Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
ließ.
    Eine Tür fiel ins Schloss, und hastige Schritte näherten sich, und vielleicht gerade weil das Geräusch schon beinahe lächerlich banal war, durchbrach es die Lähmung, die von Bast Besitz ergriffen hatte, und ließ sie herumfahren.
    Eine rennende Gestalt näherte sich, schwarz gekleidet und mit wirbelnden Armen und weit nach vorne gebeugt, um nicht vom Schwung ihres eigenen Tempos von den Füßen gerissen zu werden. Es war der Konstabler, mit dem Monro zuletzt gesprochen hatte, und er musste etwas wirklich Wichtiges auf der Seele haben, denn er rannte, als ginge es um sein Leben.
    Sie hatte sich getäuscht. Was immer sie gespürt hatte, schien von links zu kommen, aus der Richtung hinter Monro und Faye, aber dort war nichts, nur das Ende des Ganges und eine massive Wand – aber der Konstabler kam genau aus der entgegengesetzten Richtung gelaufen, mühsam um sein Gleichgewicht kämpfend. Und irgendetwas an ihm … flackerte.
    Seine Umrisse zerflossen, bildeten sich neu und kehrten dann in ihre ursprüngliche Form zurück, aber für einen unendlich kurzen Moment, den tausendsten Teil eines Blinzeins oder weniger, sah sie ihn so, wie er wirklich war, eine hoch gewachsene, schlanke Gestalt mit wallendem rotem Haar und flatterndem Mantel, die ein Schwert in jeder Hand hielt und mit gewaltigen Sätzen heranstürmte.
    »Das ist Isis!«, schrie sie. Ihre Hand zuckte nach unten und griff nach dem Schwert, das nicht mehr da war, und selbst, wenn es anders gewesen wäre, hätte es ihr nichts mehr genützt. Isis raste heran, schnell wie das Licht und so zornig wie eine Naturgewalt, und die Wand von Fayes Zelle explodierte in einer Wolke aus fliegendem Stein und glitzernden Schuppen, und etwas Gigantisches, das nur aus Zähnen und Klauen und einem monströsen peitschenden Schwanz zu bestehen schien, brach aus dem gezackten Loch hervor und prallte mit solcher Gewalt gegen die gegenüber liegende Wand, dass das gesamte Gebäude in seinen Grundfesten zu erzittern schien.
    Sobeks Drache war gekommen, um den Tod seines Herrn zu rächen.
    Zwei, drei der fliegenden Steintrümmer trafen Monro und Faye, die noch immer vor der Tür der Zelle standen, und rissen sie von den Füßen, und auch Abberline schrie nur einen Sekundenbruchteil später auf und krümmte sich. Die pure Wucht, mit der das Ungeheuer gegen die Wand geprallt war, ließ Bast wanken und Mrs Walsh mit haltlos rudernden Armen gegen Maistowe prallen und ihn halbwegs von den Füßen reißen, und selbst Isis wankte und drohte aus dem Tritt zu kommen. Ihre Tarnung erlosch wie das Bild einer Laterna magica, deren Kerze der Sturm ausblies.
    Der Einzige, der sich rasend schnell und ohne das geringste Zögern weiterbewegte, war der Drache. Weder der Umstand, dass die Zelle kaum ausreichte, um seinem gigantischen Leib Platz zu bieten, noch die unvorstellbare Gewalt, mit der er gegen die Wand geprallt war, machten ihn auch nur merklich langsamer. Mit einer schlangengleichen, fließenden Bewegung fuhr er herum, zertrümmerte die kärgliche Einrichtung der Zelle endgültig und stürzte auf die Tür zu. Sein gigantisches Maul schnappte nach Monro und Faye und verfehlte sie nur, weil das Ungeheuer einfach in der Tür stecken blieb, wie ein Korken in einem zu engen Flaschenhals.
    »Bastet! Fang!«
    Bast sah einen kupferfarbenen Blitz aus den Augenwinkeln heraus auf sich zufliegen, griff ganz instinktiv zu und spürte plötzlich das vertraute Gewicht eines Schwertes in ihrer Hand. Isis hatte ihr ihre zweite Waffe zugeworfen.
    Sie verschwendete keine Zeit damit, über dieses unerwartete Geschenk nachzudenken. Mit einem einzigen Satz sprang sie über Monro und Faye hinweg, schwang die Waffe mit aller Gewalt und ließ sie auf die stumpfe Schnauze des Drachen niedersausen. Die Klinge prallte von den eisenharten Schuppen des Ungeheuers ab, ohne ihm sichtbaren Schaden zugefügt zu haben, aber offensichtlich hatte der Drache den Schlag zumindest gespürt, denn er ließ ein wütendes Zischen hören und warf sich zurück. Sein peitschender Schwanz, länger als ein Mann und mit mörderischen Knochenschuppen besetzt, schlug Steinsplitter und Funken aus den Wänden der Gefängniszelle, und seine schrecklichen Krallen zerfetzten den Türrahmen und rissen handlange, dünne, gebogene Metallstreifen aus der Tür.
    Bast bückte sich blitzschnell, zerrte Monro auf die Füße und stieß ihn fort – nicht weil sie ihn so sehr in ihr Herz geschlossen hatte, sondern schlichtweg, weil er auf Faye lag

Weitere Kostenlose Bücher