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Apfeldiebe

Titel: Apfeldiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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Seiler, beobachtete den Jungen, knurrte aber nicht länger.

    Kasi und Timi hielten sich an den Händen. Timi wusste um den Zustand von Kasis Händen, deshalb berührte er sie auch nur ganz vorsichtig, trotzdem stöhnte Kasi. Aber er zog seine Hand nicht zurück und Timi ließ sie auch nicht los, denn er brauchte etwas zum Festhalten. Alex hatte es geschafft! Er hatte es wirklich geschafft und jetzt, wussten die beiden, konnte es sich nur noch um Minuten handeln, bis der Berg auch sie endlich wieder freigab.
    Alex zog das Seil nach draußen und befestigte es an einem Baum. Hasso beobachtete das Treiben ohne einzugreifen.
    » Ich lass es jetzt wieder runter, hört ihr?«
    » Ja.«
    » Wir sehen dich sogar.« Alex ließ das Seil nach unten und versuchte, etwas zu erkennen.
    » Timi?«
    » Ja?«
    » Timi, du musst Kasi das Seil um die Brust binden. Kannst du das?«
    » Aber …« Kasi sollte als Erster nach oben? Für Timi hatte festgestanden, dass Alex ihn zuerst hochziehen würde, nicht umgekehrt. »Aber …«
    » Es geht nicht anders, Timi. Kasi kann sich mit seinen kaputten Händen das Seil selbst nicht umlegen.« Das verstand sogar Timi, führte aber nicht dazu, dass er dies auch wollte. Er sollte allein hier unten bleiben? Ganz allein?
    » Es sind doch bloß ein paar Minuten«, versuchte Kasi zu beruhigen, »Alex zieht mich hoch und lässt das Seil sofort wieder runter.«
    » Kannst du dich wirklich nicht selber festmachen?«, fragte Timi trotzdem und kannte die Antwort natürlich. Kasi schüttelte den Kopf und zeigte seine Handflächen.
    Wie von Alex befohlen, zog Timi das Seil unter Kasis Armen hindurch und knotete es vor dessen Brust zusammen.
    » Bis gleich«, sagte Kasi, dann straffte sich das Seil, verlor er den Boden unter den Füßen. Hoffentlich hält Timis Knoten , betete Kasi und schwebte Stück für Stück in die Höhe. Die Trichterwände drehten sich um das Kind und Kasimir dachte an seine Rettung aus dem Brunnen. Und wieder war es Alex, der ihn in die Höhe zog.
    Der hatte das Seil zur Sicherheit um einen Baumstamm gebunden. Von diesem Baum führte es über einen fast zwei Meter hohen Mauerrest und von da aus ins Loch und nach unten. Alex stand hinter der Mauer, so konnte er zwar nichts sehen, dafür aber mit seinem ganzen Gewicht am Rettungsanker ziehen. Von seinen Armen spürte er nicht mehr viel, sie fühlten sich an wie zwei Knüppel aus Gummi, zwei schmerzende Knüppel. Das heraufgezogene Seil wuchs neben dem Jungen und gerade als Alex dachte, dass er keine Sekunde länger durchhalten könnte und Kasi, trotz der (nutzlosen) Sicherung am Baum, nach unten knallen würde, hörte er dessen Stimme.
    » Ich hab’s gleich«, sagte Kasi, »noch nicht loslassen.«
    Kasi quetschte Kopf und Arme durch die Öffnung, ein letzter Ruck und er stürzte ins Gras. Hasso knurrte lauter. Kasi drehte sich auf den Rücken und streckte der Sonne sein Gesicht entgegen. Er lebte.
    » Wir haben es geschafft.« Und etwas leiser: » Verdammt noch mal .« Alex’ Gesicht erschien hinter der Mauer.
    » Was hast du gesagt?«
    » Wir haben es geschafft.«
    » Nein, das, was danach kam.«
    Kasi lächelte.

    » Endlich!« Max massierte seine Gelenke, die zerschnittene Fessel lag am Boden. Wie einst bei dem Mädchen, umschlossen nun auch seine Gelenke rote Linien, aus denen vereinzelt Blut perlte. Das sollte Alex büßen.
    Max krabbelte zum Durchgang und richtete sich auf, oder besser: er versuchte, sich aufzurichten. Die unnatürliche Haltung der vergangenen Stunden hatte irgendetwas mit seinen Beinen angestellt; als sie sein Gewicht tragen sollten, knickten sie einfach so unter ihm zusammen und Max fiel auf die Knie. Schon wollte er zur Seite kippen, schlafen, auf neue Kraft warten, da trieben ihn Timis und Kasis Worte zu einem erneuten Versuch. Er verstand die Worte der beiden, wusste, dass sie an ihrer Flucht arbeiteten und Max befahl seinem Körper neue Kraft. Dieses Mal klappte es bereits etwas besser. Max konnte stehen, wenn er auch nicht genau wusste, worauf er da eigentlich stand. Diese beiden Dinger, die aussahen wie Beine, fühlten sich fremd an und dies nicht nur, weil sie in Alex’ Hose steckten. Etwas Schweres waberte in diesen Beinen, etwas, das Max’ Hirn nicht richtig steuern konnte, trotzdem versuchte er es. Max wusste, dass nur wenige Schritte entfernt das Mädchen flüchtete, wenn er sich jetzt nicht zusammenriss, gab es bald auch keinen kleinen Bruder mehr. Um diese komischen Beine konnte er sich auch

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