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Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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schwoll das Fleisch zu einem eiförmigen Gebilde an. »O je, das sieht nicht gut aus. Wenn wir ganz rasch einen kalten Wickel machen, können wir das Schlimmste vielleicht noch verhindern. Komm!« Simone war schon auf den Beinen und wollte auch Rosanna aufhelfen, doch die schlug ihre Hand weg.
    Â»Lass mich, es geht schon wieder! Was willst du eigentlich hier? Du hängst schon wieder wie eine Zecke an mir!« Mit einem düsteren Blick wandte sie sich ab.
    Als hätte sie eine Ohrfeige bekommen, wich Simone zurück. »Ich … hab schlecht geträumt, und da wollte ich …«, stammelte sie. Ein dumpfer Schmerz erfüllte sie, lähmte ihre Gedanken, sodass sie Rosannas nächste Worte nur wie durch einen Schleier vernahm.
    Â»Ich bekomme ein Kind.«
    Simone schlug eine Hand vor den Mund. Hatte sie richtig gehört?
    Rosanna ließ beide Hände in den Schoß sinken. Mit ihrer Wut schien auch jegliche Kraft sie verlassen zu haben. »Warum soll ich dich anlügen? Bald wird es eh jeder wissen. Alle werden mit dem Finger auf mich zeigen …« Sie schlug die Hände vors Gesicht. Laute Schluchzer drangen aus ihrer Kehle.
    Â»Du bekommst ein Kind?«, flüsterte Simone ungläubig, doch in ihren Ohren hallte es wie ein Schrei. Ein Kind, ein Kind, ein Kind … Sie wusste genau, wer die Schuld an Rosannas Zustandtrug! Hasserfüllt schaute sie in Richtung des Hauses, wo ihr Bruder den Schlaf des Gerechten schlief. Im nächsten Moment traf sie eine weitere Erkenntnis, härter, als ein ganzer Berg Strohballen sie hätte treffen können.
    Â»Heilige Mutter Maria, hilf!« Sie bekreuzigte sich hastig. »Du wolltest es töten …«
    Rosanna, ihr Engel, war nicht besser als ihre Mutter? Eine Sünderin?
    Rosanna weinte leise. »Es ist nicht so, wie du denkst …«
    Â»Ich hab’s nicht haben wollen!«, ertönte von irgendwoher die Stimme ihrer Mutter, hart und böse.
    Ich hab’s nicht haben wollen!
    Simone hielt sich die Ohren zu. Gottes Zorn war nahe.
    Eine Zeit lang war außer dem gelegentlichen Muhen der Kühe nichts zu hören.
    Simone hätte später nicht mehr sagen können, wie lange sie auf dem kalten Steinboden saßen. Aber es war lange genug, um zu erkennen, dass Zacharias für Rosannas Sündenfall verantwortlich war. Er hatte sie nicht nur geschwängert, er war auch schuld daran, dass Rosanna sich vor dem Herrgott versündigt hatte!
    Â»Es ist nicht so, dass ich es nicht haben will«, sagte Rosanna endlich. »Aber wenn ich nur daran denke, wie eure Eltern reagiert haben, als Kathi … Und sie und Gerhard waren immerhin schon offiziell verlobt. Von Zacharias und mir wissen deine Eltern ja nicht einmal etwas. Ich kann mir vorstellen, was die beiden sagen werden, wenn sie erfahren, dass Zacharias und ich uns lieben.« Rosanna blinzelte mit tränenschweren Augen. »Und jetzt noch ein Kind!«
    Liebe, pah! Am liebsten hätte Simone das Wort ausgespien. Glaubte Rosanna tatsächlich, ein Mann könnte sie so lieben, wie sie, Simone, es tat? Zacharias war doch nur auf sein Vergnügen aus!
    Â»Und was sagt er dazu? Ich meine, hat er dir geraten, dass du …« Mit unbeweglicher Miene deutete Simone auf dieStrohballen. »Das ist nun das Ende davon, dass du dich mit ihm eingelassen hast. Einem Mann darf man nicht vertrauen! Und meinem lieben Bruder schon gar nicht! Aber du musstest ja –«
    Â»Er weiß noch gar nicht, dass ich schwanger bin«, unterbrach Rosanna sie müde. »Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen, weil … ja, weil das die Sache besiegeln würde. So kann ich mich noch an die Hoffnung klammern, dass alles vielleicht nur ein Irrtum ist.« Sie verschränkte ihre Hände wie zum Gebet. »Vielleicht kommt ja meine Blutung wieder, wenn ich mich ein bisschen körperlich anstrenge …« Ihre Stimme erlahmte.
    Simones Gesicht verdüsterte sich erneut. »Nenn es, wie du willst, ich nenn es eine Sünde! Wir können nur hoffen, dass der liebe Gott so früh am Morgen noch geschlafen und nicht hingeschaut hat.« Unwillkürlich fiel ihr Blick durch die mit Spinnweben verhangenen Stallfenster. Es dauerte gewiss nicht mehr lange bis zum ersten Hahnenschrei, und bald würde jemand nach ihnen suchen.
    Â»Du und dein lieber Gott! Der kennt mich doch gar nicht – sonst hätte er mich davor bewahrt,

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