Antrag nach Mitternacht
der Meinung, dass sich das in der verbleibenden Zeit bewältigen lassen sollte. Wir können viele Grünpflanzen herbeischaffen und sie mit weißen Blumen aller Art schmücken.“
Begeistert beschrieb sie, was sich mit Netzstoff und Tüll bewerkstelligen ließ, der mit silbernen Ziermünzen gesprenkelt und in weiten Bögen quer über die Decke drapiert wurde, damit das Licht sich darin fangen konnte. Nach einigen Minuten verstummte sie und sah ihn fragend an. „Ich langweile Sie damit zu Tode, nicht wahr?“, seufzte sie.
„Keineswegs. Ich kann mir gar nichts Fesselnderes vorstellen“, versicherte er ihr, verzog dabei aber einen Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen.
„Lügner“, sagte sie ihm auf den Kopf zu.
Er begann zu lachen. „Ganz sicher wird es wunderbar werden. Alle werden verzaubert sein und die ganze Nacht durchtanzen, und wenn sie dann nach Hause gehen, werden sie erklären, dass niemand so gut zu unterhalten versteht wie Lady Haughston.“
„Aber das ist Ihr Fest, nicht meines“, stellte sie klar.
„Ich glaube, ausnahmslos jeder wird wissen, dass so etwas nicht meinem Kopf entsprungen sein kann. So viel Eleganz und Fantasie kann nur von Ihnen kommen. Werden Sie als Titania gehen, als Vision in Weiß und Silber?“
Francescas Augen begannen zu funkeln. „Das ist eine gute Idee! Was halten Sie davon, wenn jeder in Verkleidung zum Ball kommt?“
„Oh, nein, bitte nicht“, stöhnte er prompt. „Tante Odelias Ball hat mir für dieses Jahr genügt.“
„Sie waren ja nicht mal im Kostüm erschienen!“, protestierte sie. „So schlimm wäre das sicher nicht geworden.“
„Nein, aber mir wurde die Hölle heiß gemacht, damit ich im Kostüm komme, und das war vermutlich noch viel schlimmer.“
Amüsiert schüttelte sie den Kopf. Während sie sich unterhalten hatten, waren sie durch den Saal geschlendert, doch nun blieb er stehen und drehte sich zu ihr um. Sie sah ihn fragend an, da sie nicht wusste, was er vorhatte.
„Sie müssen den ersten Tanz für mich reservieren“, sagte er zu ihr.
Sein eindringlicher Blick bewirkte bei ihr, dass sie sich mit einem Mal merkwürdig schüchtern fühlte. „Ich muss mich um die Arrangements kümmern. Ich muss dafür sorgen, dass alles reibungslos abläuft. Ich werde keine Zeit haben, um zu tanzen …“
„Unsinn. Darum wird sich Cranston kümmern. Sie werden Zeit für den ersten Tanz haben.“
Sie musterte ihn genauer und entdeckte in seinen Augen etwas, das ihr den Atem verschlug. „Aber bestimmt … sollte einer der jungen Damen diese Ehre zuteilwerden. Zum Beispiel Lady Mary.“
„Nein“, gab er zurück. „Nur Sie.“
Zu ihrer Überraschung griff er nach ihrer Hand und begann einen Walzer zu summen. Lachend verfiel Francesca in den Rhythmus dieses Tanzes und wirbelte mit ihm durch den Saal. Obwohl es helllichter Tag war und es an jeglicher Dekoration mangelte, hatte dieser Augenblick etwas Magisches an sich.
Durch den Stoff seiner Jacke hindurch konnte ihre Hand die muskulösen Arme ertasten, während sie seine feingliedrigen Finger auf ihrer Taille spürte. Nach einer Weile kamen sie wieder zum Stehen, und einen Moment lang sahen sie sich schweigend an. Obwohl es nur ein kurzer Tanz gewesen war, ging sein Atem deutlich schneller, da sich seine Brust in kurzen Abständen hob und senkte. Seine Augen leuchteten in einem dunklen Licht, und Francesca spürte die Hitze, die auf einmal von seinen Händen ausging und auf sie übersprang. Dann beugte er sich vor.
Sie wusste, er wollte sie küssen, und ihr war auch klar, dass sie zurückweichen sollte. Stattdessen machte sie jedoch die Augen zu.
13. KAPITEL
Im nächsten Moment berührten seine Lippen ihre, sie fühlten sich zart und forschend an. Seine Hände verharrten in der Haltung, in der sie sich beim Tanzen befunden hatten. Weder zog er Francesca an sich, noch berührte er sie an einer anderen Stelle ihres Körpers. Nur seine Lippen ließ er für sich sprechen, indem er ihren Mund mit sanften, sehnsüchtigen Küssen verwöhnte, die sie nach mehr verlangen ließen.
Francesca erzitterte. Sie wollte sich auf die Zehenspitzen stellen und die Arme um seinen Hals schlingen, sie wollte ihn festhalten, ihn küssen, sich ganz fest an ihn drücken. Sie wollte alle Vorsicht und alle Vernunft von sich abwerfen und einfach nur genießen. Sie wollte vergessen, dass er im Begriff war, um die Hand einer anderen Frau anzuhalten, sie wollte ihre Vergangenheit vergessen und nicht darüber nachdenken,
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