Antworten auf Fragen
Situation so heftig gekränkt? Erstens, weil ich darauf nicht vorbereitet war. Ich hatte nur eine Variante im Kopf gehabt: Die Tür öffnet sich, alle treten ruhig ein, ohne einander zu belästigen. Weil alle Energie auf dieses Modell konzentriert war, konnte ich mich an das neue Modell nicht anpassen, hatte einfach keine Kraft dazu. Und die Kränkung war demgemäß die Verteidigung des alten Modells und die Ablehnung des neuen. Das heißt, wenn ich 5 bis 7 Varianten einer möglichen Änderung der Situation im Kopf gehabt hätte, hätte ich auf die für mich unangenehme Variante anders reagiert. Diese Erkenntnis erleichterte mich, doch im tiefen Innern war noch ein Widerspruch geblieben. „Wenn dieser Mensch damit nicht zu tun hat“, dachte ich, „dann liegt die Ursache des Vorfalls nicht bei ihm, sondern bei mir. Das heißt, ich bin schuld daran, dass er geschickt wurde, mich zu demütigen. Somit muss ich ihn um Verzeihung bitten.“ — „Lieber Mann“, dachte ich zähneknirschend, „verzeih mir, dass ich dich gezwungen habe, so zu handeln.“
Und wie seltsam, die Kränkung war sofort verschwunden. Ich mache das jetzt schon nahezu automatisch. Wenn jemand mich grob anrempelt oder mir auf den Fuß tritt, dann bitte ich ihn in Gedanken dafür um Verzeihung. Sogar den Menschen, der dich töten will, kannst du um Verzeihung dafür bitten, dass du ihn innerlich zu dieser Handlung, für die er lange büßen muss, provoziert hast.
Im Prinzip ist unsere Verärgerung über einen anderen Menschen Selbstjustiz. Wenn er tatsächlich ein Verbrechen gegen die Liebe begangen und die höchsten Gesetze verletzt hat, indem er uns kränkte, dann schaden wir uns nur selbst, wenn wir in diese Angelegenheit mit unseren Vorwürfen eindringen.
Neulich erzählte man mir in der Sprechstunde folgenden Fall.
„Vor einigen Jahren sah ich, wie eine Frau ihren kleinen Sohn dazu ermunterte, mit Steinen nach denen, die ihn gekränkt hatten, zu werfen. Eine in der Nähe stehende Frau mischte sich ein.
,Wie können Sie so etwas tun?’, fragte sie. ,Sie verderben damit seinen Charakter. Er wird sich nun für die geringste Kränkung rächen.’
,Halten Sie sich da raus’, erwiderte die Mutter barsch. ,Ich bringe ihm nur bei, sich zu verteidigen.’
,Lehren Sie ihn zu verzeihen’, sagte die Frau. ,Wenn er erwachsen wird, lernt er schnell, sich zu verteidigen.’
Aber es war unmöglich, die Mutter zu überzeugen. Sie setzte ihre falsche Erziehungsweise fort.
Wissen Sie, es ist zwei Jahre her, als ich diese Szene sah. Voriges Jahr ist die Mutter des Kindes an Krebs gestorben.“
Wenn wir versuchen, die ganze Umwelt unserer menschlichen logischen Gerechtigkeit „unterzuordnen“, endet das immer tragisch. Weitblickende Menschen haben immer verstanden, dass menschliche Logik und Gerechtigkeit notwendig sind. Aber sie müssen ihre Grenzen haben.
Ich erinnere mich an eine Geschichte, die mir über einen Kaufmann erzählt wurde. Er kam in die Dörfer und verkaufte Waren. Manchmal gab er etwas auf Kredit. Er ließ einen Bauern kommen, dem er das vorige Mal Ware auf Ehrenwort gegeben hatte, und dieser versprach und schwör, dass er das nächste Mal bezahlen würde. Der Kaufmann kam das nächste Mal in das Dorf und ließ erneut den Bauern kommen.
„Siehst du, ich habe hier ein Kreuz gemacht“, erklärte der Kaufmann. „Schulden vergesse ich nicht, darauf kannst du nicht hoffen.“
Der Bauer versprach und schwor erneut, das Geld zu zahlen. Als der Kaufmann das dritte Mal kam, wiederholte sich dieselbe Szene.
„Weißt du“, sagte der Kaufmann, „dass nächstes Mal rufe ich dich nicht, komm selbst. Und wenn du das Geld nicht zahlst, dann streiche ich das Kreuz. Ich werde deine Schuld nicht mehr einfordern... Gott wird sie dir abverlangen. Und Gott verlangt mehr als der Mensch.“
Aus allem, was oben angeführt ist, ergibt sich folgende Schlussfolgerung: Eine starke andauernde Kränkung ist bereits eine Krankheit, und zwar eine ziemlich schwere. Sie zeugt davon, dass im Organismus ein sehr ernstes Übel vorhanden ist. Und wenn sich eine solche Krankheit entwickelt, dann erhalten wir unvermeidlich Medikamente dagegen in Form von „Unannehmlichkeiten“, „Unglück“, „Krankheit“ oder „Tod“.
Ein Maler, Mitglied des Künstlerverbands, leidet seit seiner Kindheit an einem Ekzem und Juckreiz. Was ist die Ursache? Darf er Ikonen malen und restaurieren? Stimmt es, dass sich Schaben aufgrund von üblen Gedanken und
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