Regenprinzessin (German Edition)
Geburtstag
Ein Ruck ging durch die Kutsche und ich schreckte aus meinem unruhigen Schlaf hoch. Wir mussten über eine Unebenheit gefahren sein, denn die Kutsche fuhr holpernd weiter. Ich streckte die schmerzenden Glieder und stellte bedauernd fest, dass ich wohl erst wieder in meinem Bett Schlaf finden würde.
Vorsichtig schob ich den Stoff, der die Fenster bedeckte beiseite, um hinaus zu spähen. An der hügeligen Landschaft erkannte ich, dass wir nun die Hälfte des Heimweges zurückgelegt hatten, dennoch würden wir noch einige Stunden unterwegs sein. Ich seufzte, der Weg zur Mitte der Insel war weit und wir waren jedes Mal einen vollen Tag unterwegs, wenn ich diese Fahrt antrat. Und obwohl ich auf der Rückfahrt von Erschöpfung geplagt wurde, so war sie mir doch lieber als die Anreise, denn ich brauchte meine Ruhe und man respektierte das.
Morgens hingegen versuchten meine Begleiter meist mich in Gespräche zu verwickeln, vor allem die jüngeren unter ihnen. Die Ritter, die schon länger zu meiner Eskorte zählten, wussten, wie sehr ich es vorzog ungestört zu bleiben und mir nur selten nach Konversation war.
Ich setzte mich auf der Bank zurecht, da mir das ständige Sitzen allmählich schwer fiel und unbehaglich war. Der Rock meines Kleides war noch immer feucht und fiel schwer über meine Beine. Ich sah wieder aus dem Fenster, um mich abzulenken. Beharrlich prasselte der Regen auf das Kutschdach und hüllte die Landschaft in einen diesigen Schleier. Es war ein kräftiger Regenguss und er würde bis morgen anhalten. Genauso wie ich es gewollt hatte. Bei diesem Wetter und der tiefen Erschöpfung verfiel ich oft in Gedanken.
Die restliche Fahrt über starrte ich einfach nur in den Regen und die Stunden vergingen. Endlich bogen wir auf die Hauptstraße ein und am Horizont zeichneten sich die Dächer und Türme Giradas ab. Getreidefelder und Obstgärten, die sich um kleine Gehöfte formierten, wechselten zu Grasland, das die Stadt in einem Ring umschloss.
Die Kutsche erreichte die Stadtmauer und der Fahrer drosselte das Tempo. Gleich würden die hohen Mauern uns erneut verschlingen und mich hinter ihnen wegschließen. Bei dieser Erkenntnis zog ich es vor meinen Kopf nicht weiter aus dem Fenster zu stecken und den Vorhang wieder an seinen Platz zu zupfen. Die mir entgegen gebrachte Aufmerksamkeit störte mich und ich musste es über mich ergehen lassen, doch wenn ich selbst entscheiden konnte, mied ich sie so gut es eben als Prinzessin ging.
Rumpelnd fuhr die Kutsche über das Pflaster des Schlosshofs und kam abrupt zum Stehen. Noch bevor ich zur Klinke greifen konnte, schwang die Tür auf, ich seufzte. Mit einem Lächeln öffnete mir Asant die Tür.
„Willkommen daheim, Prinzessin Gianna“, sagte er.
„Danke, Sir Asant“, erwiderte ich und beherrschte mich, wegen dieser Geste nicht die Augen zu verdrehen.
Er war einer der wenigen Ritter, die nicht vollständig von sich eingenommen waren und mir halbwegs sympathisch war.
Ich raffte meine Röcke und stieg die Stufen der kleinen Trittleiter herunter. Schnellstmöglich wollte ich in meine Gemächer und in mein heißes Bad sinken.
Kaum hatte ich den Flügel betreten in dem ich wohnte, kam mir auch schon Sara entgegen. Obwohl sie einen großen Krug trug, machte sie einen Knicks vor mir sobald sie mich sah.
Sie lächelte, als sie sich aufrichtete. „Ihr kommt gerade recht. Ich bin soeben mit Eurem Bad fertig geworden, Herrin.“
Ich dankte ihr und ging den Flur hinab, Saras Schritte hallten durch den Gang. Kurz bevor ich meine Tür öffnete, hörte ich, dass sie stehen blieb und drehte mich zu ihr herum.
„Genießt Euer Bad!“ rief sie mir zu.
„Das werde ich. Was täte ich nur, wenn ich dich nicht hätte?“, gab ich zurück und fast hätte ich dabei gelächelt.
Als ich die Tür öffnete, kam mir ein Schwall blumiger Luft entgegen. Sara hatte einen frischen Strauß Rosen aufgestellt.
Ich ging in mein Waschzimmer und fand dort die fertige Badewanne vor. Genau das, was ich jetzt brauchte. Ich öffnete die Knöpfe vom Korsett meines Kleides und ließ es schlaff zu Boden fallen. Eilig trat ich aus dem Stoffbausch und spürte die Kälte auf meiner Haut. Ich ging zur Wanne und ließ mich hinein gleiten.
Wohlige Wärme umfing meinen Körper und ich stöhnte zufrieden auf. Für eine Weile genoss ich einfach nur das Wasser auf meiner Haut, doch ich war zu erschöpft und kurz davor einzuschlafen. Daher beschloss ich mich lieber ins Bett zu
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