Antworten auf Fragen
Vermittlung zwischen dem Göttlichen und dem Menschlichen statt. Wenn er dann mit dem Göttlichen Umgang hat, es in sich trägt und gleichzeitig das Menschliche bewahrt, stirbt das Menschliche beim Kontakt mit dem Göttlichen nicht ab und wird nicht unterdrückt. Das irrationale Bewusstsein wird durch das rationale ergänzt. Die Wissenschaft ergänzt die Religion. Je mehr Göttliches in der Seele vorhanden ist, umso weitgehender kann sich das Menschliche entwickeln.
Mit einfachen Worten, die innere Bindung an den Ehemann, die Abhängigkeit vom Menschlichen in ihm und dementsprechend die Abhängigkeit von menschlicher Liebe sind übermäßig hoch. Daher ist der Kontakt zum Göttlichen auf ein Minimum beschränkt. Deshalb muss man sich vorstellen, dass man das Teuerste verloren hat, wodurch ein Gefühl der Zerstörung und des Verlustes der Liebe in der Seele entsteht. Wenn dann die Orientierung auf die göttliche Liebe in der Seele zunimmt, wird zwar die damit verbundene obere Schicht der menschlichen Liebe teilweise zerstört, doch das Gefühl ungetrübten Glücks und der Freude bleibt trotz alledem erhalten.
Einmal erzählte mir eine Patientin ihre Geschichte.
„Mein Sohn, den ich sehr liebte, war verstorben“, sagte sie. „Der Kummer war unerträglich, so dass ich glaubte, den Verstand zu verlieren. Ich begann damals, stundenlang durch die Stadt zu wandern und zu beten. Und plötzlich empfand ich in einem bestimmten Moment ein solches Glücks- und Wonnegefühl wie nie zuvor in meinem Leben. Mein Sohn war gestorben, doch in der Seele war unerklärliche Glückseligkeit. Das war so schrecklich und unverständlich für mich, dass ich dieses Gefühl bekämpfte. Und nach einigen Tagen besiegte ich es. Nun, nach dem Gespräch mit Ihnen, ist mir klar, wie falsch ich gehandelt habe.“
„Im Unterschied zur physischen Welt“, erklärte ich, „lässt sich in der Geisteswelt alles nachträglich in Ordnung bringen. Durchleben sie erneut die Momente und bitten Sie um Vergebung dafür, dass Sie durch die Lossagung von der göttlichen Liebe der Seele Ihres Sohns und Ihrer eigenen geschadet haben. Das Göttliche im Menschen reift quälend heran, und es ist anfangs sehr schwer, mit den zwei Arten von Liebe — der menschlichen und der göttlichen — zu leben.“
Übrigens war ich nach diesem Gespräch noch längere Zeit davon überzeugt, dass Ereignisse auf physischer Ebene unumkehrbar sind. Dann kam ich zu dem Schluss, dass alles etwas anders beschaffen ist, d.h. die Unumkehrbarkeit von Ereignissen ist kein Gesetz, aber eine Regel.
Ich erinnere mich an eine Frau, die mir in der Sprechstunde ihre Befürchtungen mitteilte:
„Meine Tochter war früher sehr talentiert, alles gelang ihr. Sie besaß sogar außersinnliche Fähigkeiten. Aber jetzt klappt einfach nichts mehr, sie ist ein Dummerchen. Offenbar wurde sie mit einem Fluch belegt. Jetzt ist sie zu nichts mehr fähig.“
„Das ist kein Fluch, das ist ein starker Schutzengel“, sagte ich. „Die Fähigkeiten Ihrer Tochter sind nicht verschwunden, sie sind nur zeitweilig verborgen, damit sie gesunde Kinder zur Welt bringen kann.“ Als ich den verständnislosen Blick der Frau sah, fuhr ich fort: „Wenn ihre Fähigkeiten gegenwärtig nicht gehemmt würden, könnte sich ihre Abhängigkeit von ihnen verstärken, die Liebe würde dann ihre Seele verlassen und ihre künftigen Kinder würden nicht geboren werden. Jetzt ist das Mädchen schutzlos und verletzlich, damit es stärker nach Liebe strebt und diesen Impuls den Kindern vermittelt.“
Die Frau nickte verständnisvoll. Sie wollte schon gehen, als ich mich an die außersinnlichen Fähigkeiten erinnerte.
„Übrigens, was für Fähigkeiten hatte Ihre Tochter auf dem Gebiet von Diagnostik und Heilung?“
Die Dame lächelte verlegen:
„Das war nur ein einziges Mal. Wir waren mit dem Wagen unterwegs, als mein Mann aus Versehen einen Hund überführ. Wir stiegen aus und ich sah, dass der Hund im Sterben lag. Die Innereien waren herausgequetscht, Blut floss über den Asphalt. Die Tochter ging zu dem Hund, breitete über ihm ihre Hände aus und machte zusammenfügende Bewegungen. Vor meinen Augen wurden die Gedärme und das Blut nach innen gesaugt, die gebrochenen Rippen wurden wieder ganz, das Fell wuchs zusammen, der Hund sprang auf und rannte weg.“
„Alle Achtung“, sagte ich leicht verwundert, „ein fähiges Mädchen.“
Nachdem die Patientin gegangen war, schaute ich nach, was im Augenblick der
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