Antrag nach Mitternacht
auch vor. Aber es war nicht möglich, Bromwell das zu fragen, was sie wissen wollte. Falls er geholfen hatte, Perkins vor die Tür zu setzen, dann würde er ihr das wahrscheinlich nicht sagen, und falls nicht, würde das ihn und Callie nur zu unnötigen Fragen veranlassen.
Zum Glück bemerkte sie in dem Moment ein Paar, das sich ihr und Callie näherte, sodass sie schnell das Thema wechseln konnte. „Oh, da sind Lord und Lady Hampton. Zweifellos wollen sie sich verabschieden. Ist dir schon einmal aufgefallen, dass sie grundsätzlich als Erste fortgehen?“
Sie ließ ihre Freundin allein, um sich zu den beiden zu begeben. Danach brachen nach und nach auch die anderen Gäste auf, woraufhin Francesca in der Nähe der Tür zum Korridor in Position ging, wo sie sich leichter von jedem verabschieden konnte. Es dauerte nicht lange, da waren alle gegangen, und die Diener begannen aufzuräumen. Francesca ging nach oben ins Schlafzimmer. Da Maisie den anderen beim Beseitigen der Teller und Gläser half, mühte sie sich allein damit ab, die Verschlüsse ihres Kleids zu öffnen und ihr hochgestecktes Haar zu öffnen. Schließlich war beides vollbracht. Sie zog ihren Morgenmantel an, setzte sich ans Fenster und bürstete ihr Haar aus. Ein Flügel stand einen Spaltbreit offen, um die kühle Nachtluft hereinzulassen, die nach der Wärme im Saal umso angenehmer war.
Sie war mit ihren Haaren noch nicht fertig, als am Ende des Häuserblocks ein Mann auftauchte. Sie beugte sich vor und blinzelte, doch es war zu dunkel, um sein Gesicht zu erkennen. Seine Statur und seine Gangart verrieten ihr jedoch, dass es sich nur um Rochford handeln konnte.
Vor ihrem Haus blieb er stehen und schaute nach oben. In ihrem Zimmer war es fast dunkel, da sie die Kerze gleich an der Tür abgestellt hatte. Der Mann zögerte und sah zur Haustür.
Rasch beugte sich Francesca vor und klopfte gegen eine der Scheiben. Ruckartig hob er den Kopf, sein Blick suchte das erste Stockwerk ab. Sie lehnte sich aus dem offenen Fenster und rief im Flüsterton: „Rochford.“
Als er sie entdeckte, zog er seinen Hut und verbeugte sich tief. Sie zeigte auf die Haustür, verließ ihren Platz am Fenster, nahm die Kerze an sich und verließ ihr Schlafzimmer.
9. KAPITEL
Er wartete auf der Treppe vor ihrem Haus, als sie die schwere Tür aufgeschlossen und geöffnet hatte. Da die Diener noch immer damit beschäftigt waren, im Saal Ordnung zu schaffen, legte Francesca einen Finger an ihre Lippen, um ihm zu bedeuten, er solle ruhig sein. Es war nicht nötig, dass das Personal mitbekam, wie sie um diese Uhrzeit noch einen Mann ins Haus ließ, selbst wenn es sich um jemanden wie den Duke of Rochford handelte. Von ihrer eigenen Dienerschaft wusste sie, dass die verschwiegen war, aber sie kannte nicht die Leute, die Fenton für den heutigen Abend eingestellt hatte, um bei dem Fest auszuhelfen.
Rochford reagierte erstaunt auf ihre Geste, sprach jedoch kein Wort, als er eintrat. Sie warf einen Blick über die Schulter zu dem hell erleuchteten Raum und bedeutete dem Duke, ihr zu folgen.
Sie führte ihn in den Damensalon ganz am Ende des Korridors. Er war nicht nur ihr Lieblingszimmer, sondern auch am weitesten von dem Raum entfernt war, in dem sich die Diener aufhielten. Als er eingetreten war, schloss sie die Tür hinter ihm und ging zum Tisch, um eine Kerze anzuzünden. Dann drehte sie sich zu Rochford um, verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn ernst an. „Also gut, beichten Sie.“
„Mit Vergnügen“, gab er belustigt zurück. „Und was soll ich beichten?“
„Mir ist nicht entgangen, dass Mr Perkins mit einem Mal nicht mehr anwesend war.“
„Vielleicht hat er sich gelangweilt. Ich glaube, er hat bei Ihren Gästen nicht viel Anklang gefunden.“
Francesca zog eine Augenbraue in der Manier hoch, wie er es so gern machte. „Mir ist auch aufgefallen, dass Sie und Ihre Komplizen zur gleichen Zeit spurlos verschwunden sind.“
Er grinste sie an. „Meine Komplizen? Verraten Sie mir auch, wer meine ‚Komplizen‘ sind?“
„Lord Radbourne und Lord Bromwell. Was haben Sie getan?“
„Wir haben Perkins lediglich davon überzeugt, dass es ihm anderswo besser gefallen dürfte. Und dann haben wir ihn begleitet, damit er auch sicher dort ankommt.“
„Sinclair! Haben Sie ihm etwas angetan?“
„Ich muss doch sehr bitten, Francesca. Halten Sie mich etwa für einen Grobian?“, fragte er, während er eine winzige Fluse vom Ärmel seiner makellosen schwarzen
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