Anthologie - Das Lotterbett
oh!« kreischte sie wieder und wieder.
Er verausgabte sich völlig und war mehr tot als lebendig.
»Laß es kommen!« stöhnte sie. »Ich will jeden einzelnen Tropfen. Oh, oh, jetzt kommt es bei mir! Oh, wie himmlisch!«
Sie sackte unter ihm zusammen, und er trennte sich von ihr und blieb ebenfalls liegen. Sein Schwanz war jetzt zusammengeschrumpft und lag auf der Seite wie eine leere Wurstpelle. Sie nahm ihn in die Hand und streichelte ihn.
»Man sagt ja immer«, flüsterte Anton und starrte dabei an die Decke, als könne er mich sehen, »daß die Könige die Welt regieren. Oder die Staatsmänner. Da wählen sie Abgeordnete und Senatoren und Gesandte, aber das alles ist ja nur Schiet. Was wäre das denn alles ohne Pint? Kannst du mir das sagen? Mit dem Pint fängt’s an, und mit dem Pint hört’s auch auf. An dem Tage; wo es damit zu Ende ist, ist auch Schluß mit dem ganzen Krempel. Dann ist die Erde tot. Eine Erde ohne Pimmel, stell dir das mal vor! Nur ein Haufen glatter Bäuche wie verschnittene Böcke. Da können sie noch so viel von Atomwolken und Quecksilbervergiftung quatschen, das wird die Menschheit niemals umbringen. Solange es den Pimmel gibt, stirbt die nicht aus!«
Mutter hatte das bekommen, was sie nötig hatte. Schlapp und zufrieden lag sie da und nickte nur. Anton war offensichtlich sehr belesen. Er machte sich über alles seine Gedanken. Aber das interessierte Mutter nicht im geringsten. Das einzige, was sie interessierte, war der Pint, was bewies, daß Anton mit seiner Theorie recht hatte. Sie lag wohlig in der Sonne da wie eine weiße Henne im Sand. Und Anton lag neben ihr und fuhr in seinen Ausführungen über die Bedeutung des Pimmels fort.
»Was würdest du denn sagen, wenn ich keinen Schwanz hätte?« fragte er. »Es gibt solche, die ohne Schwanz geboren werden. Und sie kann man nicht zurechtschnippeln. Ein schielendes Auge, das kann man heilen. Und ein krummes Bein kann man geradebiegen. Beim Pimmel kann man nichts machen. Ich kenne einen armen Teufel, der hat ihn sich mit Draht geschient; es war nur ein ganz kleiner Pimmel, ‘ne Konfirmationsnille, und nachdem er ihn mit Draht geschient hatte, rutschte er ja rein, aber das war auch alles, was sich dabei machen ließ. Ich meine, ihn zu schienen. Einem Toten kann man den Schwanz nicht abnehmen und ihn einem andern Kerl annähen. Im Grunde sollte man ja mehr von der Sorte haben. Genau wie man zwei Lungen hat und zwei Nieren. Streikt die eine, hat man ja immer noch die andere; genauso könnte es mit dem Schwanz sein. Ich kenne einen Mann, der keinen Pimmel hatte, und dabei hat er geheiratet und seine Frau angeschmiert. Es blieb ihm nichts anderes, als einen Nachbarn zu bitten und teuer dafür zu bezahlen. Obwohl ein guter Nachbar so etwas eigentlich gratis machen müßte.«
Mutter schielte schon wieder nach Antons Pint. Und dann griff sie zu und hob ihn hoch. Sie tat es mit einem solchen Ruck, daß ich schon fürchtete, sie werde ihn abreißen.
»Na, Vorsicht!« sagte Anton. »Ich hab’ schließlich nur den einen. Und ein Schwanz in der Hand ist besser als zehn auf dem Dach. Einmal hat so ein Weibsbild ihn ihrem Liebhaber abgebissen, und der starb daran, und sie hat man ins Irrenhaus gebracht. Sie war nämlich pintoman. Du verstehst schon, wie solche, die Häuser anzünden. Sie konnte einfach keinen Pint sehen, ohne reinzubeißen und mal zu probieren, wie er schmeckt, und wenn er dann in ihr explodierte, wußte sie nicht mehr, was sie tat und biß zu, und so passierte das auch damals. Sie hatte schon eine gute Weile diese Angewohnheit gehabt und schon in mehrere Pimmels gebissen. Möchte mal wissen, wie es ihr jetzt so geht. In dieser Klapsmühle kriegt sie sicher keinen Schwanz zu schmekken. Das gehört wohl zur Behandlung.«
Mutter lag jetzt vor Antons Schwanz auf den Knien. Sie hatte ihn wieder in die Höhe getrieben. Als sie sich jetzt vorbeugte, um das Schauspiel zu genießen, entstanden auf ihrem Bauch lauter Falten wie bei einem Frosch. Sie hatte große, abstehende Ohren. Ihre Brüste waren wie zwei Polster. Die Warzen waren rot und reif. Anton saugte daran. Er nahm zuerst die eine in den Mund und lutschte daran wie an einer Himbeere. Als er sie in den Mund nahm, schlug sein Pimmel aus. Er fuhr in die Höhe wie eine Rakete. Mutter hockte sich darüber. Sie hatte ihre weißen Augen zurückbekommen und sah aus, als habe eine Krankheit sie befallen. Laut stöhnend begann sie, seinen Schwanz mit der freien Hand zu bearbeiten.
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