem wütenden Blick und marschierte hinaus.
Maisy schob die Hände in die Taschen ihres Kleids. „Sara, du verbindest deinen Bruder. Annie, du gehst in die Küche und bittest George um ein paar von den Muffins, die er gestern Morgen im Bürgerhaus gebacken hat. Ihr müsst essen.“
Sie drehte sich auf dem Absatz um und verschwand auf den Flur.
Sara riss eins der Päckchen auf, die Hugo auf dem Schreibtisch gelassen hatte, und tat, was Maisy ihr befohlen hatte. Dann sah sie zwischen Annie und Logan hin und her und eilte ebenfalls davon.
Annie wollte aufstehen.
Blitzartig war Logan da, um ihr zu helfen.
„Tut es weh?“ fragte sie und strich mit den Fingern über den Rand des Pflasters an seinem Kiefer.
„Nicht so sehr wie die Nadel, die er mir in den Arm gerammt hat.“
„Wie hast du dich an dem Draht geschnitten?“
„Ist doch egal.“
„Mit anderen Worten, es geht mich nichts an.“
Er sah aus wie ein Mann, dessen Nerven zum Zerreißen gespannt waren. „Wo ist Riley?“
„Wahrscheinlich bei Kenny?“
„Gehen wir sie suchen.“
Annie war etwas schwindlig, und das hatte nichts mit ihrer Ohnmacht zu tun.
„Logan?“
„Wir erzählen es ihr gemeinsam.“
Sie presste die Hände auf den Bauch, um das mulmige Gefühl zu unterdrücken, das darin aufstieg.
Sie sprach nicht aus, was sie bedrückte.
Drei Tage. Dann zwei. Und jetzt nur noch einer.
Dann würde Logan die Insel verlassen.
Und Riley würde nach Hause zurückkehren.
Annie würde auf Turnabout bleiben, mit ihren Kräutern und Heilmitteln.
Aber wenigstens würden alle die Wahrheit kennen. „Okay“, sagte sie. „Wir gehen sie suchen.“
„Ich brauche keinen anderen Dad“, sagte Riley trotzig. „Und auch keine andere Mom.“
Logan nickte. „Du hast schon Eltern.“
„Das macht es dir leicht, was?“
„Riley…“
Riley sah Annie an. „Er hat nur mit dir geschlafen, mehr nicht. Er ist nicht mal freiwillig nach Turnabout gekommen. Er ist hier, weil mein Dad ihn geschickt hat, damit er mich holt. Vermutlich weiß er nicht, dass ich von dir bin, sonst hätte er jemand anderen genommen.“
„Da könntest du Recht haben.“ Die tiefe Stimme kam von der anderen
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