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Anschlag auf den Silberpfeil

Anschlag auf den Silberpfeil

Titel: Anschlag auf den Silberpfeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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durch die Scheibe.
    Niemand war drin.
    Sie traten ein.
    Hauke kam aus dem hinteren Raum. Ein
geschäftsmäßiges Lächeln lag auf dem Feistgesicht.
    Es erlosch sofort, als er die
TKKG-Bande erkannte.
    Auch die beiden Männer kamen sicherlich
nicht als Kunden. Das sah er, obwohl Krause Pfeifenraucher war und immer nach
Tabak roch.
    Glockner zeigte seine Dienstmarke.
    „Es geht um Ihren Neffen Otto Nitschl.
Ist er hier?“
    Hauke schüttelte den Kopf. „Nein. Er
wollte durch die Stadt bummeln. Keine Ahnung, wann er zurückkommt. Aber was
wollen Sie von ihm? Die Frau hat doch ihr Geld erhalten. Kann man diese dumme
Sache nun nicht endlich vergessen.“
    „Um die geht’s nicht mehr. Ihr Neffe
hat vermutlich eine schlimmere Dummheit begangen.“
    „Was? Schon wieder? Ist ja schrecklich,
Herr Kommissar. An dem Bengel verzweifle ich noch. Meine arme Schwester, die
sich mit ihm rumplagen muß. Dabei ist er nicht böse. Nur etwas bedenkenlos.“ Er
leckte sich die Lippen. „Was hat er angestellt?“
    „Es besteht erheblicher Verdacht, daß
er versucht hat, die Bundesbahn zu erpressen.“
    Hauke erbleichte. „Unmöglich! Das
glaube ich nicht.“
    „Vermutlich hat er den gestrigen
Anschlag auf den Triebwagen benutzt, um für sich etwas rauszuschlagen.
Telefonisch gab er sich als Täter aus — und forderte eine Million. Während
zweier Telefonate spielte sich das ab. Dabei wurde seine Stimme erkannt.“
    Haukes Blick strich über die
TKKG-Bande.
    Offensichtlich dachte er sich sein Teil.
Für einen Moment glomm Bösartigkeit in den Froschaugen auf.
    Dann hatte er sich wieder im Griff, und
sein Mund zerfloß zu einem breiten Lächeln.
    „Ehrlich, Herr Kommissar! Sowas ist
völlig unmöglich. Bedenkenlos, sicherlich, kann Otto mal sein. Aber er ist kein
Millionen-Erpresser. Wann soll er denn angerufen haben? Er ist doch erst seit
gestern abend hier, und ich war fast immer mit ihm zusammen. Er wohnt auch bei
mir.“
    „Gestern abend und heute mittag war das“,
Glockner nannte die genauen Zeiten.
    Abermals schüttelte Hauke den Kopf.
    „Sehen Sie! Da haben wir’s. Ein
Riesenirrtum. Ich bin Ottos Alibi. Er hat nicht telefoniert. Zu den Zeiten war
er in meiner Nähe. Ich weiß ganz genau, daß er kein Telefon angerührt hat. Das
kann ich beschwören.“
    Glockner musterte ihn. Sein Blick
prüfte. Aber die Miene verriet nicht, zu welchem Ergebnis er kam.
    „Und noch was“, meinte Hauke
verschwörerisch. „Otto täte sowas schon deshalb nicht, weil er dafür zu feige
ist.“
    „Trotzdem“, sagte Glockner, „müssen wir
ihn vernehmen. Verständigen Sie mich, sobald er zurückkommt.“
    Er nannte seine Telefonnummer. Dann
verließen sie den Laden.
    Als sie sich ein Stück entfernt hatten,
meinte Krause: „Mich wundert’s, daß wir von diesem Hauke noch nie gehört haben,
Emil. Das ist doch ein Gauner, wie er im Buche steht. Wenn der ein Alibi
ausstellt, ist das wie ein Schuldgeständnis.“
    Glockner nickte. „Den Eindruck habe ich
auch. Wahrscheinlich machen die beiden gemeinsame Sache. Otto Nitschl ist der
Anrufer — Hauke der Drahtzieher im Hintergrund. Jedenfalls sind sie jetzt
gewarnt. Ich vermute, sie geben auf, und die Bundesbahn hat wieder Ruhe. Dann
haben wir’s allerdings schwer. Wie beweisen wir ihnen den Erpressungsversuch?“
Krause lachte. „Das wird uns nicht glücken. Ein unerledigter Fall. Da kein
Schaden entstanden ist, brauchen wir uns deshalb nicht zu grämen. Nur wegen
Pfeifer ärgert’s mich. Der hätte wieder einen Grund zum Meckern. Aber auch das
geht vorbei. Vorhin hörte ich zufällig, daß wir ihn bald los sind. Er wird
Mitte des Jahres versetzt.“
    „Sollte mich freuen“, nickte Glockner. „Da
wir gerade hier sind — sehen wir mal nach, was Schulzl-Müller macht.“
    „Vorhin schlief er am Schreibtisch“,
sagte Klößchen. „Und bestimmt braucht er noch mehr Schlaf.“
    Aber wenn sie geglaubt hatten, ein
Murmeltier vorzufinden, sahen sie sich getäuscht.
    Der Oberbahnler saß zwar am
Schreibtisch, schlief aber nicht, sondern zitterte.
    „Eben“, ächzte er, „ist... ist die
Nachricht... durchgekommen. Meldung... über Zugbahnfunk.“
    „Und?“ fragte Glockner.
    „Ein... Anschlag. Schon... schon wieder
ein Anschlag. Ein Anschlag auf den Silberpfeil.“
    Stille.
    Die vier Freunde sahen sich an.
    Glockner und Krause tauschten Blicke.
    „Eben ist es passiert. Vor wenigen
Minuten.“ Schulzl-Müller wischte über sein bleiches Gesicht und pochte gegen
die Unterlippe, als

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