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Anthrax

Anthrax

Titel: Anthrax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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und ließ einen keilförmigen Gesichtsfetzen und ein Stück Augenlid in ein Reagenzglas plumpsen. Er hatte die Schnitte in rasantem Tempo vorgenommen.
    »Sie hatten mir Ihr Wort gegeben«, stammelte der Geschäftsführer und starrte angeekelt auf das klaffende Loch in Connies Wange.
    »Stimmt«, bestätigte Jack. »Aber mir ist gerade klargeworden, daß wir verpflichtet sind sicherzustellen, daß das geschwollene Auge nicht die Folge eines Infektionsprozesses ist. Außerdem habe ich wie immer chirurgische Präzisionsarbeit geleistet. Sehen Sie doch, was für ein winziges Stückchen ich nur herausgetrennt habe! Ich habe vollstes Vertrauen, daß Sie das kleine Loch mit Ihren kosmetischen Zauberkünsten wieder verschwinden lassen.«
    »Das ist ja wohl unerhört!« ereiferte sich Strickland und beugte sich über die Leiche, um die Verschandelung aus der Nähe zu betrachten. Er war entsetzt. Seiner Ansicht nach handelte es sich keineswegs um ein kleines Loch. Connies Gesicht sah entstellt und unwiderruflich verändert aus. Jack warf die Proben, die benutzten Utensilien und sogar die umgestülpten Gummihandschuhe hektisch in die Tasche und schloß den Schnappverschluß. Er fühlte sich wie ein Bankräuber, der gerade das Bargeld entgegengenommen hat und jetzt zusehen muß, daß er entkommt. Er packte Warren am Ärmel seines Kapuzenshirts und zog ihn zur Tür. »Wir machen jetzt einen zügigen und gesitteten Abgang«, flüsterte er seinem Kumpel zu.
    Beim Passieren der ersten Doppeltür hörten sie den Leiter des Bestattungsinstituts im Hintergrund wüst schimpfen. Als sie die zweite Doppeltür hinter sich gelassen hatten, hielten sie nach Flash Ausschau. Er war nirgends zu sehen. Sie gingen nach draußen und entdeckten ihn auf dem Gehweg, wo er nervös auf und ab marschierte. »Los!« rief Jack. »Wir hauen ab!«
    Zügigen Schrittes eilten sie zum Auto. Jack befürchtete zwar nicht, daß sie verfolgt wurden, aber er wollte so schnell wie möglich weg. Mit dem Gesichtshautmanöver hatte er den Bogen überspannt. Für den Geschäftsführer eines Bestattungsinstituts war es die schlimmste Sünde, bei einer Leiche das Gesicht zu entstellen.
    Sie stiegen ein. Warren startete den Motor, und sie fuhren schweigend zurück in Richtung Prospect Park. Flash fand schließlich als erster die Sprache wieder: »Habt ihr nichts zu berichten? Was habt ihr herausgefunden?«
    »Ich habe herausgefunden, daß ich nie wieder ein Beerdigungsinstitut betrete«, wiederholte Warren seinen Entschluß. »Es sei denn, ich werde hineingetragen. Was, zum Teufel, haben sie bloß dem armen Kerl auf dem anderen Tisch angetan? Seine Innereien mit einem Vakuumsauger herausgeholt? Ich wäre beinahe in Ohnmacht gefallen, das könnt ihr mir glauben! So etwas Furchtbares habe ich noch nie mit ansehen müssen.«
    »Ihr habt also keinen Schimmer, was mit Connie passiert ist«, schnauzte Flash aufgebracht.
    »Immerhin haben wir die erforderlichen Proben«, stellte Jack klar. »Du mußt jetzt ein bißchen Geduld haben. Ich habe es dir ja vorhin schon gesagt – etwas Definitives läßt sich erst sagen, wenn alles untersucht ist.«
    »Aber ich habe doch gesehen, daß er sie brutal geschlagen hat«, krächzte Flash nun heiser. »Das reicht mir als Beweis.«
    Warren sah Jack im Rückspiegel an. »Siehst du jetzt, in was für einem Schlamassel ich stecke? Bei Flash redest du gegen eine Wand – egal, mit was für Engelszungen du es auch versuchst.«
    »Jetzt hör mir mal gut zu, Flash!« fuhr Jack seinen Freund wütend an. »Ich habe gerade Kopf und Kragen für dich riskiert! Ist dir das eigentlich klar?«
    »Jaha«, gestand Flash zögernd.
    »Falls dieser Strickland oder die Nebenstelle Brooklyn wegen dieser Geschichte Alarm schlagen, kann ich schwer Ärger kriegen – erst recht, wenn die Proben auch noch negativ sind. Das mindeste, was ich dafür im Gegenzug von dir erwarte, ist, daß du mir versprichst, deinem Schwager vorerst keinen Besuch abzustatten.«
    »Aber was ist mit dem blauen Auge?« blaffte Flash. »Ich wiederhole es noch einmal«, erhob Jack seine Stimme. »Wir wissen nicht, woher sie die Verletzung hat. Ich habe ihr eine Hautprobe entnommen, und wir werden sehen, was bei der Untersuchung herauskommt. Womöglich hast du recht, und sie wurde wirklich geschlagen; vielleicht hat sie sich die Verletzungen aber auch selber zugezogen. Ich habe schon Leute gesehen, die im Bad gestürzt sind und noch viel schlimmer aussahen. Es ist sogar vorgekommen, daß ein

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