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Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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bisdahin noch zu erledigen gebe, sagte er, und dass es wichtig sei, den richtigen Zeitpunkt für dieses entscheidende Gespräch zu wählen. Außerdem müsse er unbedingt einen Tag erwischen, an dem es dem Vater gut gehe. Ihm unsere Neuigkeiten an einem schlechten Tag zu überbringen würde uns gewiss keine Vorteile verschaffen, fügte Zacharias noch hinzu.
    Darin musste ich ihm Recht geben. Erst ein paar Tage zuvor hatte Gustav Zacharias zu sich gerufen und ihm aufgetragen, sämtliche Schweine zu schlachten. Er wolle von nun an keinen Saustall mehr unterhalten, hatte er im Brustton der Überzeugung gesagt. Obwohl Zacharias und Franziska versuchten, Gustav diese Idee auszureden, bestand er darauf. Ob sein Wort in diesem Haus nichts mehr gelte, schrie er und warf sogar mit der Bibel, die auf seinem Nachttisch lag, nach Franziska. Also schlachteten Anton und Zacharias alle vier Sauen, den Eber und die zwanzig Ferkel. Bis spät in die Nacht räucherte Anton den Großteil der Würste und fragte sich, wie wir so viele Würste jemals an den Mann bringen sollten. Doch am nächsten Tag hatte Gustav von alldem nichts mehr gewusst! Wie die beiden Söhne auf solch eine Idee kommen konnten, wollte er wissen. Nie und nimmer hätte er sie beauftragt, die prächtigen Muttersauen zu verwursten … Aber da war der Schaden bereits geschehen gewesen.
    Ich bezweifelte, dass der Wirt jemals wieder der Alte werden würde. Aber ich sah ein, dass es keinen Sinn machte, ihm unsere Neuigkeiten mitzuteilen, solange er derart durcheinander war.
    Der Martinitag ging ins Land. Gustav hatte seine klaren und seine verwirrten Momente. Ich wartete – und nichts geschah. Es fiel mir schwer, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Am Esstisch sah ich Zacharias immer wieder mit flehenden Augen an. Warum sprichst du nicht wenigstens mit deiner Mutter?, bedeutete mein Blick. Doch er wich ihm aus, und stattdessen handelte ich mir von Franziska böse Blicke ein.
    Nachts kam Zacharias nun nicht mehr in meine Kammer. Als ich nach dem Grund fragte, sagte er nur, es wäre nicht gut, wenn uns ausgerechnet jetzt jemand zusammen erwischen würde. Auchtagsüber kam es mir manchmal so vor, als würde er mir aus dem Weg gehen, doch dann redete ich mir ein, dass er nur zu viel zu tun hatte. Ich wollte geduldig sein.
    Etwas hatte sich verändert, aber das wollte ich nicht wahrhaben.
    Simone war fuchsteufelswild, weil sich ihr Bruder so zierte. Sie bot an, mit ihm zu reden, doch das wollte ich bei meiner Seele nicht. Als ob er gerade auf sie gehört hätte! Er hatte mir versprochen, dass alles gut werden würde, und daran hielt ich mich fest …
    Mit einem Plumps ließ Rosanna den Lappen, mit dem sie gerade den Boden der Wirtsstube gewischt hatte, in den Wassereimer fallen. Fertig! Als sie sich strecken wollte, spürte sie plötzlich ein Stechen in ihrem unteren Rücken, das sie leise aufschreien ließ. Sie holte vom nächststehenden Tisch einen Stuhl und stellte ihn auf den Boden. Dann ließ sie sich langsam darauf nieder. Nur einen Moment ausruhen …
    Â»Schon Feierabend?«, ertönte Franziskas scharfe Stimme von der Tür her.
    Bevor Rosanna aufstehen konnte, stand die Wirtin schon neben ihr. Beide Hände in die Hüften gestemmt, schaute sie Rosanna vorwurfsvoll an. »Was sitzt du hier am helllichten Tag herum und hältst Maulaffen feil? Hör zu, so kann es nicht weitergehen. Wenn du glaubst, ich weiß nicht, was los ist, dann hast du dich getäuscht!«
    Rosanna spürte, wie ihr Magen sank. Hatte Zacharias etwa … Hilflos schaute sie zur Tür. Sie murmelte eine Entschuldigung und wollte aufstehen.
    Â»Hier geblieben!«, hielt Franziska sie zurück. »Jetzt reden wir beide mal miteinander!«
    Sie nahm ebenfalls einen Stuhl vom Tisch und setzte sich Rosanna gegenüber.
    Â»Schon seit Wochen ist deine Arbeit nichts mehr wert, dafürschleichst du den ganzen Tag lang meinem Jungen hinterher! Glaubst du etwa, ich hätte nicht bemerkt, dass du unseren Hofengel mit deinen liebeskranken Blicken regelrecht verfolgst? Keinen Schritt kann er tun, ohne dass du dich an seine Fersen heftest. Wenn er in die Wurstküche geht, rennst du ihm nach. Wenn er das Lager aufräumt, hast du rein zufällig auch dort zu tun. Nur weil ich bei Gustav am Krankenbett sitze, bin ich nicht blind geworden!«, zeterte Franziska. »Der arme Junge

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