Antrag nach Mitternacht
auf den Boden drücken. Die Kutsche setzte sich in Bewegung, während sie beide miteinander kämpften. Da Perkins stärker war als sie und zudem ihre Hände gefesselt waren, konnte sie sich noch so sehr gegen ihn wehren, sie erreichte nichts. In wenigen Augenblicken hatte er sie mit seinem Halstuch zum Schweigen gebracht. Ein perfekter Mundknebel. Danach wickelte er ein Seil um ihre Fußgelenke und lehnte sich schließlich zufrieden nach hinten. „Sind Sie aber widerspenstig“, sagte er, während er auf sie herabsah. „Das hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.“ Ein boshaftes Grinsen umspielte seine Mundwinkel. „Vielleicht wird das ja doch interessanter, als ich dachte. Ich habe noch nie Frauen leiden können, die stocksteif daliegen. Womöglich werde ich mit Ihnen meinen Spaß haben. Was meinen Sie?“
Er strich mit einer Hand über ihren Körper, woraufhin sie vor Abscheu zu würgen begann. „Und Sie sind auch viel kurvenreicher als ich dachte.“ Als sie ihm einen zornigen Blick zuwarf, lachte er nur. „Oh, ja, wenn Sie nicht reden können, gefallen Sie mir gleich viel besser.“
Er stützte sich ab und stand auf, um sich auf die Bank zu setzen, machte sich aber nicht die Mühe, ihr aufzuhelfen. Francesca gelang es, sich aufzurichten. Anschließend versuchte sie auf der gegenüberliegenden Bank Platz zu nehmen, wobei sie die größtmögliche Distanz anstrebte. Ihre Fußsohlen schmerzten vom Kopfsteinpflaster, und das Seil lag so fest um ihre Knöchel, dass sie ihre Füße schon bald nicht mehr würde spüren können. Auch die Fessel um ihre Handgelenke saß sehr fest, und in das Halstuch waren ihre Haare geraten, sodass ihre Kopfhaut schmerzte, sobald sie sich bewegte. Überall am Körper hatte sie Prellungen und Abschürfungen davongetragen. Doch die Schmerzen waren letztlich willkommen, weil sie sie davon abhielten, vor Verzweiflung in eine Starre zu verfallen.
Wohin brachte er sie? Und warum hatte er sie entführt? Im Grunde konnte sie sich nur zu gut ausmalen, was er mit ihr vorhatte, sobald sie ihr Ziel erreichten. Sie musste schlucken, und ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken, als ihr durch den Kopf ging, was ihr bevorstand. Krampfhaft versuchte sie, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Sie fragte sich, ob ihre Diener wohl etwas von der Entführung mitbekommen hatten. Jemand musste davon wach geworden sein, als er die Treppe mit ihr hinuntergerannt war. Aber selbst wenn sie ihn gesehen und in ihm Perkins erkannt hatten, was sollten sie unternehmen?
Sie wussten nicht, wohin er sie brachte. Und an wen würden sie sich wenden, damit er ihnen half? Fenton würde an Rochford denken, doch wenn er den Duke aufsuchte, würde Sinclair sich überhaupt dafür interessieren, was mit ihr geschehen war? Ein Stich ging ihr durchs Herz, als sie daran dachte, wie er sich mit versteinerter Miene von ihr abgewandt hatte.
Vielleicht kam Maisie auf die Idee, sich an Irene zu wenden. Da Callie nicht mehr in der Stadt war, war es naheliegend, Irene zu benachrichtigen. Sie würde auch am ehesten helfen können. Das galt natürlich genauso für Dominic, aber der lebte in Redfields und war damit gut einen Tagesritt weit entfernt. Sollte Fenton ihn aufsuchen, dann würde die Spur, die zu ihr führen könnte, kaum mehr auffindbar. Und zudem zweifelte sie nicht daran, dass Perkins bis dahin längst seine Rache an ihr verübt haben würde.
Ihre Chancen standen noch am besten, wenn sie Irene um Hilfe baten. Sie würde ihren Mann fragen, und der würde wissen, wie sie am besten vorgehen sollten. Das war ihre einzige Hoffnung, dass einer ihrer Diener Perkins erkannt hatte, wie er sie aus dem Haus verschleppte, und dass Fenton oder Maisie den Einfall hatte, sich sofort an Irene zu wenden.
Wenn nicht, dann … Nein, sie weigerte sich, diesen Gedanken auszuführen. Stattdessen wollte sie lieber ihre Flucht planen und überlegen, wie sie ihre Fesseln lösen oder Perkins überrumpeln konnte. Sie drehte sich von ihm weg, so gut es ging, und rollte sich zusammen. Vermutlich dachte er, dass sie aus Angst diese Pose einnahm, und es war ihr zuwider, dass er so etwas glauben konnte. Aber Sinn der Sache war, ihre Hände vor ihm zu verbergen, um sich ihren Fesseln zu widmen. Sie versuchte, das Band zu dehnen, so weit es ging. Der Stoff schnitt sich in ihr Fleisch, doch davon ließ sie sich nicht aufhalten. Immerhin war das ein viel glatteres Material als das Seil, das er um ihre Fußgelenke gebunden hatte. Auch wenn er
Weitere Kostenlose Bücher