Anwältin der Engel
»Er lebt noch«, fuhr Bree unbeirrt fort. »Und er wird es schaffen.«
»Sie haben ihm eine Bluttransfusion gegeben«, erklärte Antonia mit gedämpfter Stimme. »Aber er hat eine andere Blutgruppe als die meisten Hunde. Also haben sie auf einen … wie heißt das? … Universalspenderzurückgegriffen, aber wir müssen abwarten, ob sein Körper das Blut annimmt oder abstößt.«
»Vierundzwanzig Stunden«, sagte Bree. »Nach vierundzwanzig Stunden wissen sie es mit Bestimmtheit.« Hunter sah Bree an, um den Blick sogleich wieder abzuwenden.
»Sobald sie die Kugel entfernt haben, darf ich zu ihm.« Bree schlug kurz die Beine übereinander. »Es gibt hier einen Aufwachraum.«
»Genau wie für Menschen«, stellte Antonia fest. »Cool, was?« Sie presste die Handrücken gegen die Augen, um die Tränen abzutupfen.
Hunter rieb sich das Kinn und kniff die Augen grimmig zusammen. Vor Wut? Vor Frustration? Im Grunde war es Bree egal. »Wir müssen miteinander reden«, sagte er.
»Das hat doch wohl Zeit, oder?« Bree bemerkte, dass noch andere Leute ins Wartezimmer gekommen waren. Die rothaarige Polizistin Markham. Und noch jemand in Uniform. Taylor , dachte Bree. Sein Name ist Taylor.
»Nein«, erwiderte Hunter gelassen. »Das hat keine Zeit. Wir sind gerufen worden, weil in einer Wohngegend geschossen wurde. Als wir dort aufkreuzten, fanden wir zwei verängstigte Teenager und einen übel zugerichteten Erwachsenen vor, die von Ihren zweiriesigen Hunden bedroht wurden. Ganz zu schweigen von all dem Blut, mit dem der Bürgersteig bedeckt war. Ganz zu schweigen auch von der Tatsache, dass Sie sich davongemacht haben, nachdem Sie zwei Schüsse auf diese Leute abgegeben hatten … «»Ich?«, gab Bree entrüstet zurück. »Sie sind wohl verrückt! Hansen hat meinen Hund angeschossen!«
»Er behauptet, Sie hätten den Hunden befohlen, ihn anzugreifen.«
»Was?!«
»Hansen sagt, wenn nicht plötzlich ein stür mischer Wind durch die Straße gefegt wäre, hätten Sie ihn erschossen.« Hunter beugte sich zu ihr und fuhr in einem emotionsgeladenen Ton, den Bree nicht zu deuten vermochte, fort: »Dieser Tornado, sagt er, habe Ihnen die Pistole aus der Hand gerissen. Er habe sie aufgehoben. Daraufhin hätten Sie diese zwei Monster auf ihn gehetzt, die Pistole wieder an sich genommen und wären davongerast, als sei der Teufel hinter Ihnen her.«
»Ich besitze gar keine Pistole«, sagte Bree. »Das ist Hansens Waffe.« Sie schob ihre Aktentasche, die neben dem Stuhl stand, mit dem Fuß nach vorn. »Ich habe sie vom Rasen aufgehoben, nachdem dieser … Sturm sie ihm aus der Hand gerissen hatte.«
Hunter warf einen Blick in die Aktentasche. »Verdammt noch mal.« Er gab Taylor ein Zeichen. Taylor trat vor, zog einen Plastikbeutel aus der Gesäßtasche und verstaute die Pistole vorsichtig darin. Bree seufzte. »Meine Fingerabdrücke werden Sie darauf nicht finden, Hunter, sondern Hansens.« Sie sah finster zu ihm hoch. »Und wenn die Chirurgin die Kugel aus Saschas Brust entfernt hat, werden Sie feststellen, dass es sich um die Waffe handelt, mit der auch Shirley Chavez getötet wurde.«
»Lieutenant!« Markham hielt ihr Handy in die Höhe.
»Ich habe den Captain am Apparat, und er ist stinksauer. Nehmen wir diese Frau nun mit aufs Revier oder was?«
»Raus«, befahl Hunter. Sein Ton duldete keinen Widerspruch. Markham warf Bree einen gehässigen Blick zu. Hunter drehte sich blitzschnell um und schob das Kinn angriffslustig vor. »Sie beide.« Er wartete, bis Markham und Taylor den Raum verlassen hatten. Dann wandte er sich Bree zu. »Und jetzt raus mit der Sprache.«
»Drogen«, sagte Bree. »Es geht um Drogen, zumindest bei diesem Teil des Falls. Der Savannah Sweethearts Social Club ist ein Drogenring, der von Hansen geleitet wird. Die Mädchen haben als Kuriere fungiert – so heißt das doch, oder? Hansen vermittelte die Band an Highschools, und Madison, Hartley und Lindsey brachten die Drogen zu den Kontaktleuten dort. Hauptsächlich Pillen. Als Hansen sein Geschäft schließen musste, verlor er auch sein Labor. Die Einbrüche bei Marlowe’s waren ein Notbehelf, eine Überbrückungsmaßnahme. Vermute ich jedenfalls.«
»Und die Morde?«
»Ich hab Ihnen doch schon gesagt, dass die Kugel, die Sascha traf, aus ebender Waffe kam, mit der auch Shirley Chavez getötet wurde.« Bree wischte sich mit dem Handrücken die tränennassen Wangen ab.
»Das ist Quatsch. Dafür gibt es keinerlei Beweise. Das sind alles nur
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