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Anthologie - Das Lustbett

Anthologie - Das Lustbett

Titel: Anthologie - Das Lustbett Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schultern, die festen Brüste. Weiter ging es über den Nabel bis zum Mittelpunkt ihres Wesens. Ich lag auf den Knien. Sie nahm meine Hände.
    »Komm!«
    Das Bett – das Lustbett.
    »Du…«
    Sie antwortete nicht, kroch aber näher zu mir und küßte die Salzfässer in meinen Schlüsselbeinen, ließ ihre Lippen wie Schmetterlingsflügel flattern, über die Rippen zum Bauch und wieder zurück. Eine starke, sehnige Hand an meinen Hüften. Ein schnelles Hingleiten über die Innenseite des Schenkels; Gänsehaut in atemloser Erwartung.
    Wie in einer Höhle eingeschlossen mit ihrem duftenden Haar über meinem Gesicht, ließ ich meine Hand über Samthaut wandern. Eine Brust wurde umfaßt und geküßt, die dunkelrote Brustwarze ganz zart gebissen. Ich konnte mich nicht länger beherrschen, ließ meine Hand zwischen die Marmorpfeiler ihrer Schenkel gleiten, im Zeitlupentempo, bis ich den warmen, schon feuchten Rosengarten erreichte.
    Harriet stöhnte leise. Ich führte ihre Finger, die wie emsige Insekten über meinen Körper fuhren, und plötzlich – ein Griff um die Hoden. Auf einen Ellbogen gestützt, beobachtete sie, wie der Kamerad da unten sich zu seiner vollen Größe erhob, eine Säule mit blaurotem Kapitell, die in die Höhe strebte. Sie erschauerte.
    »Schnell!«
    Sie zog mich über sich, und wie durch ein Wunder, ohne daß Hände geholfen hätten, gab der liebliche Widerstand nach, und ich glitt hinein in die freundliche, weiche, feuchte Wärme.
    Der lange, bebende Seufzer ging in Keuchen über; alles war Rosenfeuer und blendend weißer Schnee. Hoch zu den Berggipfeln, dann ein Rutschen über den Gletscher hinunter in die alles auslöschende Dunkelheit.
    Wir sahen den Dharma-Leib Buddhas; das All in dem totalen Nicht-Sein.
II
    Ich wurde davon wach, daß jemand an die Tür klopfte, hart und pochend.
    »Monsieur, Monsieur!«
    »Ja, was gibt’s denn?«
    »Pierette muß das Zimmer saubermachen. Sie hat nur noch Ihr Zimmer, Monsieur, und wir können ja nicht einfach unseren Zeitplan nur Ihretwegen…«
    »Ja, ja, schon gut, in einer halben Stunde!«
    Wütend vor sich hinmurmelnd, schlurfte sie durch den Flur. Pierette kicherte irgendwo da draußen und kippte etwas um, was einen Höllenlärm machte.
    Wie spät war es? Neun Uhr, und die Stadt war wieder voll auf Touren. Ich sah nach links. Eine schwarze Mähne, halb unter dem Laken versteckt; darunter eine Nasenspitze und ein feiner Mund, der im Schlaf lächelte. Sie lag zusammengerollt wie ein kleines Gürteltier, unbeeindruckt von Verkehrslärm und Wirtinnengeklopfe.
    So. So ist es gut. Auf dem Rücken, die Zigarette in Brand gesetzt, und der blaue Rauch, der sich zur Zimmerdecke emporringelte. Vor vier Tagen… Vor vier Tagen war dieses Gottesgeschenk in mein Leben gekommen, weil es seinen Kaffee nicht bezahlen konnte… Was zum Teufel bedeutete schon Monique, diese kleine Streberin… In diesem Augenblick gab es außer Harriet, einem Cello und einem Klavier absolut nichts, was mir etwas bedeutete… Was war das denn schon wieder? Dieses gottverdammte Klopfen…
    »Verflucht noch mal, was ist denn?«
    »Ich bin’s, Jack. Seid ihr empfangsbereit?«
    »Das war dir doch schon immer egal. Komm rein.«
    Der haarige Gorilla, der jetzt hereinwackelte, hörte auf den Namen Kevorkian und behauptete, daß alle Armenier sich mindestens viermal am Tag rasieren müßten. Wenn er sich gerade nicht rasierte, schrieb er im Nebenzimmer an dem großen Roman. Damit beschäftigte er sich jetzt schon seit drei Jahren, und der Teufel soll mich holen, wenn er nicht schon zwei Kapitel fertig hatte.
    »Halt die Dezibelzahl unten, Harriet schläft noch.«
    »Kann ich deinen Elektrorasierer haben? Meiner streikt schon wieder mal. Außerdem habe ich einen ekelhaften Kater; Gallimard hat gestern drei Novellen gekauft. Du hast doch nicht etwa irgendwo ein paar Tropfen Gift herumstehen?«
    »Was du brauchst, ist nicht ein Rasierapparat, sondern eine Motorsäge. Sieh mal auf der Kommode nach, ich glaube, er liegt da. Der Kognak steht hinter dem dritten Notenhaufen in der Garderobe, aber ich will die Flasche heute nachmittag wiederhaben. Voll.«
    »Natürlich, natürlich, du kennst mich doch. Bob fragt, ob ihr übers Wochenende mit nach Orves wollt. Seine Tante will wieder eine Orgie feiern.«
    »Das fragt er nur, weil ich der einzige bin, der ein Auto hat. Bestell ihm einen schönen Gruß und sage, daß wir mitmachen, aber nur, um mit dem Unterleib was Schönes anzustellen.«
    »Aber genau das

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