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Anziehungskraft: Stil kennt keine Größe (German Edition)

Anziehungskraft: Stil kennt keine Größe (German Edition)

Titel: Anziehungskraft: Stil kennt keine Größe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Maria Kretschmer
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mir gefertigten Kleidungsstücke wurden in genähten Kleidersäcken dem Kunden übergeben. Ich weigerte mich strikt, die Albtraum-Applikationen auf meine für sie gefertigten Modelle zu bügeln. Unser Textilkonsens hieß dann: »Na, dann eben auf den Kleidersack.« So konnte ich ihr Wohlwollen zurückgewinnen. »Wer zahlt, hat recht«, pegte sie gern zu sagen.
    Zu ihrem 70. Geburtstag sollte ich das große Vergnügen haben, ihr aus einem feinen englischen Tuch ein Kostüm schneidern zu dürfen. Es war der mit Abstand teuerste Kaschmirwollmix, den ich jemals verarbeiten durfte. Das Karomuster war hoch kompliziert. Beim Zuschnitt hatten wir Unmengen Verschnitt. Ein Muster ist eben nur dann schön verarbeitet, wenn Streifen und Karos auch über die Nähte hinaus ihren Verlauf beibehalten können. Wenn Sie sich jetzt aufmachen, um die Muster und Karoblazer in Ihrem Schrank diesem Check-up zu unterziehen, werden Sie feststellen: »Günstig« trifft in aller Regel das Muster nicht.
    Der Bahnenrock war leicht ausgestellt. Der Blazer gerade geschnitten; ein kleiner Stehkragen in Hirschleder und die obligatorischen Hornknöpfe rundeten das Kostüm ab. Ein Traum in Größe 60. Das Kaschmirzicklein hatte wohl keine Idee gehabt, dass seine feine Wolle eines Tages am Leibe eines Flintenweibes enden würde. Das Zicklein wäre aber sicher verzückt gewesen, wenn es in das strahlende Gesicht meiner lieben Kundin gesehen hätte. Hätte »Mutti« das Zicklein allerdings vis-à-vis gesehen, wäre es sofort erschossen worden.
    Auch ich war zur Feier geladen. Wer kennt nicht die zwei »W-Fragen«: WAS schenke ich einem Menschen, der vermutlich alles hat, und WAS könnte guten Gewissens gekauft werden, was annähernd dem eigenen Geschmack entspricht? Die einzige Rettung: Sammelgeschenk! Eine unleidliche Aufgabe für den armen Sammler. Dieses Amt übernahm eine Verwandte, von deren Existenz ich nie zuvor gehört hatte. Eine »Skulptur mit Jagdmotiv« war das angedachte Präsent. Mir schien alles sinnvoll, was mit Jagd- begann, und allen anderen vermutlich auch.
    Das Fest war eine Treibjagd ohne Wild. Das Buddhagirl stolzierte mit Eichenlaub am Traumblazer und einem Jagdhütchen umher, das ich ihr am liebsten vom Kopf gerissen hätte. Es wurde ins Horn geblasen, versteht sich. Es gab ausschließlich Wild, selbst die Nachspeise war aus Waldmeistergelee mit Kugeln, die aussahen wie die Ladung einer Schrotinte. Das Sammelgeschenk haben weder ich noch die anderen Beteiligten je gesehen. Es kam dank der deutschen Bummelpost oder eines anderes Spediteurs nicht rechtzeitig an. Weil mir in der Regel auch nichts erspart bleibt, hatte ich das Glück, den Tisch eben mit jener Dame zu teilen, die sich bei unserer Vorstellung als die Sammlerin betitelte. Wie bereits gesagt, ein sehr undankbarer Job, vermutlich nur noch getoppt von Klassentreffenorganisatorin oder Bundeskanzlerin. Die Geldeintreiberin wartete nicht nur immer noch auf einige Überweisungen der beteiligten Schenker, sondern auf den kollektiven Verriss der Präsentgemeinde, da das ersehnte Kunstobjekt auch beim Verlassen des Festes noch nicht eingetroffen war.
    Später habe ich erfahren, und könnte heute noch vor Vergnügen schreien, dass dieses Geschenk ein verheerendes Ende erfahren durfte. Es handelte sich bei jener Skulptur um einen überdimensionalen Porzellanschwan, der in seiner Darstellung zum Flug ansetzen wollte. Die Idee, den Schwan auf einen Tisch im Garten zu stellen, daneben die Glückwunschkarte mit allen Unterschriften (auch derer, die noch nicht bezahlt hatten, versteht sich), fand ein jähes Ende: Mein Buddhagirl hatte beim morgendlichen Erwachen ihr Fenster geöffnet, den abiegenden Schwan in ihrem Garten auf einem Tisch gesehen und ihn mit einem glatten Blattschuss ihres Doppelpüsters zur Strecke gebracht. Vermutlich war das Letzte, was der arme Porzellanvogel gesehen hat, der entblößte Unterkörper meines Buddhagirls, da ja Leinen bekanntlich wandert.
     
    Woran erkennen Sie das Buddhagirl?
    Dieser Figurtyp hat … na, wie nennen wir es charmanterweise … Lipideinlagerungen, Wülstchen, Speck – egal, jedenfalls an Armen, Hüften, Oberschenkeln und Po. Die Buddhagirls sind meistens mit einer kleinen Brust ausgestattet.
     
    Prominente Buddhagirls: das wilde Ding Beth Ditto, die urkomische Melissa McCarthy, Gabourey Sidibe, das Dickste, was Hollywood je hervorgebracht hat
     
    Ihr Look
    Ihre Oberteile
    Wickelblusen und Tuniken stehen Buddhagirls wie Ihnen einfach

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