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Todesschrei

Todesschrei

Titel: Todesschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Prolog
    Philadelphia, Samstag, 6. Januar
    Das Erste, was Warren Keyes bewusst wahrnahm, war der Geruch. Ammoniak, Desinfektionsmittel ... und noch etwas. Was noch?
Mach die Augen auf, Keyes.
Er hörte die eigene Stimme in seinem Kopf widerhallen und mühte sich, die Augen aufzuschlagen.
Schwer.
Seine Lider waren so schwer, aber er gab nicht auf, bis es ihm gelang. Es war dunkel. Nein. Da war ein wenig Licht. Warren blinzelte einmal, zweimal, bis er einen flackernden Schein ausmachen konnte.
    Eine Fackel, die an der Wand befestigt war. Sein Herz begann zu hämmern. Die Wand bestand aus nacktem Fels.
Ich bin in einer Höhle. Was zum Teufel ist hier los?
Mit einem Ruck versuchte er sich aufzusetzen, und ein greller Schmerz schoss durch seine Arme in seinen Rücken. Er schnappte nach Luft und fiel gegen etwas Flaches, Hartes zurück.
    Er war gefesselt.
O Gott.
Hände und Füße waren fest zusammengebunden. Und er war nackt.
Gefangen!
Die Furcht stieg aus seinem Bauch auf und raste durch seine Glieder. Er wand sich, zappelte wie ein wildes Tier, kämpfte gegen die Fesseln an und musste einsehen, dass es nichts nützte. Keuchend sog er die Luft ein und schmeckte das Desinfektionsmittel. Das und ...
    Sein Atem stockte, als er den Gestank unter dem Desinfektionsmittel erkannte. Etwas Totes. Verwesendes. Er schloss die Augen und zwang die Panik nieder.
Das kann nicht sein. Ich träume bloß. Das ist ein furchtbarer Alptraum, und gleich wache ich auf.
    Aber er träumte nicht. Das hier war real. Er war auf einem leicht geneigten Brett festgebunden, seine Arme ausgestreckt über seinem Kopf gefesselt. Warum? Er versuchte zu denken, sich zu erinnern. Da war etwas ... ein Bild in seinem Kopf, doch er konnte es nicht fassen. Er wollte die Erinnerung herbeizwingen, doch stattdessen setzten Kopfschmerzen ein - starke Kopfschmerzen -, und plötzlich tanzten schwarze Flecken über seine Pupillen. Gott, es fühlte sich an wie ein heftiger Kater. Aber er hatte nicht getrunken, oder?
    Kaffee.
Er erinnerte sich daran, Kaffee getrunken, seine Hände um einen heißen Becher gelegt zu haben. Er hatte gefroren. Er war draußen gewesen.
Ich bin gerannt.
Warum war er gerannt? Er bewegte die Handgelenke, spürte das Brennen seiner aufgescheuerten Haut, betastete mit den Fingerspitzen den Strick. »Ah, du bist endlich wach.«
    Die Stimme erklang hinter ihm, und er versuchte, den Kopf zu drehen, um etwas zu sehen. Und dann wusste er es, und der Druck in seiner Brust ließ etwas nach. Ein Film.
Ich bin Schauspieler, und wir drehen einen Film.
Eine historische Dokumentation. Er war gerannt und hatte etwas in der Hand gehabt - was? Er verzog das Gesicht, als er sich konzentrierte. Ein Schwert! Er hatte ein mittelalterliches Kostüm getragen, einen Helm, einen Schild ... ja, sogar ein Kettenhemd, Herrgottnochmal! Jetzt endlich sah er die komplette Szenerie wieder vor sich. Er hatte ein formloses, kratziges, tunikaartiges Etwas angezogen, das seine Haut reizte. Er hatte ein Schwert in der Hand gehalten und war aus vollem Hals brüllend auf dem Außengelände von Münchs Studio durch den Wald gelaufen. Er war sich wie ein Vollidiot vorgekommen, aber er hatte es getan, weil es eben in dem verdammten Drehbuch gestanden hatte.
Aber dies hier,
er zerrte ohne Erfolg erneut an den Stricken,
stand nicht im Drehbuch.
    »Munch.« Warrens Stimme war belegt und heiser und schmerzte in seiner wunden Kehle. »Was soll das?« Ed Munch erschien zu seiner Linken. »Ich dachte schon, du wachst gar nicht mehr auf.«
    Warren blinzelte, als das Licht der flackernden Kerze über das Gesicht des Mannes fiel. Sein Herz setzte einen Schlag aus. Munch hatte sich verändert. Er war doch alt gewesen, die Schultern gebeugt! Weißes Haar, gestutzter Schnurrbart. Warren schluckte. Aber jetzt stand Munch sehr aufrecht. Der Schnurrbart war fort. Und auch das Haar. Dieser Mann hier hatte einen glänzenden, kahlrasierten Schädel. Munch war gar nicht alt. Wieder drang Furcht durch seine Eingeweide. Ihm waren fünfhundert Dollar für die Dokumentation versprochen worden, bar auf die Hand. Warren war misstrauisch gewesen - das war viel Geld für eine Geschichtsdoku, die, wenn er Glück hatte, auf PBS lief. Aber er hatte eingewilligt. Ein einziger komischer Alter stellte schließlich keine Bedrohung dar.
    Aber der komische Alte war nicht alt. Bittere Galle stieg in Warrens Kehle auf.
Was habe ich getan ?
Und dieser Frage folgte direkt eine andere, die viel beängstigender war:
Was hat er

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