Antrag nach Mitternacht
verlor den Halt und schlug hart auf den Knien auf. Er versuchte aufzustehen, doch als er das markante Geräusch des Hahns einer Pistole hörte, der gespannt wurde, verharrte er mitten in der Bewegung.
„Rühren Sie sich nicht von der Stelle, es sei denn, Sie wollen, dass ich Ihnen ein Loch in den Leib schieße“, ertönte Fentons Stimme, die nicht so ruhig wie üblich klang.
Francesca und ihr Angreifer drehten sich gleichzeitig zur Seite. Wäre sie nicht so verängstigt gewesen, hätte sie wohl lachen müssen, als sie sah, wie ihr alter Butler dastand, tadellos gekleidet und frisiert, während er eine von Andrews Duellpistolen in der Hand hielt. Neben ihm stand die Köchin mit einer großen gusseisernen Pfanne.
Von draußen waren Schritte zu hören, und einen Moment später stürmten Maisie und das Hausmädchen in den Raum. Maisie hatte eine große Schere mitgebracht, das Hausmädchen war bereit, mit seinem Besen zuzuschlagen. Schließlich kam auch noch der Laufbursche dazu, der sich ein Fleischermesser aus der Küche geholt hatte.
Francesca stiegen Tränen in die Augen, weil ihre Angestellten auf eindrucksvolle Weise ihre Loyalität demonstrierten. „Danke, Fenton. Ich danke Ihnen allen. Ich glaube, Mr Perkins wollte gerade gehen.“
Der warf ihr einen hasserfüllten Blick zu. „Glauben Sie etwa, Sie haben gewonnen? Glauben Sie, ich werde mich kleinlaut zurückziehen? Sie haben Ihre Entscheidung getroffen, und damit müssen Sie jetzt leben. Mein Angebot ziehe ich zurück, und Sie werden mich schon anflehen müssen, damit ich es mir vielleicht noch mal überlege.“
„Das werden Sie niemals erleben!“
„Sind Sie davon so überzeugt?“ Sein Gesicht war von Hass und Wut erfüllt. „Wir werden ja sehen, ob Sie immer noch so große Töne spucken, wenn ich Sie erst mal aus dem Haus geworfen habe. Wenn Sie keinen Penny mehr in der Tasche haben, kein Dach mehr über dem Kopf. Wenn Ihre Gläubiger dafür sorgen, dass Sie im Schuldenturm landen … was noch ein gnädiges Schicksal wäre. Ich kann mir das lebhaft vorstellen, wie Sie versuchen, ein paar Münzen zusammenzukratzen, wie Sie in einer Dachkammer leben, wie Sie frieren und hungern. Was wollen Sie dann machen? Als Näherin arbeiten, wobei Ihnen bei jedem Stich die Augen aus dem Kopf fallen? Die Hände so durchgefroren, dass Sie Frostbeulen bekommen, weil Sie es sich nicht leisten können, Ihr karges Zimmer zu heizen? Oder meinen Sie, Sie werden dann Hüte an die Frauen verkaufen, die früher Ihre Freundinnen waren? Die werden Sie nicht haben wollen, nicht mal für die niedersten Tätigkeiten. Vielleicht überwinden Sie ja Ihren Stolz und suchen nach Arbeit, aber Sie werden nichts finden. Sie sind nicht klug genug, um Gouvernante zu werden, und keine Ehefrau, die bei Verstand ist, würde Sie einstellen. Sie können dafür nicht gut genug nähen. Die Böden schrubben? Kochen? Teller spülen?“ Er lachte gehässig. „Sie können überhaupt nichts, Mylady. Sie werden nur überleben, wenn Sie sich auf den Rücken legen und die Beine breit machen.“
„Halten Sie den Mund!“, brüllte sie ihn aufgebracht an. „Hören Sie endlich auf! Verschwinden Sie aus meinem Haus, und kommen Sie nie wieder her. Haben Sie verstanden?“
„Oh, ja, ich habe Sie laut und deutlich gehört“, erwiderte er. „Und jetzt werde ich Ihnen was sagen: Wenn Sie bis morgen Abend dieses Haus nicht verlassen haben, werde ich es Ihnen abnehmen. Und keiner Ihrer … Verteidiger“, er bedachte die Dienerschaft an der Tür mit einem herablassenden Blick, „wird mich davon abhalten können.“
Mit diesen Worten machte er kehrt und ging zur Tür. Die versammelten Bediensteten wichen ihm rasch aus, während Fenton auf sicherem Abstand zu ihm blieb und die Pistole auf ihn gerichtet hielt. Francesca ließ sich in einen Sessel sinken, da ihre Beine sie nicht länger tragen wollten. Die Diener folgten Perkins zur Tür, ausgenommen Maisie, die zu Francesca eilte und neben deren Platz niederkniete, um sie besorgt anzusehen.
„Geht es Ihnen gut, Ma’am?“
Francesca nickte. Sie zitterte immer noch am ganzen Leib und konnte keinen klaren Gedanken wahren. Am liebsten wäre sie in Tränen ausgebrochen, doch ihr Sinn für Anstand, der ihr von Kindheit an eingetrichtert worden war, hielt sie davon ab.
„Ja, natürlich“, brachte sie heraus, auch wenn sie erst gegen die Tränen ankämpfen musste, bevor sie weiterreden konnte. „Ich … ich glaube, ich werde mich in mein Zimmer
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