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Antworten auf Fragen

Antworten auf Fragen

Titel: Antworten auf Fragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.N. Lazarev
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Loslösung vom menschlichen „Ich“ war es möglich, nicht nur Krankheiten zu heilen, sondern auch Tote zu erwecken.
    Doch unser menschliches „Ich“ ist vielschichtig, und der Übergang vom körperlichen „Ich“ zu seinen höheren Stufen und die Erschließung großer Möglichkeiten rufen ohne gleichzeitiges Anwachsen der Liebe in der Seele eine starke Zunahme der eigenen Bedeutung und damit immer größere Probleme hervor. Wenn es äußerlich auch ineffektiv scheint, so verleiht doch das ständige Streben zu Gott und zur Liebe, die von nichts — weder von unserem menschlichen „Ich“, noch von höheren maßgebenderen Schichten — abhängig ist, wahre Gesundheit und wahres Glück.

Ich versuche zu verzeihen, doch es gelingt mir nicht. Was ist zu tun?

    Ich saß einmal mit einem Freund in der Sauna und erörterte eine Situation, die ich kurz zuvor erlebt hatte. Mich hatte, wie schon so oft, ein Mensch enttäuscht, dem ich geholfen hatte. Ich versuchte, die innere Enttäuschung zu beseitigen, indem ich wiederholte, dass das nicht zufällig geschehen sei und mir von oben gegeben worden sei, doch die Unzufriedenheit verging nicht. Ich machte meinem Ärger weiter Luft.
    „Hör mal“, lächelte mein Freund. „Du lehrst doch selbst, dass man nicht verurteilen darf. Was machst du denn gerade?“
    „Aber ich verurteile doch nicht, ich schätze den Vorfall einfach logisch ein.“
    „Dann finde an ihm doch etwas Positives“, gab der Freund nicht auf, „zumindest einen Aspekt, dann geht’s dir besser!“.
    Ich versuchte es und stellte erstaunt fest, dass sich das Verlangen, zu verurteilen und in dem Vorfall „herumzuwühlen“, verringerte.
    Wenn Sie sich gekränkt fühlen, schlage ich Ihnen deshalb vor, Folgendes zu versuchen:
1. den Menschen, der Sie gekränkt hat, zu rechtfertigen;
2. an ihm positive Züge zu finden;
3. sich an seine Stelle zu versetzen, d.h. sich vom eigenen „Ich“ mit seinen Kränkungen und Vorwürfen zu distanzieren.
    Außerdem, je mehr alle Ihre Kräfte auf das menschliche „Ich“ gerichtet sind, umso schwerer, umfassender und tiefer ist die Kränkung. So wie Sie daran arbeiten, vom Gefühl der eigenen Bedeutung loszukommen, Zugeständnisse zu machen und sich mit anderen Menschen zu einigen, ihnen nicht Ihren Willen aufzuzwingen und periodisch zu wiederholen, dass Sie überall und in allem den göttlichen Willen sehen und spüren, so wird sich allmählich die Situation bessern. Die Hauptsache ist, dass man sich die Kränkung in den ersten Stunden nicht tief zu Herzen nimmt. Man darf sich nicht Gedanken machen und die Situation auswerten. Der Mensch hat nichts damit zu tun, es wird von Gott gegeben, es ist nicht zufällig. Und zudem: Je stärker Sie von allen menschlichen Werten abhängig sind, umso schwerer fällt es Ihnen, die Kränkung zu ertragen. Deshalb müssen Sie stets an sich arbeiten, um diese Abhängigkeit zu verringern. Wenn Sie ständig trainieren, dann gehen Sie aus diesen Wettkämpfen gegen „tiefe Kränkungen“ als Sieger hervor.
    Und noch ein wichtiger Punkt:
    Einmal machte ich Einkäufe in einem Warenhaus. Es wurde gerade geöffnet, vor dem Eingang stand eine große Menschenmenge. Die Tür öffnete sich, alle drängten vorwärts. In diesem Moment trat mir jemand schmerzhaft in die Hacke. Ich drehte mich um. Ein kleiner Mann schaute mich unschuldig an und ging ruhig weiter „Zum Teufel“, dachte ich. „Tritt mich und entschuldigt sich nicht einmal — das ist schon doppelt kränkend.“ Dann besann ich mich: „Mein Gott, wie kann ich so etwas denken?“ Und ich ging durch verschiedene Bereiche des Warenhauses, machte meine Einkäufe und versuchte, dem Menschen zu verzeihen. Ich betete und bereute. Ich bat, dass die Kränkung aus meiner Seele verschwinden sollte, und wiederholte, dass ich ihm nicht böse wäre und er damit nichts zu tun hätte. Aber die Kränkung verschwand nicht. Ich wusste, dass es wichtig ist, auf Vorwürfe zu verzichten, dann fällt es leichter zu verzeihen. „Was soll ich meinen Patienten sagen, wenn ich nicht in der Lage bin, mich selbst zu läutern?“ In solchen Situationen kommt es darauf an, nicht aufzuhören und die Versuche fortzusetzen. An Beharrlichkeit mangelt es mir nicht. Ich kann 10, 20, 100, 1000 Versuche machen, bis ich das Problem löse. Doch das ist nicht sture Hartnäckigkeit. Wenn nach einem Dutzend Versuchen kein Erfolg eintritt, beginne ich zu variieren, nach anderen Methoden zu suchen. Warum hatte mich diese

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