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Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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oder?« Rosannas Worte kamen wie bittere Galle aus ihrem Mund.
    Simone bekreuzigte sich abermals. Es war die pure Verzweiflung, die ihre Freundin so sprechen ließ. Sie musste nur das Häufchen Elend, das ihr gegenüber kauerte, betrachten, um dessen sicher zu sein. Krampfhaft suchte Simone nach einer Erlösung für Rosannas geplagte Seele. »Wenn Gott will, dass du ein Kind bekommst, dann wird er dir auch helfen«, sagte sie mit weitaus mehr Zuversicht, als sie wirklich verspürte. Doch schon mit dem nächsten Satz wurde alles einfacher. »Zacharias hat dich in diese Lage gebracht, also muss er dir auch wieder heraushelfen! Du hättest schon längst mit ihm sprechen sollen, statt dich allein damit zu quälen. Schließlich ist er der Vater deines Kindes. Er muss dich heiraten, so, wie der Gerhard die Kathi hat heiraten müssen. Dann wird alles gut. Denk doch mal nach: Dann wirst du meine Schwägerin!« Die letzten Worte klangen fast ein bisschen verwundert. Rosanna wurde ihreSchwägerin – wie wunderbar! Eigentlich war doch alles ganz einfach.
    Â»Meinst du?«, fragte Rosanna skeptisch, aber in ihren Augen funkelte ein Hauch Hoffnung.
    Direkt vor ihnen seilte sich eine Spinne vom Stalldach ab.
    Simones erster Impuls war, das Tier zwischen Daumen und Zeigefinger zu zerquetschen. Stattdessen sagte sie lächelnd: »Schau, eine Spinne! Die bringt Glück, heißt es!«
    Alles würde gut werden. Der liebe Gott hatte sie heute Morgen in die Scheune geschickt, um Rosanna zu helfen.
    Â»Wenn Zacharias mich heiratet, dann wäre ich ja … die Wirtin.« Rosanna biss sich auf die Lippe. Zum ersten Mal, seit Simone sie gefunden hatte, spielte ein kleines Lächeln um ihren Mund.
    Â»Ja, das wärst du«, bestätigte Simone nickend, obwohl sie sich an den Gedanken erst noch gewöhnen musste. Was wäre dann mit der Mutter? Ha, der würde es recht geschehen, wenn sie nichts mehr zu sagen hätte! Dann war es aus mit dem Herumkommandieren und mit den Gemeinheiten. Und Rosanna würde bestimmt dafür sorgen, dass sie, Simone, ordentliche Schuhe bekam.
    Sie riss sich mit aller Macht aus ihren Tagträumen, befreite einen Strohhalm aus Rosannas Haar und streichelte ihre Wange.
    Geliebte Rosanna! Ihr Schutzengel.
    Â»Stell dir vor: Bald sind wir verwandt! Und ich werde dir helfen, mit dem Kind und mit allem. Nie werde ich dich im Stich lassen!« Halb zu sich und halb zu Rosanna sagte sie: »Du wirst schon sehen, alles wird gut!«

An jenem Tag habe ich mich aus der Waschküche zu Zacharias geschlichen, der hinter dem Stall beim Holzspalten war. Mein Herz tat einen Hüpfer, als ich ihn sah. Bei jedem Schlag stieß er eine weiße Atemwolke aus. Seine Stirnlocken waren feucht vom Nebel und von der Anstrengung. Zacharias – der Mann, den ich liebte. Ich hätte ihm stundenlang zuschauen können!
    Als er mich sah, ging ein Strahlen über sein Gesicht, und er wollte sofort etwas sagen. Ich aber legte einen Finger auf die Lippen und forderte ihn stumm auf, mir in den Stall zu folgen. Zu dieser Zeit war dort für gewöhnlich niemand.
    Ohne Umschweife kam ich zur Sache.
    Zacharias schaute mich ungläubig an. »Ein Kind … Rosanna, bist du dir sicher? Ich meine …«
    Ich nickte stumm.
    Â»Ein Kind.« Wie eine schlecht geführte Marionette stakste Zacharias im Stall umher. »So plötzlich? Damit habe ich nicht gerechnet. Wir haben doch aufgepasst!«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Er wirkte so … hilflos. Ich hätte ihn gern beruhigt, aber ich wusste einfach nicht, wie. Also beobachtete ich jede seiner Regungen, versuchte sie zu deuten. Er machte mir keinerlei Vorwürfe, nahm mich aber auch nicht in den Arm. Er schien benommen, als hätte er zu viel Bier getrunken.
    Geteiltes Leid ist halbes Leid, sagt man. Aber nicht alles, was die Leute sich zum Trost sagen, stimmt.
    Erst als Anton nach ihm rief, kam Zacharias wieder zu sich. Er legte mir seine Hände auf die Schultern. Als er sich an einem Lächeln versuchte, flackerte sein Blick ein wenig. »Wir kriegen das schon hin! Aber zuerst muss ich nachdenken.«
    Später am selben Tag kam er zu mir ins Backhaus und sagte, er habe nun gründlich über alles nachgedacht. Es sei nicht gut, bei seinen Eltern sofort mit der Sprache herauszurücken. Wir sollten bis nach Martini damit warten. Ich wisse ja, wie viel Arbeit es

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