Antrag nach Mitternacht
unwichtig. Doch als ich ihm dann nicht glauben wollte und ich mich ihm gegenüber auf eine Weise verhielt, die er als Verrat hatte deuten müssen – ich fürchte, das war der Moment, von dem an er den Menschen mit noch mehr Misstrauen begegnete.“
„Das mag ja sein, aber wenn er gar nicht heiraten will …“
„Er muss heiraten. Das weiß er so gut wie ich. Er ist der Duke of Rochford, er braucht einen Erben, dem er den Titel und sein Anwesen vermachen kann. Rochford ist viel zu verantwortungsvoll, als dass ihm das nicht klar sein sollte. Ich will ihm nur dabei helfen, das zu tun, was er tun muss.“ Sie grinste ihre Freundin schelmisch an. „Und gerade du kannst nicht leugnen, dass ich sogar diejenigen vor den Altar bringen kann, die ihre Entschlossenheit kundtun, gar nicht heiraten zu wollen.“
Irene reagierte mit einem Lächeln. „Ich muss zugeben, du besitzt die Gabe, selbst die größten Skeptiker zusammenzubringen. Allerdings muss ich mir die Frage stellen, wie der Duke auf diesen Plan reagieren wird.“
„Oh, ich hab gar nicht die Absicht, ihn einzuweihen“, erwiderte Francesca. „Deshalb darfst du davon ja auch kein Wort zu Gideon sagen. Ich bin sicher, Rochford würde es als maßlose Einmischung meinerseits bezeichnen und mir verbieten, damit weiterzumachen. Deshalb habe ich nicht die Absicht, ihm die Gelegenheit dazu zu geben.“
Irene nickte und sah sie amüsiert an. „Es sollte nicht so schwierig sein, Frauen zu finden, die gewillt sind, den Duke zu heiraten. Er ist der begehrteste Junggeselle im ganzen Land.“
„Ich weiß, und ich kann mir auch vorstellen, dass jede ihn heiraten möchte. Aber es reicht nicht, ihn mit ein paar beliebigen Damen bekanntzumachen. Ich muss genau die richtige für ihn finden, was sich bislang als eine viel schwierigere Aufgabe als erwartet entpuppt hat. Allerdings verdient Rochford auch nichts anderes als eine außergewöhnliche Frau, daher verwundert es mich nicht, dass ich so gut wie gar nicht fündig werde.“
„Dennoch hast du Althea und Damaris in die engere Wahl gezogen. Hast du sonst noch jemanden für ihn auserkoren?“
„Meine Entscheidung fiel auf drei Kandidatinnen – Damaris, Althea sowie Lady Caroline Wyatt. Heute Abend muss ich mich mit jeder von ihnen unterhalten, damit ich mir überlege, wie ich sie dem Duke vorstelle.“
„Und wenn er keine von ihnen leiden kann?“, wandte Irene ein.
Francesca zuckte mit den Schultern. „Dann muss ich weitersuchen. Irgendwer muss schließlich zu ihm passen.“
„Vielleicht bin ich ja nicht die Hellste“, überlegte ihre Freundin. „Aber mir scheint es, dass du die aussichtsreichste Kandidatin wärst.“
„Ich?“ Sie sah Irene erschrocken an.
„Ja, du. Immerhin bist du die eine Frau, von der wir mit Sicherheit wissen, dass Rochford sie heiraten würde. Schließlich hat er ja bereits um deine Hand angehalten. Wenn du ihm sagst, dass du die Wahrheit erfahren hast und dass es dir leidtut, weil du ihm nicht geglaubt hast …“
„Nein, nein“, sagte Francesca erschrocken. „Das ist völlig unmöglich. Ich bin fast vierunddreißig und damit viel zu alt, um für den Duke noch als Braut zu taugen. Natürlich werde ich mich bei ihm entschuldigen und ihm gestehen, wie dumm ich gewesen war, ihm nicht zu glauben. Das muss ich tun. Aber wir beide … nein, das gehört schon lange der Vergangenheit an.“
„Tatsächlich?“
„Ja, tatsächlich. Und sieh mich bitte nicht so ungläubig an. Ich bin mir da völlig sicher. Du weißt, das Thema Ehe ist für mich abgeschlossen. Und selbst wenn das nicht der Fall wäre, ist es viel zu lange her. Zudem hat sich zwischen uns einiges abgespielt. Er würde mir niemals vergeben, dass ich mich von ihm getrennt habe – jedenfalls nicht so umfassend, dass er noch einmal etwas von mir würde wissen wollen. Rochford ist ein sehr stolzer Mann. Und seine Gefühle für mich sind schon vor ewiger Zeit erloschen. Das alles ist immerhin fünfzehn Jahre her. Ich liebe ihn nicht mehr, und er kann nicht die Frau lieben, die ihn zurückgewiesen hat. Jahrelang hat er ja nicht mal ein Wort mit mir gewechselt. Erst seit einer Weile verbindet uns wieder eine Art Freundschaft.“
„Tja, wenn du davon wirklich überzeugt bist …“
„Ja, das bin ich.“
„Und was hast du nun vor?“
„Ich … Oh! Da ist Lady Althea.“ Francesca hatte ihre Beute entdeckt, die am Rand der Tanzfläche stand und sich mit einer anderen Frau unterhielt. „Mit ihr werde ich anfangen. Ich
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