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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Jackentasche zu greifen, schaffte es erst beim zweiten Mal und zog einen sechsschüssigen Revolver mit schon fast absurd langem Lauf heraus.
    »Ich knall das schwarze Weib nieder, wenn ich sie erwische«, lallte er. »Oder dich, wenn du mir nicht sagst, wo sie hingegangen ist!« Er versuchte auf Faye zu zielen, hatte seine Bewegungen aber nicht mehr weit genug unter Kontrolle; vielleicht war die Waffe im Moment auch einfach zu schwer für ihn. Der Lauf schwankte wild umher und zielte überallhin, nur nicht auf sie.
    Trotzdem kroch Faye ängstlich noch weiter von ihm weg. »Aber ich … ich weiß es doch nicht!«, wimmerte sie. »Bitte! Sie war gerade noch hier, das schwöre ich! Noch vor einer Sekunde!«
    »Ach, dann ist sie wohl an mir vorbei, ohne dass ich sie gesehen habe, wie?«, kicherte Roy. »Ja, sicher, so muss es gewesen sein. Schließlich ist sie ja schwarz wie die Nacht.«
    »Aber ich weiß doch wirklich nicht, wo …«
    »Auch gut, dann knall ich eben zuerst dich ab«, lallte Roy. Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht, und noch mehr Speichel lief aus seinem Mund und tropfte an seinem Kinn hinab. »Aber zuerst zeigst du mir, was du von der schwarzen Schlampe gelernt hast.« Er begann an seinem Gürtel zu fummeln, aber seine betrunkenen Finger waren dieser komplizierten Aufgabe nicht gewachsen; was vielleicht auch daran lag, dass das handbreite Lederband durchgerissen und mit einem groben Hanfstrick ziemlich stümperhaft repariert worden war.
    »Bitte, Roy!«, wimmerte Faye. »Wir hatten nie Streit, und …«
    »Haben wir auch jetzt nicht«, griente Roy. »Vielleicht lass ich dich ja sogar am Leben, wenn du hübsch brav die Beine breitmachst.«
    »Das reicht!«
    Bast trat mit einem lautlosen Schritt aus dem Schatten hervor und maß Roy mit einem eisigen Lächeln. Er erwiderte ihren Blick blöde und schien gar nicht zu begreifen, was er sah, aber Fayes Augen quollen vor Unglauben und Entsetzen schier aus den Höhlen, und ihr Gesicht verlor auch noch das allerletzte bisschen Farbe. »Lass sie in Ruhe, Roy. Du willst doch gar nichts von ihr. Oder hast du es wirklich nötig, dich an Kindern zu vergreifen?«
    Roy blinzelte, und in seinen Augen dämmerte allmählich die Erkenntnis, dass irgendetwas hier nicht so war, wie es sein sollte. Er versuchte die Pistole zu heben, aber er wackelte auch jetzt nur wüst damit hin und her, und allem Anschein nach hatte er jetzt sogar Mühe, zu stehen. Bast beging trotzdem nicht den Fehler, ihn zu unterschätzen. Eine versehentlich abgefeuerte Kugel war genauso tödlich wie ein gezielter Schuss, wenn sie traf. Außer wenn sie wirklich sehr großes Pech hatte, würde sie auch eine Pistolenkugel nicht töten oder auch nur nennenswert aufhalten – aber da war immer noch Faye, und niemand konnte sagen, wozu Roy in diesem Zustand fähig war.
    »Nimm die Pistole runter, Roy«, sagte sie ruhig. »Ich bin nicht hier, um Streit mit dir anzufangen.«
    Roy ließ gehorsam den Arm sinken, und nun erschien ein Ausdruck vollkommener Verblüffung auf seinem verquollenen Gesicht. Vielleicht begann er sich allmählich zu fragen, wo sie überhaupt herkam … aber wahrscheinlich wunderte er sich einfach, warum seine rechte Hand nicht tat, was er von ihr wollte.
    »Steck das Ding weg«, sagte sie. Roy gehorchte. Aus seiner Verwirrung wurde … Angst?
    »Irgendwie ist die Sache zwischen uns von Anfang an nicht gut gelaufen«, fuhr Bast fort, während sie langsam auf ihn zuschlenderte. »Ich schätze, es war von Anfang an ein großes Missverständnis.«
    Roy wollte etwas sagen, aber das ließ sie nicht zu, so wenig, wie sie die Ketten lockerte, an denen das Ungeheuer in ihr zerrte und heulte. Noch nicht. Aus dem verwirrten Staunen in Roys Augen wurde blankes Entsetzen.
    »Aber ich glaube, ich weiß jetzt, was du wirklich willst«, fuhr sie lächelnd fort. »Warum hast du das nicht gleich gesagt? Das hätte uns beiden eine Menge Ärger erspart.«
    Roy starrte sie einfach nur weiter an. Selbst wenn sie seinen Willen losgelassen hätte, wäre er wahrscheinlich nicht imstande gewesen, auch nur ein einziges Wort zu sagen – aber sie hütete sich natürlich, das zu tun.
    »Faye, weißt du, wo Kate wohnt?«, fragte sie. »Oder Marie-Jeanette?«
    »Im … St. Catherine’s House«, antwortete Faye stockend. »Warum?«
    »Weißt du, wo das ist?«
    »Nicht weit von hier, ja, aber ….«
    »Dann geh dorthin und frag sie, ob du heute Nacht bei ihnen bleiben kannst«, unterbrach sie Bast, während

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