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Historical Lords & Ladies Band 39

Historical Lords & Ladies Band 39

Titel: Historical Lords & Ladies Band 39 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens , Nicola Cornick
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1. KAPITEL
    D ie Anwaltskanzlei Churchward & Churchward in High Holborn genoss großes Ansehen. Die Geheimnisse vieler Menschen waren dort gut und sicher aufgehoben. Die Klienten, die überwiegend den besten Kreisen angehörten, schätzten die Diskretion der Rechtsbeistände und zweifelten nicht an der Kompetenz der Mitarbeiter.
    Auch der Earl of Selborne, der an einem Augusttag des Jahres 1808 die Büroräume der Sozietät betreten hatte, wusste, dass er dem älteren Mr Churchward vertrauen konnte. Selborne war gekommen, um eine Erbschaftsangelegenheit zu klären.
    Mr Churchward begrüßte ihn höflich, drückte ihm sein Beileid zum Tod seiner Angehörigen aus und bat ihn, Platz zu nehmen. Dann holte er die Akte, die sowohl das Testament des Vaters als auch das der Großmutter des jungen Gentleman enthielt. „Ist es Ihnen recht, Mylord, wenn wir mit dem Letzten Willen des verstorbenen Earl beginnen?“, meinte er, wobei er sein Unbehagen nicht ganz verbergen konnte.
    Fünfzehn Minuten später starrte Lord Robert Selborne den Anwalt fassungslos an. Die Stirn hatte er in grimmige Falten gelegt. Sein schmales Gesicht, gebräunt durch den langen Aufenthalt in Spanien, wo der junge Earl gegen Napoleon gekämpft hatte, zeigte einen zugleich verwirrten und verärgerten Ausdruck. Mr Churchward wiederum wirkte ungewöhnlich blass. Und in diesem Moment hatte er die Lippen fest aufeinandergepresst.
    Lord Selborne warf einen Blick auf die Dokumente, die sein Gegenüber vor sich auf den Schreibtisch gelegt hatte, und sagte: „Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir die Bedingungen, die mein Vater testamentarisch festgelegt hat, noch einmal erläutern könnten. Ich bin nicht sicher, ob ich alles verstanden habe.“
    „Gern, Mylord.“ Mr Churchward zweifelte nicht daran, dass Robert Selborne jede Einzelheit begriffen hatte. Der junge Earl war mit seinen sechsundzwanzig Jahren kein unerfahrener Mann, und er hatte von jeher über eine rasche Auffassungsgabe verfügt. Die Jahre, die er als Offizier in Indien und Spanien verbracht hatte, hatten ihn zudem schneller reifen lassen als viele seiner in der Heimat gebliebenen Altersgenossen.
    „Wenn ich zusammenfassen darf …“, begann der alte Herr, „… so erben Sie als einziger Sohn des vierzehnten Earl of Selborne den gesamten Landbesitz. Das Barvermögen fällt Ihnen allerdings nur zu, wenn …“
    „Ja?“ Die dunklen Augen des neuen Earl spiegelten Resignation wider.
    „… wenn Sie heiraten“, beendete Churchward seinen Satz. „Ich zitiere den entsprechenden Passus:
    ‚Ich wünsche, dass mein Sohn sich eine Braut unter den Hochzeitsgästen seiner Cousine Anne Selborne auswählt und sie innerhalb der vier darauf folgenden Wochen heiratet. Ich erwarte, dass er anschließend sechs Monate lang auf seinem Landsitz Delaval lebt. Wenn er diese Bedingungen nicht erfüllt, so soll mein gesamtes Barvermögen meinem Neffen Ferdinand Selborne zufallen.‘“
    „Danke, Mr Churchward. Ich habe mich also nicht verhört, als Sie diesen Abschnitt zum ersten Mal vorgelesen haben.“
    Der Anwalt schenkte Seiner Lordschaft ein kurzes, mitfühlendes Lächeln.
    „Meinem Vater ist es also zu guter Letzt doch gelungen, mir seinen Willen aufzuzwingen“, erklärte Selborne und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Er hatte geschworen, einen Weg zu finden, mich gefügig zu machen …“
    Mr Churchward räusperte sich. „So sieht es aus …“
    „Er hat mich schon vor Jahren gedrängt, zu heiraten und für einen Erben zu sorgen.“
    „Das ist verständlich, Mylord. Schließlich sind Sie der einzige Sohn.“
    Der Earl hob die Augenbrauen. „Vermutlich hätte ich mich in seiner Situation ähnlich verhalten.“
    „Vermutlich.“
    „Möglicherweise hätte ich sogar ein Testament mit ähnlich strikten Anweisungen aufgesetzt.“
    Das allerdings mochte der Anwalt nicht recht glauben. Also zuckte er nur mit den Schultern.
    „Trotzdem verspüre ich, so respektlos es klingen mag, im Moment den Wunsch, den alten Herren zu verfluchen!“
    „Eine unter den gegebenen Umständen durchaus begreifliche Reaktion, Mylord.“
    Robert Selborne ballte die Hände zu Fäusten. „Dann soll Ferdie das Geld eben bekommen. Ich beabsichtige nicht, nur wegen ein paar Pfund zu heiraten.“
    Churchward schwieg einen Moment lang. „Ist Ihnen bewusst, Mylord, dass die Summe, über die wir hier sprechen, sich auf circa dreißigtausend Pfund beläuft?“
    Der junge Mann senkte den Blick, und seine grimmige Miene

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