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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Fuhrwerk zuerst entdeckte und nicht sie. Seine ausgestreckte Hand wies zum Themseufer hinab. »Er hat sich anscheinend einen ruhigeren Parkplatz gesucht. Was, zum Teufel, soll das?«
    Die letzten scharf hervorgestoßenen Worte galten Abberline, der aber gar nicht darauf reagierte, sondern sich herumdrehte und ebenfalls in die angegebene Richtung sah. Sehr nachdenklich und deutlich zu lange für Basts Geschmack.
    »Frederick, was soll das?«, fuhr Maistowe fort, jetzt aber nicht in scharfem, sondern in eher erstauntem und an Abberlines Freundschaft appellierendem Ton. »Was ist passiert?«
    »Kommt mit!« Abberline drehte sich auf dem Absatz herum und ging mit schnellen Schritten los. Seine beiden Begleiter folgten ihm und nach einem fast unmerklichen Zögern auch Bast und Maistowe. Bast verspürte einen kurzen, heftigen Ärger über sich selbst. Die Dinge begannen ihr zu entgleiten. Aber statt noch mehr zu sagen, schritt sie schneller aus und überholte Abberline und die beiden Bobbys. Eines der beiden Pferde hob mit einem unruhigen Schnauben den Kopf und blickte in ihre Richtung, als würde er sie wiedererkennen, das andere starrte teilnahmslos auf den Fluss hinab, der schwarz und sonderbarerweise ohne einen einzigen Stern oder irgendein Licht widerzuspiegeln, hinter dem Wagen lag und die Stadt wie eine bodenlose Schlucht teilte.
    Abberline sagte irgendetwas, von dem sie spürte, dass es ihr galt, aber sie ignorierte die Worte, erreichte als Erste den Wagen und schlug mit der flachen Hand gegen die Tür, um den Kutscher zu wecken und ihm eine womöglich peinliche Situation zu ersparen und rief zusätzlich seinen Namen, aber sie bekam keine Antwort.
    Jedenfalls nicht von ihm.
    »Bitte treten Sie vom Wagen zurück, Ma’am«, sagte Abberline hinter ihr. »Auf der Stelle.«
    Unter normalen Umständen hätte Bast ihn nicht einmal einer Antwort gewürdigt, aber irgendetwas war hier so falsch, wie es überhaupt nur ging. Und da war etwas in seiner Stimme, das sie über die Maßen alarmierte. Fast gegen ihren Willen drehte sie sich zu ihm herum und las denselben, beunruhigenden Ausdruck in seinem Gesicht. Er war in drei oder vier Schritten Abstand stehen geblieben und hatte sein Jackett geöffnet, und obwohl er noch nicht einmal die Hände gehoben hatte, war doch klar, dass er eine Waffe darunter trug. Die beiden Bobbys waren ein gutes Stück näher gekommen und zugleich auseinandergewichen. Jetzt hielten beide ihre Schlagstöcke in den Händen.
    »Frederick, was ist hier los?«, fragte Maistowe scharf. »Was bedeutet das?«
    Abberline ignorierte ihn. »Bitte treten Sie vom Wagen zurück«, sagte er noch einmal. »Auf der Stelle!«
    Und möglicherweise hätte Bast ihm sogar gehorcht, hätte sich in diesem Moment nicht der Wind gedreht und einen sachten, aber vollkommen unverkennbaren Geruch mit sich gebracht; ein schweres, süßlich-warmes Aroma, das etwas tief in ihr berührte und eine uralte, längst vergessen geglaubte Gier weckte. Blut.
    Mit einer einzigen Bewegung fuhr sie herum und riss die Tür auf.
    Sie hatte gewusst, was sie finden würde. Aber nicht, was sie erwartete.
    Arthur saß, halb zur Seite gesunken und den Kopf gegen die ungepolsterte Wand gelehnt, auf der rückwärtigen Bank. Seine Augen waren weit aufgerissen und zeigten einen vielleicht sanft erschrockenen, zum allergrößten Teil aber einfach nur fassungslos-erstaunten Ausdruck. Sein schäbiger Mantel und das zerschlissene weiße Hemd, das er darunter trug, waren vom Hals bis eine halbe Handbreit unter den Bauchnabel aufgeschlitzt, genau wie das Fleisch darunter, sodass ihr Blick ungehindert in seine weit offen stehende, leere Bauchhöhle fiel. Nahezu alle inneren Organe waren entfernt worden. Nur seine Gedärme waren noch da, aber nicht mehr alle an Ort und Stelle, sondern in einem Gewirr feucht glänzender Schlingen in seinen Schoß gerutscht. Wie es aussah, hatte er sich kaum zur Wehr gesetzt, und in Anbetracht dessen, was man ihm angetan hatte, war nur sehr wenig Blut geflossen. Dennoch musste Bast im ersten Moment mit aller Macht gegen ein Gefühl heftiger Übelkeit ankämpfen, und ein jäh vorübergehendes, aber maßloses Entsetzen, als sie in sich hineinlauschte und begriff, dass man all das Arthur bei vollem Bewusstsein angetan hatte.
    » Ich habe gesagt, Sie sollen vom Wagen zurücktreten! « Jemand packte sie brutal von hinten bei den Schultern und zerrte sie so derb zurück, dass ihr Kopf gegen die Türkante prallte und ein Feuerwerk aus

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