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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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lange machen?«
    »Bis ich einundzwanzig bin«, antwortete Faye. »Wenn ich vorher irgendwo hingehe und sie mich erwischen, stecken sie mich sowieso nur in irgendein Loch und nehmen mir alles weg.«
    »Das ist eine lange Zeit.«
    »Nicht so lange wie die vier Jahre auf dem Gutshof«, antwortete Faye. »Was soll das? Warum stellt du mir all diese Fragen?«
    »Weil ich nicht glaube, dass du es schaffst«, antwortete Bast geradeheraus. »Und weil ich es sehr schade fände, wenn du so enden würdest wie Liz oder Kate und die anderen. Glaubst du nicht, dass sie auch einmal so gedacht haben wie du? Ein paar Jahre, nur bis wir genug für ein besseres Leben zusammenhaben, und dann hören wir damit auf und fangen irgendwo anders neu an?« Sie schüttelte den Kopf. »Wie viele von ihnen haben es wohl geschafft?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Faye. »Ist mir auch egal. Ich werde es schaffen.« Sie funkelte sie an. »Was soll das? Wer bist du überhaupt? Eine von diesen Weltverbesserinnen, die rumlaufen, uns Moral predigen und dann wieder in ihre schönen reichen Häuser zurückgehen, wenn es ihnen zu viel wird? Jeden Tag eine gute Tat und so?«
    »Meine gute Tat für heute habe ich schon hinter mir«, antwortete Bast lächelnd.
    »Was soll dann die Fragerei? Willst du dein schlechtes Gewissen beruhigen?«
    Die Wahrheit war so einfach wie selbst für sie überraschend. »Weil ich dich mag«, antwortete sie geradeheraus. »Nein, nicht so, wie du vielleicht meinst. Ich glaube nicht, dass du so bist wie Kate und Marie-Jeanette und die anderen. Aber irgendwann würdest du so sein wie sie, und das würde mir sehr leidtun.«
    »Warum? Du kennst mich doch gar nicht.«
    Aus demselben Grund, dachte Bast, aus dem Maistowe sich in den Kopf gesetzt hatte, ihr zu helfen, einer vollkommen Fremden, die sie ebenfalls kaum kannte. Weil Menschen so etwas nun einmal taten.
    »Das hier ist nicht das Leben, das du führen willst«, sagte sie, statt Fayes Frage direkt zu beantworten. »Ich weiß, du glaubst, du könntest es für ein paar Jahre führen und dann einfach abstreifen, so wie ein schmutziges Kleid, das einem nicht mehr gefällt, und dann einfach ein anderes anziehen. Aber das funktioniert nicht, glaub mir. Das Leben ist zu kurz, um auch nur einen einzigen Tag davon zu verschenken.«
    »Klingt ja toll«, sagte Faye spöttisch. »In welchem Buch hast du den Unsinn gelesen?«
    »Ich bin älter, als ich aussehe«, antwortete Bast ernst. »Ich habe es oft genug selbst gesehen.« Sie hob die Hand, als Faye sie unterbrechen wollte. »Du hast recht, weißt du? Ich bin reich. Sehr viel reicher, als du dir vorstellen kannst. Ich kann es mir leisten, mein Gewissen zu beruhigen, einfach so.« Ihr war klar, wie diese Worte klangen, und dass sie möglicherweise das genaue Gegenteil dessen bewirken würden, was sie sollten. Aber dieses Risiko musste sie eingehen; ebenso, wie sie ganz bewusst darauf verzichtete, Faye in ihrer Entscheidung zu beeinflussen. Es musste ihre Wahl sein. »Ich kann dir helfen, hier rauszukommen, wenn du willst. Aber du musst es wollen.«
    »Und du?«, fragte Faye, misstrauischer denn je, aber auch … verwirrt. »Was willst du? Du machst das alles doch nicht nur, weil du ein so guter Mensch bist. Was muss ich dafür tun?«
    Natürlich würde sie ihre wahren Gründe nicht verstehen – und wie auch? Bast verstand sie ja selbst nicht wirklich. Sie nahm Zuflucht zu einer kleinen Notlüge. »Wie gesagt: Ich kann es mir leisten, ein guter Mensch zu sein. Außerdem verlangt es meine Religion von mir.«
    »Was? Ein guter Mensch zu. sein?« Faye lachte, aber es klang nicht echt.
    »Anderen zu helfen. Mir wurde beigebracht, dass das Leben heilig ist, und dass wir es schützen müssen. Auch das eines Fremden.«
    »Ich verstehe«, sagte Faye. »Mohammed und Allah und so. Du bist Muselmanin.«
    »Muslima«, verbesserte sie Bast und schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin etwas … Älteres.«
    Faye schwieg einen Moment, dann noch einen und noch einen, und Bast konnte in ihrem Gesicht lesen, wie es in ihr arbeitete. Natürlich glaubte sie ihr nicht. Wie hätte sie das gekonnt? Sie witterte eine Falle oder fragte sich zumindest, welchen Preis sie wirklich für dieses vermeintlich großzügige Angebot bezahlen musste.
    »Und wie … soll das gehen?«, fragte sie zögernd. »Ich kann hier nicht einfach weg. Wo soll ich hin?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Bast ehrlich. »Aber wir werden eine Lösung finden. Ich bleibe nicht mehr allzu

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