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Anschlag auf den Silberpfeil

Anschlag auf den Silberpfeil

Titel: Anschlag auf den Silberpfeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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drückte auf den Gabelumschalter, und
die Verbindung war unterbrochen. Otto würde sich wundern, aber nicht
mißtrauisch werden.
    „Nun?“
    Alle sahen den Bahnler an.
    Seine Miene war bereits Antwort.
    Er fieberte. Die Augen glänzten, als
hätte sich sein Cockerspaniel erstmals ohne Gegenwehr die Ohren säubern lassen.
    „Ich schwöre, der ist es.“
    „Sie sind ganz sicher?“ fragte Tim.
    „Absolut.“
    „Gott sei Dank!“ seufzte Klößchen. „Ich
dachte schon, ich hätte für nichts und wieder nichts auf die Schokowelle
verzichtet. Jetzt zerren wir ihn zum nächsten Gefängnis — mit ‘nem Strick um
den Hals. Und dann feiern wir im Eis-Café, ja?“
    „Nein!“ sagte Tim. „Jetzt sind wir
nicht mehr zuständig. Wir sausen ins Präsidium und verständigen Herrn Glockner.
Und hör endlich auf mit der Schokowelle, Willi. Die schwappt dir nicht weg. Du
kriegst sie schon noch.“

21. Das Goldpüppchen
     
    Während sie auf ihren Stahlrossen durch
die Stadt jagten, äußerte Karl Zweifel.
    „Und was ist“, rief er in den
Benzindunst, „wenn sich Otto inzwischen verkrümelt?“
    „Wohin sollte er abhauen“, meinte Tim. „Zurückfahren?
Wir kennen ihn und seinen Onkel. Außerdem wurde bei der Bahnpolizei in
Haffstedt seine Adresse erfaßt. Untertauchen kann er also nicht. Es sei denn,
er seilt sich ab in die Fremdenlegion. Aber was wäre das für ein Leben!“
    Vor dem Polizei-Präsidium stellten sie
ihre Tretmühlen ab. Auf dem Weg zu Glockners Büro sahen sie etliche Bekannte,
die sie begrüßen mußten.
    Dann waren sie da. Gaby wollte
anklopfen, aber die Tür wurde von innen geöffnet. Freilich nur etwas; und der
Typ, der das Zimmer verlassen wollte, ließ die Hand auf der Klinke, während er
weitersprach — sozusagen im Hinausgehen noch ein paar Freundlichkeiten
absonderte.
    „...kann ich nur wiederholen, Herr
Kollege: Dieser Erich Jesper nützt uns gar nichts. Der ist seelisch gestört,
außerdem Heranwachsender. Kein guter Fang! Fassen Sie den Erpresser, der die
Million haben will. Und das bitte bald.“
    Glockners Antwort klang ruhig. „Ich
habe noch zu arbeiten, Herr Pfeifer. Und an Ihrem Schreibtisch ist sicherlich
auch viel zu tun.“
    „Glockner! Sie vertragen es nicht, wenn
man Ihnen sagt, wie die Dinge liegen.“
    „Und ob ich das vertrage. Nur unsere
Betrachtung ist etwas unterschiedlich, Herrrrr Pfeifer.“
    Der Polizeirat lachte seifig.
    Als er herauskam, stand die TKKG-Bande
vor ihm.
    Die Jungs sahen Glockners Vorgesetzten
zum ersten Mal.
    Er neigte zur Bauchfülle und hatte ein
Bluthochdruck-Gesicht, das sich im unteren und oberen Drittel verjüngte.
    Sieht aus wie ein Frosch mit
Sonnenbrand, dachte Tim und blickte geringschätzig auf Pfeifers Wampe.
    „Ach, die Gaby!“ meinte der. Dann legte
er Gehässigkeit auf. „Dich sieht man oft. Schularbeiten machst du wohl nachts?“
    „Gar nicht“, erwiderte sie. „Mir fliegt
das Wissen im Schlaf zu. Das liegt an der Intelligenz in unserer Familie.“
    Sie ging an ihm vorbei ins Büro, und
die Jungs schlossen sich an.
    Klößchen, der letzter war, schloß
Pfeifer die Tür vor der Nase.
    Glockner lächelte erfreut.
    „Kommt rein!“ sagte er vernehmlich. „Für
euch habe ich immer Zeit.“
    „Ärgere dich nicht über den.“ Gaby
dämpfte die Stimme. Ihr veilchenblauer Zornesblick bohrte ein Loch in die Tür. „Sondern
freu dich, Papi, über unsere Neuigkeit.“
     
    *
     
    Angelo drängte zum Aufbruch.
    Haukes Stirn umwölkte sich wie ein
Sommergewitter.
    Aber Otto lauerte am Telefon und wollte
nicht weg.
    „Herbert ist zwar ein bißchen beknackt“,
meinte er, „aber so beknackt, daß er nicht noch mal anruft, ist er nun auch
wieder nicht.“
    „Vielleicht hat er nur deinen Hunderter
und keinen Groschen mehr“, überlegte Hauke. „Oder er ist auf der Durchreise und
jetzt bereits in weiter Ferne. Oder er läßt sich von der Störung entmutigen,
weil er denkt, unser Telefon sei kaputt.“
    „Komm endlich!“ knurrte Angelo. „Sonst
fahre ich ohne dich, mache die Arbeit allein und kassiere später deinen Anteil.“
    „Könnte dir so passen.“ Otto griff nach
seiner Jacke.
    „Wenn dieser Herbert kommt“, sagte
Hauke, „nehme ich dein Geld in Empfang. Und nun los! Aber seid vorsichtig. Und
denkt dran: Morgen steht’s groß in der Presse.“
    „Hoffentlich ohne unsere Namen“, sagte
Angelo.
    Sie zogen ab.
    Der Suzuki-Jeep, blitzblank und
metallisch grün, stand auf dem Hbf-Vorplatz.
    Das Stoffverdeck war geschlossen.

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