Antiheld - Thriller (German Edition)
zweite Kugel traf ihn mitten in das geöffnete Maul. Die Pa trone kollidierte mit einem seiner Schneidezähne, brach ab. Er kam der Länge nach auf. Blieb erst regungslos, dann jedoch be gann sich sein Brustkorb von neuem zu heben.
Trotz dieser zweier Kopfschüsse schien Keller unversehrt zu sein. War dieser Teufel überhaupt irgendwie verwundbar?
Zu allem Überfluss beobachtete Christian nun einen Vorgang, welchem er bereits einige male bewohnen durfte. Kellers Bein, wie es eine verschwommene Form annahm. Sich mehr und mehr auseinanderzog.
Er nahm die Nebelgestalt an und das obwohl kein Nebel herrschte, was wiederum bedeutete, dass Christian endgültig in ernsthaften Schwierigkeiten steckte.
*
Wie konnte das sein? Bisher war dies doch auch nicht der Fall gewesen.
Seine letzte Kugel steckte noch immer in Kellers Stirn. Keine Munition mehr. Mit dieser reduzierte sich auch seine Hoffnung auf Erfolg.
»Was ist denn!?« Er hörte Kellers spöttische Stimme. Sein Anblick blieb ihm indessen verwehrt. Einzig die Nebelwolke, die über seinem Haupt schwebte, verriet Kellers Position. »Willst du denn gar nicht auf deine ach so wunderbaren Kräfte zurückgreifen!?«
Er versuchte den Hohn des Nebelfängers zu verdrängen. Vielmehr setzte er all seine Konzentration auf den Nebel über ihm. Christian musste auf der Hut bleiben. Sein Gegner bevorzugte den Angriff aus dem Hinterhalt.
»Vielleicht ist es so, dass du diesen ach so wunderbaren Kräfte überhaupt nicht mächtig bist!?«
Keller versetzte Christian von hinten einen Stoß, sodass dieser nach vorne taumelte. Genau auf die Kante des Daches. Er wollte bereits wieder zurückgehen, als er einen Griff um seinen Nacken bemerkte. Erbarmungslos grub Keller seine Finger hinein. Ein weiterer Stoß folgte, sodass er den Boden unter den Füßen verlor und seine Beine in der Luft baumelten. Der einzige Halt bestand aus Kellers Griff.
»Ich könnte dich jetzt töten. Genauso wie es deiner kleinen Freundin und den ganzen anderen Nichtsnutzen ergangen ist oder aber«, sagte der Nebelfänger, wobei er seine Finger ein wenig lo ckerte, was Christian puren Angstschweiß bescherte. Er sah die vielen winzigen Autos, erkannte die Menschen, die von alldem nichts mitbekamen. »Oder aber ich lasse dich leben, damit du dir das Elend betrachten kannst. Du wirst unfähig sein einzuschrei ten. Kannst nichts unternehmen, doch wirst du zusehen müssen.«
Christian versuchte sein Gesicht in die Richtung seines Wider sachers zu lenken, was ihm bloß bedingt gelingen wollte. Ein Schauer zog ihm die Beine hinauf, während er weiter in die Tiefe sah, die ihn jeden Moment zu verschlucken drohte.
»Ich bin ehrlich, ich habe es nie recht verstehen wollen.« Der Griff löste sich noch weiter, was Christian zischend Atem entwei chen ließ. »Du setzt das Leben deiner Familie wie dein eigenes aufs Spiel, um Leute zu beschützen, die du gar nicht kennst. Wie verrückt muss man eigentlich sein? Vor allem, wenn man bereits im Vorfeld weiß, dass man machtlos ist.«
»Genau das ist es, was aus mir einen Helden und aus dir einen erbärmlichen Verlierer macht.« Die Angst nagte immer stärker an ihm. Trotzdem schaffte es Christian zu lächeln. »Ich brauche kei nen Grund für meine Taten. Ich sehe es als Selbstverständlichkeit an. Ich mag mich vielleicht nicht in Nebel verwandeln können, kann nichts mit Hilfe meiner Gedanken bewegen oder mutiere zur rasenden Bestie, aber setze ich dennoch mein Leben aufs Spiel, um das zu beschützen, was mir lieb ist.
Auch wenn ich Entscheidungen traf, die unter Umständen nicht immer korrekt waren, so dienten sie doch nur für einen höheren Zweck. Sieh es ein, Keller. Selbst wenn du mich jetzt umbringst, du bleibst am Ende doch nur der Versager.«
Kellers kalte Augen starrten ungläubig auf den Hinterkopf Christians. Das Erstaunen wich langsam zu Zorn über.
»Du Made!«, knurrte er hinter geschlossenen Zähnen. »Du kleine dreckige Made bezeichnest mich als einen Verlierer!?« Keller hielt ihn noch tiefer hinab. Christian vernahm das Hupen der Autos, quietschende Reifen, bellende Hunde, kreischende Kinder. »Du hattest alles. Eine Familie, einen Job. Doch hast du alles weg geworfen, bloß um ein wenig Superheld spielen zu müssen. Nun bist du allein. Vollkommen allein und wehrlos.« Keller schnaufte wütend. Weißer Rauch quoll aus seinen Nüstern. »Ich wollte dich ja erst am Leben lassen, allerdings glaube ich, dass es jetzt ohnehin keine Rolle mehr
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