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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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um Streicheleinheiten bettelte.
    »Jetzt nicht, Cleopatra«, sagte Bast, schob die Katze ein kleines Stück zur Seite und besann sich dann eines Besseren. Lautlos rief sie Cleopatra zurück, drückte vorsichtig die Klinke herunter und spähte durch den Türspalt. Sie konnte Ben erkennen, der auf der untersten Stufe Platz genommen und die Schrotflinte quer über die Knie gelegt hatte. Cindy hockte ein kleines Stück weiter mit angezogenen Knien auf dem Boden und starrte aus blicklosen Augen ins Leere. Wahrscheinlich war es besser, wenn sie sich zuerst um Roy kümmerte. Ben war zweifellos der gefährlichere Gegner, aber Bast glaubte nicht, dass er ebenso skrupellos wie Roy schießen würde. Jedenfalls nicht auf Mrs Walsh und Jacob.
    Vorsichtig öffnete sie die Tür weiter und gab Cleopatra einen lautlosen Befehl, woraufhin die Katze durch den Türspalt schlüpfte und ein lautstarkes Maunzen ausstieß. Roy fuhr erschrocken herum, und auch Ben fuhr zusammen und hob blitzartig sein Gewehr, entspannte sich aber auch genauso schnell wieder und schüttelte lachend den Kopf.
    »Entspann dich, Roy«, sagte er. »Es ist nur eine Katze.«
    Eine Sekunde lang starrte Roy die schwarze Katze fast hasserfüllt an, und Bast rechnete fast damit, dass er seine Pistole heben und sie erschießen würde. Dann aber ließ er mit einem nervösen Lächeln die Waffe sinken und wandte sich um, und Bast stieß die Tür auf und stürzte sich auf ihn.
    Sie hatte sich trotz allem verschätzt. Sie hatte gewusst, dass Ben der gefährlichere der beiden war, aber sie hätte trotz allem nicht gedacht, dass er so schnell war. Roy glotzte sie einfach nur aus hervorquellenden Augen an und verstand ganz offensichtlich überhaupt nichts, aber Maudes persönlicher Gorilla reagierte dafür umso schneller: Er sprang hoch, wirbelte das Gewehr herum und drückte ab, alles in einer einzigen, unglaublich schnellen Bewegung, und Bast fand gerade noch Zeit, sich mitten im Sprung herumzuwerfen und zu ducken.
    Drei oder vier Schrotkugeln bissen wie kleine, zornige Hornissen in ihre Schulter und ihren linken Oberarm, aber der Großteil der Ladung stanzte ein rauchendes Loch in die Haustür, ohne dass ihre Wucht nennenswert von dem Umweg gebremst zu werden schien, den sie durch Roys Gesicht und Hinterkopf nehmen musste. Roy brach mit einem sonderbar gurgelnden Laut zusammen und begann mit Armen und Beinen zu zucken und Blut in alle Richtungen zu verspritzen, unglaublicherweise immer noch am Leben, und Bast kam mit einer blitzartigen Rolle auf die Füße, täuschte eine Bewegung nach links an und warf sich dann in die entgegengesetzte Richtung.
    Bens Schrotflinte entlud ihren zweiten Lauf mit einem donnernden Knall, der ihr zehnmal lauter vorkam als der erste Schuss, aber ihre Finte hatte funktioniert: Die Schrotladung verfehlte sie weit und ließ ein gutes Drittel des Kaminsimses explodieren.
    Bast sprang direkt auf Ben zu und hob den Schwertgriff. Im allerletzten Moment registrierte sie eine Bewegung am oberen Ende der Treppe und erkannte Stan, Roys dritten Schläger, der, vom Geräusch der Schüsse angelockt, herangestürmt kam und mit einem rostigen Revolver herumfuchtelte. Sie traf eine blitzartige Entscheidung und schleuderte den Schwertgriff in seine Richtung, statt ihn Ben ins Herz zu rammen, wie sie es ursprünglich vorgehabt hatte. Das zerbrochene Schwert verwandelte sich in einen goldfarbenen Blitz, der sich ein halbes Dutzend Mal in der Luft überschlug, bevor er sich so tief in Stans Hals bohrte, dass der Kerl zurückgeworfen und regelrecht an die Wand genagelt wurde. Er war tot, noch bevor der Revolver seinen Fingern entglitt und sich überschlagend die Treppe herunterzupoltern begann.
    Und Bast begriff in einer grellweißen Lohe aus reinem Schmerz, dass sie Ben trotz allem abermals unterschätzt hatte. Er zögerte keinen Sekundenbruchteil, und statt etwas so Dummes zu tun wie etwa nach ihr zu schlagen oder sie gar mit bloßen Händen zu packen, rammte er ihr den Gewehrlauf mit solcher Gewalt in den Leib, dass sie nach Luft japsend zusammenbrach und nur noch ein rotes Wabern wahrnahm. Ihre Kräfte verließen sie, und ihr ganzer Körper schien sich von innen heraus zu verflüssigen und dabei Feuer zu fangen. Auch ihre Leidensfähigkeit hatte Grenzen, und die waren erreicht.
    Als sie nach vorne kippte, rammte ihr Ben das Knie ins Gesicht. Bast wurde nach hinten geschleudert und blieb halb bewusstlos auf dem Rücken liegen. Sie verlor nicht wirklich die

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