Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen
Schlaflosigkeit, Energiemangel und Antriebslosigkeit sind vielleicht Alarmzeichen, aber sofern diese Zeichen nur phasenweise auftreten, muss dies noch kein Problem sein. Der Burn-out -Experte Matthias Burisch weist auf folgende Anzeichen hin: Meist fängt es an mit gesteigertem Arbeitseinsatz, mehr Überstunden, weniger Sozialkontakte und negativer Arbeitseinstellung. Oft stellen sich dann Unzulänglichkeitsgefühle, Pessimismus, abnehmende Motivation und Schlafstörungen ein. Es wird immer schwieriger, sich in der Freizeit zu erholen, die Essgewohnheiten verändern sich. Schließlich hat man Gefühle der Sinnlosigkeit und der negativen Lebenseinstellung. Eine Art von Depression.
Sinnkrisen gibt es also vor allem bei Menschen, die entweder über- oder unterfordert sind. Ich denke, wir befinden uns in einer Gesellschaft, in der beides vermehrt der Fall ist. Aber es ist nicht nur die Arbeit, die heute zu Sinnkrisen führen kann. Generell stellen wir uns die individuelle Sinnfrage, wenn wir aus Vertrautem herausfallen, wenn Brüche in unserem Leben passieren. Auch dann, wenn uns der Start in eine neue Lebensphase nicht so recht gelingen will oder sich unser Leben nicht so entwickelt, wie wir uns das vorgestellt haben. Schicksalsschläge, Krankheit oder der Tod eines Angehörigen können uns vor die fundamentale Frage nach dem Sinn des Lebens stellen. Wenn Sinnfragen in Krisen- oder Umbruchsituationen auftauchen, dann ist die Sinnfrage eher eine Art Symptom. Ist die Krise bewältigt, verschwindet auch die Frage. Es geht also nicht vorrangig darum, die Sinnfrage zu beantworten, sondern darum, das dahinterstehende Problem zu lösen.
Natürlich stellte auch ich mir die Frage, was für einen Sinn es haben kann, dass meine Tochter so schwer krank auf die Welt kam. Diese Art von Fragen hat mich allerdings nicht weitergebracht, denn es kann auf sie naturgemäß keine befriedigende Antwort geben.
Sinn machte deshalb nicht das Fragen, Sinn machte das Bewältigen der Krise. Da meine Tochter viermal am Herz operiert wurde, stieg von Operation zu Operation meine Zuversicht, und ich wusste von Tag zu Tag mehr, was Sinn machte und macht: das Leben meiner Tochter!
Zuvielitis
Wenn wir über unser Leben nachdenken, wird wahrscheinlich jeder von uns zugeben müssen, dass es Dinge gibt, die uns belasten, unfrei machen, deren Sinn wir vielleicht nicht verstehen. Im Hinblick auf ein freieres, »sinn«volles und glücklicheres Lebenskonzept können wir uns also fragen: Warum verabschieden wir uns nicht von sinnlosen Dingen? Warum kompliziert, wenn’s einfach geht?
Wenn wir von Dingen reden, denken wir meist zuerst an Materielles. An das, was wir besitzen. Das fängt an bei unserem Papierkram, geht weiter zu unserem Kleiderschrank, unserer Wohnung, unserer Garage, unserem Auto. Allein, wenn wir einen Blick auf unseren Schreibtisch werfen, sehen wir Unmengen von Papier oder Stiften. Wahrscheinlich könnten wir locker mehr als die Hälfte wegschmeißen.
Es gibt aber nicht nur Sachen, die für unser Leben unsinnig sind, sondern auch Gedanken, die keinen Sinn machen. Und meistens ist es so, dass wir nicht an unseren Umständen leiden, sondern an unseren Gedanken. Ständig machen wir uns Sorgen, was alles passieren könnte – die reinsten Horrorszenarien laufen in unseren Köpfen ab. Doch wenn wir ganz genau hinschauen: Wie viele dieser möglichen Katastrophen sind tatsächlich passiert? Vielleicht ist es oft besser, Dinge oder Gedanken auf sich beruhen zu lassen, loszulassen, mehr Leichtigkeit zu entwickeln. Denn es sind viele unsinnige Gedanken, die uns den Zugang zu uns selbst regelrecht verstopfen.
Aber wie lasse ich los? Wie kann ich mir Gedanken und Sorgen nicht machen? Lernen ist ein aktiver Prozess. Und wir lernen dann, wenn wir etwas tun. Das heißt, neue Gewohnheiten entwickeln, andere Gewohnheiten annehmen. Und dazu müssen wir täglich üben!
Wenn wir uns Sorgen machen, können wir uns lange sagen: »Ach komm. Das bringt doch nichts.« Wir können nicht »leer« werden von Gedanken, weil wir Wesen sind, die ständig etwas denken. Wir können uns aber dafür entscheiden, etwas anderes zu denken. Und Denken hat viel mit Konzentration und Aufmerksamkeit zu tun. Je besser es uns gelingt, unsere Konzentration und unsere Aufmerksamkeit einer Sache zuzuwenden, desto mehr sind wir von uns und unseren Sorgen abgelenkt.
Aber heute ist doch eher Multitasking angesagt. Wir telefonieren, checken unsere E-Mails und ersteigern auf eBay ein
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