Anubis - Wächter im Totenreich
hindern, ich wollte den Sieg.
Plötzlich tauchte ich dicht vor ihm auf. Ich hörte seinen wütenden Schrei. Seine linke Hand zuckte. Er schleuderte mir die Schlange entgegen, das geschah so plötzlich, daß ich nicht mehr ausweichen konnte und bereits sein widerliches Triumphlachen vernahm.
Aber die Götter schützten mich. Die Schlange hätte mit ihrem Feuer meine Brust zerfressen, wäre da nicht die Magie des großen Osiris gewesen, der die Feuerschlange dicht vor dem Erreichen meines Körpers zerstörte.
Ich vernahm noch einen zischenden Laut, roch den beißenden Qualm, dann war sie verschwunden. Diesmal lachte ich.
Und ich schmetterte mein Gelächter in das Gesicht des altägyptischen Magiers, der sich mit dem Rücken gegen die Wand preßte, meinen Dolch in der Brust stecken hatte und noch immer nicht gestorben war. Er hielt sich aufrecht.
War er geschwächt?
»Deine Schlange hat ihre endgültige Vernichtung gefunden«, sagte ich zu ihm. »Es ist aus, vorbei. Du bist der Verlierer in diesem höllischen Spiel.«
»Nein, ich…«
»Osiris wird…«
Per-nio wollte nicht wahrhaben, daß sich in diesem Augenblick seine jahrtausendealte Existenz dem Ende zuneigte, und er versuchte es ein letztes Mal, wenn auch mit gebremster Kraft.
In seiner mageren Brust steckte mein Dolch. Sein Dolch sollte meine Brust treffen.
Er drückte den rechten Arm vor, die Spitze zielte auf mein Herz, und ich war um die berühmte Idee schneller. Bevor mich die Obsidianklinge aufspießen konnte, hatte ich das Handgelenk des Magiers gepackt und drehte es mit einem Ruck herum.
Plötzlich wies die Klingenspitze auf ihn.
Seine Augen wurden groß. Weit riß er sein Maul auf. Über die Lippen drangen seltsame, urige Laute, geboren aus einer heißen, unheimlichen Angst, denn es war allein der Obsidiandolch, der ihm diese Furcht einflößte.
Ich rammte meinen rechten Arm vor.
Kurz nur spürte ich Widerstand.
Dafür hörte ich den furchtbaren Schrei, der abrupt verstummte, als die Klinge in den mageren Hals des Mannes fuhr. Sie bohrte sich weit durch, ich spürte sogar Widerstand und wußte, daß es die Wand im Rücken des Magiers war.
So hart hatte ich zugestoßen.
Sofort ließ ich die Klinge los, denn ich merkte, daß sie ihre Farbe verändert und sich erhitzte. Mit einem nächsten Griff riß ich meinen Silberdolch aus der Brust des Per-nio und sah schon, wie er zusammensank Kratzend fuhr die aus seinem Rücken ragende Klinge an der Wand entlang. Dieses Geräusch begleitete ihn in den Tod, denn Per-nio schaffte es nicht mehr, sich zu erheben. Vor meinen Füßen blieb er liegen.
Vernichtet.
Und sein Körper löste sich auf, während der glühende Dolch ihn von innen her verbrannte. Eine rötliche Farbe durchzog die Gestalt, die von Sekunde zu Sekunde intensiver wurde, sogar leuchtete und auch die graubleichen Knochen des altägyptischen Magiers verbrannte. Ich hatte ihn erledigt. Er würde niemand mehr töten können. Was vor Jahrtausenden begann, hatte hier sein Ende gefunden. Ein für allemal. Eigentlich hätte ich jubeln können, doch da gab es noch ein Problem. Das hieß Suko.
Ich wußte, daß er sich in der Nähe befand. Wo genau er steckte, war mir leider unbekannt.
Unbehelligt verließ ich die Kammer, erreichte die Grabschächte, warf noch einen Blick hinein und fand sie leer.
Nichts war mehr von fremden Gottheiten zu sehen.
Dann war ich im Gang.
Die Fackeln schwelten nur noch. Sie waren ziemlich weit heruntergebrannt.
Trotzdem reichte ihre Helligkeit aus, damit ich in den Gang schauen konnte.
Was ich dort sah, war ungeheuerlich und ließ meine Haare zu Berge stehen…
***
Die Göttin Bastet hatte ich bereits in ihrer Urform gesehen. Nun aber sah ich einen anderen Gott aus altägyptischer Zeit. Anubis!
Riesig, unheimlich und mordgierig.
Ein großer Schakal, getaucht in grünes Licht und den Gang vor mir ausfüllend.
Das alles hätte mich nicht einmal so schockiert. Es war die Haltung des Totengottes. Er hatte seinen übergroßen Körper nach unten gebeugt und damit auch seinen Schädel mit dem weit aufgerissenen Maul. Direkt vor dieser Schnauze lagen zwei Menschen.
Suko und der junge Ägypter, der aus dem Wasser des Nils gefischt worden war.
Was Anubis vorhatte, lag auf der Hand. Er wollte die beiden Menschen töten.
Fressen…
Schakale taten dies.
»Neiiin!« Mein Schrei erreichte ihn, er hob seinen Schädel an, schaute mir ins Gesicht, wobei seine Augen zu sprühen schienen, und ich riß mir mein Kreuz vom
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