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Anthrax

Anthrax

Titel: Anthrax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sich irgendwie schützen, soviel stand fest. Schließlich hatte er noch eine Weile in seinem Labor zu tun, zumindest bis zur letzten Anthraxernte.
    Ein Blick auf die Uhr über dem Kühlschrank brachte ihn auf eine Idee. Es war kurz vor fünf, also hatte Curt in wenigen Minuten Feierabend. Er nahm den Hörer ab, erkundigte sich bei der Auskunft nach der Nummer der Feuerwache Duane Street und wählte. Es meldete sich ein Feuerwehrmann, den er bat, ihn mit Lieutenant Curt Rogers zu verbinden.
    »Einen Moment bitte«, ließ sich der Feuerwehrmann vernehmen.
    Während Yuri wartete, fiel sein Blick auf die Küchentür, durch die er am Morgen ins Haus gekommen war. Er hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, sich zu vergewissern, ob sie richtig abgeschlossen war. Sie war es nicht, denn er hatte vergessen, den Sicherheitsriegel vorzuschieben. Er stand auf, zog die Telefonschnur, soweit sie reichte, mit und schob den Riegel mit einem energischen Ruck vor die Tür. »Lieutenant Rogers«, meldete sich Curt in einem zackigen Ton, der sich für seinen Rang schickte. »Hi Curt, hier ist Yuri. Ich brauche deine Hilfe.« Eine Weile sagte niemand ein Wort. »Curt, hörst du mich?«
    »Was fällt dir ein, mich hier auf der Feuerwache anzurufen?« fuhr Curt ihn mit gedämpfter Stimme an. »Hatte ich mich nicht klar genug ausgedrückt, daß so etwas nicht in Frage kommt?«
    »Du hast gesagt, ich soll nicht vorbeikommen«, widersprach Yuri. »Daß ich nicht anrufen soll, hast du nicht gesagt.«
    »Muß ich dir denn alles buchstabieren, verdammt?« fluchte Curt. »Wie wär’s, wenn du mal dein Gehirn einschalten würdest?
    Du sprichst mit russischem Akzent, und das hört man am Telefon genauso, wie wenn du leibhaftig hier aufkreuzt. Meine Kollegen müssen nicht unbedingt mitbekommen, daß ich mich mit einem Russen eingelassen habe.«
    »Ich muß dich aber sprechen«, beharrte Yuri. »Ich habe ein Problem.«
    »Was für eins denn?« fragte Curt genervt. »Ich brauche eine Waffe«, erwiderte Yuri. »Du hast mir doch erzählt, daß die PAA jede Menge Gewehre hat. Ich brauche nur ein einziges.«
    »Wofür, zum Teufel, brauchst du ein Gewehr?«
    »Um mich vor Connies Bruder zu schützen«, erklärte Yuri. »Gerade habe ich erfahren, daß er im Bestattungsinstitut war und sich die Leiche angesehen hat.«
    »Na und!«
    »Das sagst du so!« fuhr Yuri auf. »Du hast doch gestern abend ihr blaues Auge gesehen. Das hatte sie von meiner Faust. Ihr Bruder hat mir vor kurzem gedroht, mich umzubringen, wenn ich mich noch mal an seiner Schwester vergreife.«
    »Ach herrje!« stöhnte Curt.
    »Die Lage ist ziemlich ernst«, beschwor Yuri ihn. »Connies Bruder ist ein riesiges schwarzes Muskelpaket. Ich weigere mich, ohne irgendeinen Schutz im Labor weiterzuarbeiten.«
    »Ist ja schon gut. Wir besorgen dir dein beschissenes Gewehr.«
    »Ich brauche es sofort«, forderte Yuri.
    »Wir machen um fünf Uhr Feierabend und bringen es dir vorbei«, versprach Curt. »Danke.«
    »Alles klar«, entgegnete Curt und legte auf.
    Yuri schüttelte niedergeschlagen den Kopf und legte ebenfalls auf. Eigentlich hatte er Curt auch von Dr. Stapleton berichten wollen, doch der scharfe Ton seines vorgeblichen Freundes hatte ihn veranlaßt, lieber davon abzusehen. Wie schon am Abend zuvor war Curt ihm wütend und feindselig begegnet. Yuri konnte sich beim besten Willen nicht erklären, warum Curt so abweisend zu ihm war, schließlich arbeiteten sie doch an einem gemeinsamen Projekt. Ob Curt womöglich gar nicht sein Freund war? Diese Frage drängte sich förmlich auf.
    Er spülte den Rest seines Wodkas in einem Zug hinunter, stellte das Glas in die Spüle und überlegte, ob er noch genug Zeit hatte, sich seinen Schutzanzug anzuziehen und im Labor den zweiten Fermenter zu checken, bevor Curt eintraf. Schließlich kam er zu dem Schluß, daß er sich in der Nähe seines Anthraxpulvers am sichersten fühlte.

Kapitel 13
    Dienstag, 19. Oktober, 17.00 Uhr
    Jack bat Warren, ihn am an der 30 th Street gelegenen Nebeneingang des Gerichtsmedizinischen Instituts abzusetzen. Er wollte unbemerkt über die Laderampe ins Gebäude huschen, damit er auf keinen Fall als erstes Dr. Bingham oder Dr. Washington in die Arme lief. Schließlich mußte er damit rechnen, daß sein abenteuerlicher Ausflug nach Brooklyn bereits die Runde machte und für Aufruhr sorgte. Er hoffte allerdings, die Laborergebnisse der Proben von Connie Davydov vorliegen zu haben, bevor er, von wem auch immer, wegen seines

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