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Anwaltshure 3

Anwaltshure 3

Titel: Anwaltshure 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Carter
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Sessel und breitete die Decke über mich. Jetzt fühlte sich nicht nur mein Körper taub an, sondern auch meine Seele.
    Tief in mir wusste ich, dass in dem Moment, wo ich erwachen würde, meine Welt zusammenbräche.

Der Tag danach
    Stundenlang hatte ich auf dem Sessel gelegen, die Augen geschlossen, und hatte auf Dereks Atem und seine kleinen Seufzer gelauscht, auch auf John und Tammy, die sich wie Einbrecher im eigenen Haus benahmen und auf Zehenspitzen nur die nötigsten Gänge machten, um uns nicht zu wecken.
    Von Zeit zu Zeit war ich auch wirklich wieder eingeschlafen, wobei sich alles mischte: Farben, Gedanken und Wahrnehmungen …
    Irgendwann gegen Mittag – ich roch das Essen, das auf dem Herd kochte – trat Tammy an meinen Sessel. Mein Nacken schmerzte und ich musste blinzeln, als ich zu ihr hochsah.
    Sacht legte sie ihre Hand auf meine Schulter. »Es gibt Shepherd’s Pie. Meinst du, du kannst etwas essen?«
    Ich nickte und setzte mich gerade hin.
    »Es ist noch nicht soweit. Ich rufe dich. Okay? Übrigens habe ich dir im Bad ein paar Sachen zum Anziehen hingelegt. Und, wenn du duschen willst, oder baden ...«
    Die zurückliegenden Tage hatten mir jegliche Kraft geraubt. Ich blickte zu Derek, der ruhig schlief. Dann stand ich auf und strich ihm ein paar Haarsträhnen aus der Stirn und streichelte seine Wange. Als ich kurz darauf hinauf ins Bad stapfte, fühlte ich mich am Ende. Jeder einzelne Knochen in meinem Körper schmerzte und ich hatte niemanden, mit dem ich reden konnte. So sehr ich mich auch dagegen sträubte, es wahrhaben zu wollen, aber ich wusste, dass das, was ich am Abend in den Nachrichten gesehen hatte, die Wahrheit war.
    Die Sonne leuchtete hell ins Bad und ich stand vor der blitzblank geputzten Wanne, starrte hinein und konnte die beiden Bilder nicht wegbekommen: Jay, nur mit der Jeans bekleidet in seinem düsteren kleinen Badezimmer sitzend und Jay, erschossen in der offenen Haustür liegend.
    Dann stürmten Bilder auf mich ein, wie Jay lachte, nachdachte, liebte, sich anstrengte, küsste und von seinen eigenen Erinnerungen heimgesucht wurde. Aber ich begriff nicht, dass es nur noch Bilder aus der Vergangenheit waren. Dass keine neuen mehr dazu kommen würden. Dass er weg war. Der Mann in den Nachrichten – das war Jay!
    Als ich mich später anzog, tat ich es mechanisch. Tammys Sachen waren etwas zu lang, aber ich ignorierte das. Ich fühlte mich fremd in ihren Klamotten, wie in einem fremden Körper. Aber das passte ja auch irgendwie.
    Der Duft nach dem Fleisch erfüllte mittlerweile das ganze Haus und ich hatte eine unglaubliche Sehnsucht danach, dass es einfach ein ganz normaler Urlaub sein möge, anstatt dieses schrecklichen Alptraums.
    Bevor ich in die Küche ging, sah ich noch mal nach Derek. Der Arzt hatte ihm schwere Schlaf- und Schmerzmittel gegeben, sodass er die meiste Zeit schlief. Wie friedlich er aussah. Meine Hand glitt über seine Wange und ich bildete mir ein, dass er lächelte. Wie sage ich dir nur, dass er tot ist? Was wirst du machen? Wie wirst du reagieren?
    Die Wunde blutete nicht mehr und auch das Fieber sank. Ich spürte es, als ich meine Hand auf seine Stirn legte. Ich hatte so oft seine Stirn befühlt, dass ich mir einbilden konnte, ich könnte die genaue Temperatur allein durch Handauflegen nennen.
    »Kommst du essen?«
    »Nur einen Moment. Ich will noch wenig bei ihm sitzen«, sagte ich und John zog sich zurück.

Nähe
    Hatte irgendjemand gedacht, der Schneefall würde nachlassen, so war er im Irrtum. Die Flocken fielen dicht an dicht und machten einen Besuch im Ort für Tammy und John beinahe unmöglich.
    Dr. Scotts Besuche bei Derek hatten die erhofften Ergebnisse gebracht und seinen Zustand verbessert, ohne dass er in ein Krankenhaus gemusst hatte, was unser Versteck verraten hätte. Doch mit jeder Stunde, in der das Fieber sank, rückte auch der Moment näher, wo Scott das Schmerzmittel ausschleichen lassen würde. Und das wiederum bedeutete, dass der Moment nahte, wo ich ihm von Jay berichten musste.
    Noch fand ich tausend Ausreden, Begründungen, Vorwände, die eintreten mussten, bevor ich ihm die Wahrheit sagen konnte.
    Nach und nach wurde Dereks Schlaf lebhafter. Die Schwere, der beinahe todesähnliche Schlaf, zog sich zurück und er begann sich zu bewegen, und das Gesicht zu verziehen, wenn er die Haltung seines verletzten Beins änderte.
    Am Mittwoch nach unserem Eintreffen bei John und Tammy öffnete er die Augen. Gerade saß ich bei ihm, hielt

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