Antrag nach Mitternacht
Perkins. „Und was für ein Vorschlag soll das sein?“
„Ich bin bereit, Ihnen heute eine gewisse Summe zu geben – sagen wir zweihundert Pfund.“ Jetzt, da sie erst einmal angefangen hatte zu sprechen, wurde Francesca allmählich ruhiger. Sie hatte gründlich darüber nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass dieser Weg ihre einzige Hoffnung war. „Der endgültige Betrag, den Sie erhalten sollen, wird über dem liegen, was mein verstorbener Ehemann Ihnen angeblich schuldet. Im Gegenzug werden Sie mir eine vernünftige Frist einräumen, in der ich den Rest aufbringen werde.“
„Ach, werde ich das machen? Und was ist für Sie eine ‚vernünftige Frist‘?“
„Sechs Monate.“
„Sechs Monate? Sie verlangen von mir, dass ich sechs Monate warte, damit ich Besitzer des Hauses werden kann, das mir rechtmäßig bereits jetzt gehört? Mylady, ich glaube, Sie überschätzen Ihre Überredungskünste.“ Perkins erhob sich aus seinem Sessel.
„Sie können dabei nicht verlieren“, versicherte Francesca ihm rasch. „Wenn ich Ihnen das Geld nicht geben kann, behalten Sie die zweihundert Pfund.“ Natürlich ließ sie ihn nicht wissen, dass sie diese Summe noch gar nicht hatte. Falls er einverstanden war, würde sie die Pferde und die Kutsche verkaufen müssen. „Und wenn ich Ihnen in sechs Monaten die fünftausend Pfund überreichen kann, stehen Sie am Ende mit zweihundert Pfund mehr da, als Sie überhaupt gefordert haben“, fuhr sie fort. „Wenn Sie sich einen Moment Zeit nehmen, um darüber nachzudenken, werden Sie sehen, welche Vorteile das für Sie hat.“
„Mit anderen Worten: Sie wollen, dass ich Sie sechs Monate lang kostenlos in diesem Haus wohnen lasse.“ Perkins schlenderte auf sie zu.
Francesca blieb stehen und weigerte sich, vor ihm zurückzuweichen. „Von kostenlos kann wohl keine Rede sein. Meiner Ansicht nach sind zweihundert Pfund für diesen Zeitraum eine mehr als beträchtliche Miete. Außerdem sparen Sie sich den Aufwand und die Ausgaben, wenn Sie mich verklagen würden. Es wird Ihnen doch klar sein, dass Sie mir mein Zuhause nicht so leicht wegnehmen können, wenn die ganze Sache vor Gericht geht.“
„Und wie wollen Sie in sechs Monaten das Geld zusammenbekommen, wenn Ihnen das bislang nicht gelungen ist?“, wollte er wissen. „Was haben Sie vor? Wollen Sie das Haus veräußern? Das kann ich selbst tun, sobald ich es in Besitz genommen habe, und dann kassiere ich den gesamten Erlös, nicht nur das, was Ihr Ehemann mir schuldet. Warum also sollte ich Sie das Haus verkaufen lassen?“
„Weil das, was Sie machen, verabscheuenswürdig ist“, fuhr Francesca ihn an. „Sie wollen mir mein Heim wegnehmen, nur weil mein Mann so dumm war, vor Jahren eine Spielschuld einzugehen!“
„Verabscheuenswürdig bin ich also, wie?“ Er verzog den Mund wieder zu diesem frechen Grinsen. „Offenbar hatten Sie schon immer eine schlechte Meinung von mir. Es hat Ihnen nicht gefallen, dass ich Ihr Haus beschmutzt habe, nicht wahr? Sie haben auf mich herabgesehen, seit Sie mir das erste Mal begegnet sind. Für Ihren Ehemann war ich einfach nicht gut genug.“
Er stand so dicht vor ihr, dass sie wieder seine Alkoholfahne riechen konnte, dennoch wich sie nicht zurück und wahrte ihren neutralen Gesichtsausdruck.
„Sie haben Andrew zu all diesen Dummheiten angestiftet“, warf sie ihm vor. „Ich habe ihm aber nicht gesagt, dass er etwas Besseres war als Sie.“
„Das mussten Sie auch gar nicht. Es war Ihnen deutlich anzusehen. Und ihm ebenfalls. Er war ein Haughston, seine Familie ist mit dem Eroberer hergekommen, während ich nur der jüngste Sohn irgendeines Gutsherrn war. Ich bin von gewöhnlicher Herkunft.“
„An Ihrer Herkunft hatte ich nichts auszusetzen, aber daran, was Sie aus Ihrem Leben gemacht haben.“
„Ich war keinen Deut schlimmer als Ihr geschätzter Ehegatte.“
„Das ist nicht gerade ein Kompliment.“
„Und doch war er für Sie gut genug, um ihn zu heiraten, während Sie für mich nicht mal ein Lächeln übrig hatten.“ Er kam noch dichter an sie heran, und als Francesca den finsteren Ausdruck in seinen Augen sah, wich sie einen Schritt vor ihm zurück. „Wenn ich an Sie herantrat, gingen Sie mir aus dem Weg, so wie jetzt auch. Wenn ich Ihnen ein Kompliment machte, hatten Sie nur Verachtung für mich übrig. Wenn ich Sie berühren wollte, schoben Sie meine Hand weg.“
„Was haben Sie denn erwartet?“, konterte sie. „Ich war eine verheiratete Frau. Ich
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