Antrag nach Mitternacht
Sache kommen. Immerhin haben Sie mich beim Tee gestört.“
„Oh, ja, das sehe ich!“, fauchte der Mann und warf Francesca einen flüchtigen Blick zu. „Sie sitzen da und vergnügen sich mit Ihren Dirnen, während meine arme Mary …“
Francesca riss die Augen auf, als sie hörte, wie der junge Mann sie bezeichnet hatte. Sie wollte zum Protest ansetzen, doch Rochford machte bereits einen Schritt auf seinen Besucher zu und bedachte ihn mit einem Blick, der sogar den geschwätzigen Browning verstummen ließ.
„Ich zeige mich gnädig, was Ihr schlechtes Benehmen angeht, da Ihre Zuneigung zu Lady Mary ganz offenbar eine Störung Ihres Verstands ausgelöst hat. Aber ich kann Ihnen versichern, dass ich es nicht dulde, dass Sie diese Dame beleidigen – weder in meiner Gegenwart noch anderswo. Habe ich mich klar ausgedrückt?“
„J…ja“, stammelte Browning, schluckte nervös und wich einen Schritt zurück. Sein Blick kehrte zu Francesca zurück, und er murmelte: „Ich bitte um Verzeihung, Ma’am.“
Sie nickte erhaben. Die Unterhaltung war viel zu interessant, da wollte sie keine Zeit damit vergeuden, etwas jetzt Nebensächliches zu kommentieren.
„Nun, was Ihr … Problem angeht“, fuhr Rochford fort. „Ist Ihnen bewusst, dass ich Sie eingeladen hatte, mich morgen früh zu besuchen?“
„Ich ging davon aus, dass Sie die Absicht hatten, mich von Ihrer Verlobung mit Lady Mary in Kenntnis zu setzen. Aber für welchen Schlag Mann halten Sie mich, wenn Sie glauben, ich würde tatenlos zusehen, wie Sie sie mir wegnehmen?“
„Ich habe Sie für einen vernünftigeren Mann gehalten“, herrschte der Duke ihn an. „Haben Sie nicht mit Lady Mary gesprochen? Hat sie Ihnen nicht gesagt, warum ich mit Ihnen reden wollte?“
„Nein“, erwiderte Browning ein wenig irritiert. „Ich habe sie bislang nicht gesehen. Sie hat mir nur die Nachricht zukommen lassen, ich solle mich heute Nachmittag mit ihr im Park treffen. Doch ich bin nicht hingegangen. Ich … ich musste zuerst Sie zur Rede stellen. Ich konnte mir nicht von ihr berichten lassen, dass sie Sie heiraten wird, ohne wenigstens zuvor um sie gekämpft zu haben.“ Er straffte die Schultern und hob trotzig das Kinn, während er Rochford in die Augen sah.
„Tja, wären Sie zu ihr gegangen“, meinte er, „dann hätte sie Ihnen sehr wahrscheinlich erzählt, dass ich eine kirchliche Anstellung zu vergeben habe. Ich spiele mit dem Gedanken, sie Ihnen zu geben. St. Swithin im Dorf Overby, in der Nähe meines Anwesens in Dancy Park.“
Der Kirchenmann stutzte, machte eine verblüffte Miene, ließ dann Interesse erkennen, bis ihm auf einmal einfiel, weshalb er hergekommen war. Daraufhin gab er sich noch abweisender. „Das ist natürlich eine Anstellung, die jeder gern hätte. Allerdings lasse ich mich nicht bestechen, nur damit ich wegsehe, während Sie die Frau heiraten, die ich liebe.“
„Großer Gott!“, rief Rochford. „Wenn ich mehr von dieser Sinnlosigkeit ertragen muss, dann verspreche ich Ihnen, dass ich das Angebot zurückziehen werde. Ich versuche nicht, Sie zu bestechen, Sie Dummkopf! Ich bin gar nicht daran interessiert, Lady Mary Calderwood zu heiraten!“
Mr Browning starrte Rochford an und bekam vor Staunen den Mund nicht mehr zu. Francesca erging es nicht anders.
„Aber jeder sagt, dass Sie … dass Sie ihr so viel Aufmerksamkeit schenken“, stotterte der junge Mann.
„Ich habe sehr viel Zeit mit ihr verbracht, um mir anzuhören, wie sie Sie in den höchsten Tönen lobt“, gab der Duke beherrscht zurück. „Nach ihren Schilderungen zu urteilen, müssen Sie sich wohl vernünftiger verhalten, wenn Sie in ihrer Nähe sind.“
Browning errötete bei diesen Worten, und Francesca musste die Lippen zusammenpressen, um nicht laut zu lachen. Mit einem Mal war sie viel besser gelaunt.
„Lady Mary hat mir die ganze Geschichte Ihrer Hoffnungen geschildert“, redete Rochford weiter. „Und sie erzählte auch von der zweifellos nicht unvernünftigen Forderung ihres Vaters, keinen Mann zu heiraten, der nicht für sie sorgen kann. Eine feste Anstellung würde Sie in die Lage versetzen, eine Ehefrau und eine Familie zu ernähren, und wahrscheinlich wäre der Vater der Dame dann auch bereit, Sie zu akzeptieren. Sie hat mich um Hilfe gebeten, und ich habe mich bereit erklärt, mit Ihnen über diese freie Stelle in St. Swithin zu reden, die sich gerade erst ergeben hat.“
Mr Browning stand nur da und starrte den Duke an, während sein Gesicht
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