Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen
erkennen. Außerdem ist es wichtig, dass unsere Ziele nicht im Widerspruch zu unseren Wertvorstellungen stehen. Aber vor allem müssen wir unsere Ziele kennen. Laotse hat dazu vor 2300 Jahren schon gesagt, dass nur der den Weg finden kann, der sein Ziel kennt.
Wahrscheinlich gibt es deshalb heute so viele Bücher zum Thema: Sowohl im Privaten als auch im Beruflichen sprechen heute alle über Ziele. Ein sehr beliebtes privates Ziel ist beispielsweise das Schlankwerden. Über das Schlankwerden selbst gibt es unzählige Bücher, wie Schlank im Schlaf, Ich bin dann mal schlank oder gar Wünsch Dich schlank . Im Berufsleben geht es oft darum, wie Vorgesetzte mit Mitarbeitern Ziele vereinbaren. Die Gefahr besteht jedoch darin, dass wir oft überzogene Idealvorstellungen als Ziele formulieren. Dann können wir uns noch so sehr anstrengen, sind aber trotzdem frustriert, weil wir unsere Ziele nicht erreichen. Natürlich ist es vielleicht wünschenswert, die idealen Maße, den idealen Job, den perfekten Mann und die intelligentesten Kinder zu haben. Aber vielleicht wird meine Figur auch bei ständigem Hungern nicht zur Modelfigur. Möglicherweise ist die Arbeit manchmal einfach öde. Auch der Mann hält nicht immer, was er verspricht, und die Kinder weigern sich permanent, ohne Probleme aufzuwachsen. Und das ist vielleicht auch gar nicht allzu schlimm, sondern einfach Realität.
Jean-Paul Sartre spricht von der Faktizität: Es gibt Dinge in unserer Welt, die uns prägen und die wir nur beschränkt oder vielleicht auch gar nicht beeinflussen können, so wie die Familie oder die Gesellschaft, in die wir hineingeboren werden. Trotzdem besitzen wir die individuelle Freiheit, wie wir mit diesen Dingen umgehen, welche Einstellung wir zu ihnen haben. Manche Dinge sind vielleicht eher Unzulänglichkeiten, die wir besser akzeptieren als idealisieren. Wir täuschen uns, wenn wir meinen, dass die Zukunft ein Dasein ohne Probleme und ohne Sorgen für uns bereithält. Das Glück ist oft flüchtig, die Dinge oft unbeständig. Trotzdem tun wir gut daran, den Mut zu haben, das Leben so zu nehmen wie es ist, und das Beste daraus zu machen. Das Beste daraus zu machen, heißt, Ziele zu formulieren, die herausfordernd und motivierend sind, aber dennoch innerhalb der eigenen Machbarkeit stehen. Die Ziele sollten in einem sinnvollen Zusammenhang zu unseren Wertvorstellungen und zu unseren Wünschen stehen. Wenn wir ihnen dann noch einen zeitlichen Rahmen verpassen, sie konkret festlegen und gleichzeitig mit Leben erfüllen, haben wir den Grundstock für ein zielorientiertes Leben gelegt. Wir müssen uns jedoch darüber bewusst sein, dass jedes Ziel, so hoffen wir, irgendwann einmal erreicht ist. Die Zielerreichung ist damit an einen Augenblick gebunden. Wie wir bereits wissen, verrinnen diese Augenblicke nur allzu schnell und werden zur Vergangenheit. Genau dasselbe gilt für den Sinn des Lebens, wenn wir ihn nur an Augenblicke koppeln.
Deshalb gibt es wahrscheinlich auch nicht den einen Sinn des Lebens. Unzweifelhaft gibt meine Tochter meinem Leben einen Sinn. Und ich bin mir sicher, dass sie immer eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen wird. Aber auch dieser Sinn hat sich in der Vergangenheit immer mal wieder verändert und wird das voraussichtlich auch zukünftig tun. Auch wenn Alina nie ein vollkommen selbstständiges Leben führen wird, wird auch sie sich mit der Zeit wohl nicht mehr nur an mir orientieren. Und das ist gut so. Denn auch sie hat ein Recht auf ein eigenes, sinnvolles Leben – in welcher Form auch immer.
In Form sein
Die Lebensform ist das, was dem Leben die Bestimmtheit oder vielleicht auch die Gestalt verleiht. Form hat grundsätzlich immer etwas mit Struktur und Regelmäßigkeit zu tun. Eine Form hält innerhalb von bestimmten Grenzen etwas zusammen, das von anderen Formen unterschieden werden kann. Sie ist dabei nichts, was sich ständig verändert, sondern etwas, das durch Wiederholbarkeit, Dauer und Beständigkeit gekennzeichnet ist. Auch eine Lebensform ist eine regelmäßige, dauerhafte, nicht zufällige Umgrenzung der Haltung und des Verhaltens, der Gesten und Gewohnheiten, die ein Mensch sich aneignet, die er aber auch mit anderen teilen kann. Lebensformen organisieren die Vielfalt von möglichen Verhaltensweisen und bieten damit dem einzelnen Menschen Sicherheit und Halt.
Wir alle werden zunächst einmal in eine Lebensform, in eine Kultur hineingeboren, die wir nicht weiter hinterfragen. Wenn es dann aber
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