Antworten auf Fragen

Titel: Antworten auf Fragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.N. Lazarev

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„Bei meinem Enkel hat sich die Situation wesentlich gebessert“, sagte die Frau. „Früher wollte er nicht mit uns reden und nicht zuhören, hielt uns sogar, wenn wir ihm Märchen vorlasen, den Mund zu. Er war eigensinnig und ungehorsam. Auch heute noch lässt er sich keine Geschichten vorlesen, bittet dafür aber ständig darum ihm Lieder vorzusingen. Und wenn wir den Text vergessen haben, sagt er ihn uns vor.“

    „Wissen Sie“, sagte ich, „bei Ihrer Tochter ist die Orientierung auf das Bewusstsein noch zehnmal höher als auf die Liebe. Dementsprechend ist das Niveau der inneren Selbstsucht sehr hoch. Bei dem Kind liegt die unterbewusste Aggression gegen sich selbst anderthalbfach über dem lebensgefährlichen Wert. Aber bisher ist sein Bewusstsein gehemmt, das Programm schläft gleichsam. Wenn Sie in ihm logisches Denken entwickeln, wird das Programm aktiviert werden und das Kind töten. Deshalb lehnt es nicht nur Fernsehen und Bücher ab, sondern auch zu sprechen. Je weniger Sie reden und denken, umso besser ist es für das Kind. Die rationale Erkenntnis der Welt ist für es gefährlich, die seelische erforderlich. Geben Sie ihm Buntstifte zum Malen, es soll mit Farbkombinationen spielen, das wird ihm gut tun. Und rhythmische Musik, häufiges Baden, Aufenthalt in der Natur — das alles braucht es.“
    „Und warum beißt es sich manchmal in die Hände?“
    „Über die Hände entwickeln sich Fähigkeiten und Bewusstsein bei dem Kind. Das stellt für es gegenwärtig eine Gefahrenquelle dar. Kinder schlagen sich oft mit den Händen auf den Kopf oder stoßen mit dem Kopf gegen die Wand, das hat dieselbe Ursache. Wie schwer es auch ist, das Bewusstsein zu unterdrücken, es gibt keinen anderen Weg. Sie müssen Schritt für Schritt auf diesem Weg weitergehen.“
    Die Frau legte den Hörer auf, und ich dachte darüber nach, wie gefährlich Unkenntnis der Weltgesetze für jede Gesellschaft und für jeden Staat ist. Wir lehren die Kinder ab der ersten Klasse Logik und Analyse, bringen ihnen frühzeitig rationales Denken bei. Und dann wundem wir uns, woher Hass und Aggression gegen andere Menschen, unerklärliche Selbstmorde und Depressionen kommen. In der Grundschule braucht das Kind vor allem Theater, Musik, Zeichnen, Schwimmen, Wanderungen, bildliches Erfassen der Welt, ganz zu schweigen von der richtigen Lebensauffassung. Wertorientierungen, die in der Kindheit erworben werden, ändern sich nur schwer und schmerzhaft. Wir vergessen, dass sie nicht nur in unseren Gedanken, sondern auch in unseren Gefühlen und tiefsten Emotionen verankert sind. Wir meinen, dass wir uns vollkommen ändern, wenn wir unsere Gedanken ändern. Erst nach gewisser Zeit stellen wir erstaunt fest, dass sich innerlich nichts geändert hat. Der Gedanke muss hundertmal wiederholt und durch Handlungen untermauert werden, damit ihm zuerst die oberen und dann die tieferen Ebenen der Gefühle folgen. Gedanken und Gefühle, die scheinbar so ephemerisch sind, besitzen eine feste Struktur und gewaltige Trägheit. Und sie lassen sich weitaus schwieriger als der physische Körper bezwingen.

    Ich erinnere mich noch an einen Anruf, den ich vor einigen Tagen erhielt. Aber ich will zunächst die Vorgeschichte erzählen.
    Vor drei Monaten sprach ich mit einem Bekannten, der mich aus einer anderen Stadt anrief:
    „Weißt du, dass sich deine Situation enorm verschlechtert hat“, sagte ich ihm.
    „Nun, was habe ich denn angestellt?“, fragte mein Freund neugierig und fröhlich.
    „Bisher noch nichts, aber allem Anschein nach passiert etwas in der Zukunft. Du hast innerlich bereits auf die Situation reagiert, die bei dir in drei Monaten eintreten wird.“
    „Heißt das, dass mir im Herbst Unglück widerfahren wird, ohne dass ich vorher Prüfungen unterzogen werde?“
    „Es ist noch schlimmer. Nach allem zu urteilen bist du sehr erfolgreich, aber innerlich bist du bereits zerbrochen. Die Abhängigkeit vom glücklichen Schicksal, von Fähigkeiten und Idealen hat stark zugenommen, und dementsprechend auch die unterbewusste Aggression.“
    „Worin kann das für mich ausarten?“, fragte er interessiert. „In deinem Fall bedeutet das nicht Krankheit, sondern eher Tod“, sagte ich meinem Bekannten.
    „Lässt sich daran etwas ändern?“
    „Es ist möglich. Komm hergeflogen. Wir reden miteinander.“ „Bestenfalls könnte ich für einen Tag kommen. Vielleicht können wir telefonisch eine Sitzung abhalten?“
    „Du reagierst nicht mit dem nötigen