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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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das tat: Sie ging weiter, und plötzlich war es Maistowe, der sich sputen musste, um nicht zurückzufallen. Das sonderbare Gefährt rumpelte davon und verschwand schließlich im Grau der Nacht … aber nicht völlig.
    Etwas … blieb. Es war, als weigere sich die Nacht, den Schatten vollkommen in sich aufzunehmen. Irgendetwas … bewegte sich weiter, verborgen in der Dunkelheit, aber nicht gänzlich. Etwas wie eine Gestalt, düster und verschwommen und mit sonderbar wabernden Umrissen, wie ein riesiger schwarzer Vogel, der träge die Flügel bewegte, und …
    »Ist auch wirklich alles in Ordnung?«, fragte Maistowe.
    Bast blinzelte, und der Schatten war verschwunden. »Nein«, sagte sie. »Ich meine: Nein, es ist nichts. Ich dachte, ich … hätte etwas gesehen, aber ich muss mich getäuscht haben.«
    Maistowes Blick machte ihr klar, wie wenig überzeugend diese Antwort klang, aber sie gab ihm erst gar keine Gelegenheit, eine entsprechende Frage zu stellen, sondern ging schon beinahe überhastet schnell weiter – diesmal allerdings erst, nachdem sie einen raschen Blick in beide Richtungen geworfen hatte. Niemand versuchte, sie zu überfahren, und auch der Schatten tauchte nicht wieder auf.
    »Ist auch tatsächlich alles in Ordnung mit Ihnen?«, beharrte Maistowe zum dritten Mal. Bevor sie antworten konnte, fuhr er kopfschüttelnd fort: »Großer Gott, Sie sehen aus, als hätten Sie ein Gespenst gesehen!«
    Bast lächelte flüchtig, wenn auch aus keinem anderen Grund als dem, dass Arthur heute Mittag fast wortwörtlich dasselbe zu ihr gesagt hatte. Einen Moment später verschwand das Lächeln wieder von ihren Zügen, und sie wünschte sich fast, sich nicht erinnert zu haben. Das zweite Mal binnen kürzester Zeit, dass sie wortwörtlich Gespenster sah. Vielleicht sollte sie allmählich anfangen, sich über andere Dinge Gedanken zu machen als einen Möchtegern-Polizeipräsidenten und zwei psychopathische Killer, die in schwarzen Betttüchern herumliefen. Dieses Land bekam ihr anscheinend nicht.
    Diesmal unbehelligt überquerten sie die Straße und traten nur einen Augenblick später zwischen zwei sorgsam gestutzten Ahornbäumen auf das Viktoria Embankment hinaus und damit nicht nur in den Schatten des riesigen Obelisken, sondern auch dorthin, wo Arthur mit der Kutsche auf sie wartete.
    Oder eigentlich warten sollte.
    Der Wagen war nicht da, und im allerersten Moment drohte Bast ob dieser Kleinigkeit beinahe in Panik zu geraten. Sie erinnerte sich genau, wie Arthur vor ihren Augen in den Wagen gestiegen war und sich auf der Sitzbank zu einem unerwarteten Schläfchen zusammengerollt hatte, aber der betagte Zweispänner war verschwunden.
    Stattdessen trat Abberline vor ihnen aus den Schatten, gefolgt von zwei uniformierten Bobbys, die beide – selbst ohne ihre albernen Helme – mindestens so groß waren wie sie und ein gutes Stück breitschultriger. Einer von ihnen hatte seinen Knüppel griffbereit in der Hand, der andere war zwar unbewaffnet, beäugte sie aber so unverhohlen misstrauisch, dass jedes weitere Wort der Erklärung überflüssig wurde. Abberline war ihnen nicht aus purer Höflichkeit gefolgt.
    »Was ist los?«, fragte Bast. Sie spürte, wie Maistowe hinter ihr scharf die Luft zwischen den Zähnen einsog.
    »Sie kommen gleich zur Sache.« Abberline nickte. Sein Gesicht war sehr ernst. »Das gefällt mir.«
    »Was soll der Unsinn, Frederick?«, polterte Maistowe hinter ihr los. »Wenn du …«
    Abberline brachte den Kapitän mit einer für ihn vollkommen ungewohnt rüden Geste zum Verstummen, und sein Blick wurde noch einmal um mehrere Nuancen ernster. »Wenn Sie mich schon so direkt fragen, dann will ich Ihnen auch direkt antworten«, sagte er. »Unmittelbar, nachdem Jacob und Sie gegangen sind, habe ich eine Meldung bekommen.«.
    »Eine Meldung?« Bast war mehr als leicht beunruhigt. Die Art, wie Abberline dieses Wort ausgesprochen hatte, gefiel ihr nicht.
    »Sie haben Ihren Wagen und Ihren Fahrer zurückgelassen?«, fragte Abberline, statt ihre Frage zu beantworten. »Darf ich fragen, wo?«
    »Dort drüben!« Maistowe trat mit einem Schritt neben sie und deutete mit dem ausgestreckten Arm zur anderen Seite des Platzes. Vielleicht noch beunruhigender als die Tatsache, dass sie gerade um ein Haar von einer größenwahnsinnig gewordenen Kutsche überrollt worden wäre und es Maistowe gewesen war, der sie im letzten Moment zurückgerissen hatte, war der Umstand, dass auch jetzt wieder er es war, der Arthurs

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