Anthrax
wechselte ebenfalls die Spur; doch dabei übersah er ein neben ihm fahrendes Taxi. Mit einem lauten Crash prallten die beiden Wagen seitlich aneinander. Curt beobachtete im Spiegel, wie das Taxi zur Seite geschleudert wurde und querstehend auf der Gegenfahrbahn landete. In der nächsten Sekunde kam es zu einer gigantischen Karambolage, bei der unzählige Autos ineinanderkrachten. »Ach, du meine Güte!« rief Steve, der das Unglück durch das Rückfenster des Lieferwagens verfolgte.
»Achtung!« brüllte Curt. »Er zieht schon wieder nach links rüber!« Als er es endlich geschafft hatte, sich hinter Jack einzufädeln, fuhr dieser unvermittelt einen großen Linksbogen und bog in die nach Westen führende 51 st Street ein. »So ein Mist!« explodierte Curt und schlug wütend aufs Lenkrad. Er wollte Jack unbedingt folgen. Deshalb trat er mit voller Kraft auf die Bremse und riß das Steuer nach links. Der Wagen schlingerte kräftig nach beiden Seiten, dann griffen die Reifen wieder. Trotzdem streifte er zuerst ein an der rechten Straßenseite geparktes Auto und auch noch eines auf der linken Seite. Als er den Lieferwagen endgültig wieder unter Kontrolle hatte, sah er Jack in der Ferne gleichmäßig in die Pedale treten.
»Geht dem Kerl denn nie die Puste aus?« fragte Curt und drückte das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Der Wagen brauste los.
An der Second Avenue sprang die Ampel auf Rot um, doch Curt fuhr unerschrocken in den rollenden Verkehr hinein und zog sich ein weiteres Mal den Zorn der hupenden Autofahrer zu. Steve duckte sich in seinem Sitz; er war dem auf sie zurollenden Verkehr direkt ausgesetzt und fürchtete um sein Leben.
»Leck mich doch!« brüllte Curt einem wütenden Autofahrer zu. Am Ende gelang es ihm, die Second Avenue trotz Mißachtung der Ampeln zu überqueren. Er gab wieder Gas. Jack war bereits an der Third Avenue angelangt und wartete auf Grün.
»Jetzt haben wir ihn«, atmete Curt auf. Die Ampel sprang um. Jack fuhr los. Curt drückte aufs Gaspedal und jagte mit mehr als achtzig Stundenkilometern auf die Kreuzung zu. Er wollte unbedingt bei Grün über die Third Avenue gelangen. Sein Mund wurde mit einem Mal ganz trocken, denn er wußte, wie knapp die Sache war. Er betete, daß ihm kein in Richtung Norden fahrendes Taxi in die Quere kommen möge, das die Kreuzung bei Rot passierte. Sie gelangten ohne Zwischenfall hinüber. Jack hatte nur noch einen halben Block Vorsprung; doch als sie auf bestem Wege waren, ihn endgültig wieder einzuholen, bog ein Auto aus einer Parklücke und zwang Curt, kräftig zu bremsen. Als er sich der Stoßstange seines Vordermanns auf ein paar Zentimeter genähert hatte, begann er wild zu hupen, doch der Fahrer zeigte sich völlig unbeeindruckt. Derweil überquerte Jack bereits die Lexington Avenue.
»Ich fasse es nicht!« wütete Curt. Er bremste noch mal und schlug frustriert mit der Hand aufs Lenkrad. Sein Vordermann war wegen Gelb vom Gas gegangen. »Wie kann man nur so ein Pech haben! Vor uns fährt offenbar der einzige Autofahrer New Yorks, der bei Gelb anhält.« Er wühlte sich nervös mit der Hand durchs Haar. »Vielleicht sollte ich die Karre einfach aus dem Weg schieben.«
»Sieh dir mal den Verkehr an«, warnte Steve. Auf der Lexington Avenue quälten sich die Autos Stoßstange an Stoßstange voran. »Da kommen wir nicht durch. Aber keine Sorge – vor der nächsten Kreuzung schnappen wir ihn uns.« Curt grollte, sagte aber nichts.
»Laßt mich endlich raus!« rief Yuri, als er merkte, daß sie standen. Er quetschte sich nach vorn und lugte zwischen den Vordersitzen hindurch.
Steve sah Curt an, der zuerst mit den Schultern zuckte und dann nickte. Steve öffnete die Tür und stieg aus. Yuri krabbelte aus dem überfüllten Wagen und blieb mit zittrigen Beinen auf der Straße stehen. Steve stieg wieder ein. »Wir sehen uns heute abend um elf!« rief Curt ihm vom Fahrersitz zu. »Schau, daß du bis dahin alles fertig hast.«
»Keine Sorge«, entgegnete Yuri heiser. Als die Ampel auf Grün umsprang, begann Curt sofort wie wild zu hupen. Der Wagen vor ihnen fuhr in aller Seelenruhe bis zur Straßenmitte und ordnete sich ein, um links abzubiegen. Nun riß Curt endgültig der Geduldsfaden. Er gab Gas, bevor sein Vordermann aus dem Weg war, und prallte mit voller Wucht gegen dessen Stoßstange. Der Fahrer sprang unter lautem Protestgeschrei aus dem Wagen. »Geschieht ihm recht«, grummelte Curt und lachte hämisch, während er seinen Weg in Richtung
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