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Apocalypsis 1 (DEU)

Apocalypsis 1 (DEU)

Titel: Apocalypsis 1 (DEU) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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Frage, warum sie nicht gleich drei Sechsen hinterlassen hat. Ich würde vermuten, dass sie 306 meinte. Als Zahl.«
    »Wofür sollte diese Zahl stehen?«
    »Nun, vielleicht ist es ein Erkennungszeichen. Die Quersumme von 306 ergibt neun. Na, klingelt’s bei Ihnen, Peter?«
    »Kein Stück.«
    »Die Neun war die Zahl und das geheime Erkennungszeichen der Templer.«
    »Moment mal!«, rief Peter. »Was, zum Teufel, haben denn jetzt die Templer damit zu tun? Hab ich was verpasst?«
    Don Luigi hob mahnend den Finger. »Abwarten. Was waren noch die letzten Worte Ihrer Kollegin Loretta?«
    Peter wusste es noch genau. Er konnte sogar noch Lorettas Stimme dabei hören.
    »Prophetia de summis pontificibus. Und: ›Die Liste, sie existiert‹. Und: ›Apokalypse‹«
    »Genau!« rief Don Luigi triumphierend. »Die Liste!«
    »Welche Liste, verdammt?«
    »Die Liste des Malachias. Oder auch Prophetia de summis pontificibus – die Prophezeiung des Malachias. Schon mal davon gehört?«
    Eine rhetorische Frage. Natürlich hatte Peter von der Prophezeiung des Malachias gehört. Schlagartig erkannte er, dass der Pater Recht hatte.
    »Malachias war ein irischer Bischof aus dem 12. Jahrhundert«, referierte er. »Später heilig gesprochen. Von ihm stammt eine Liste von hundertzwölf kleinen Prophezeiungen über Päpste, angefangen bei Cölestin II. bis in die Gegenwart.«
    »Genau. Über diese Liste wurde über viele Jahrhunderte viel spekuliert. Der vorletzte Papst auf der Liste ist Johannes Paul III. Über ihn schreibt Malachias: De manu mercurii , aus Merkurs Hand. Was das bedeutet, ist rätselhaft. Malachias zufolge wird nach Johannes Paul III. nur noch ein Papst folgen. Dieser letzte Papst wird ein Römer sein und sich den Namen Petrus geben. Mit ihm wird die Kirche, Rom und die ganze Welt untergehen. Das ist übrigens der Grund, warum kein Papst sich je den Namen Petrus gegeben hat. Man hielt das für ein schlechtes Omen.«
    Don Luigi trank einen Schluck Tee und biss herzhaft in ein Panino. Peter sah, dass er noch lange nicht fertig war, und unterdrückte den Impuls, den Pater zu drängen.
    »Die ganze Welt kennt diese Liste«, nuschelte Don Luigi mit vollem Mund. »Einige Quellen haben sie als Fälschung aus dem 16. Jahrhundert diffamiert, obwohl die Übereinstimmungen zwischen Prophezeiungen und Päpsten frappierend sind. Aber diese Liste ist ohnehin nur die Kurzform. Es gab angeblich noch eine andere. Ich bin im Geheimarchiv auf einen Hinweis gestoßen. Offenbar hatte Malachias zeitlebens Visionen, die ihn schrecklich quälten und die er sorgfältig aufschrieb. Er vertraute sich damit einem guten Freund an, dem Zisterzienserabt Bernhard von Clairvaux.«
    » Dem Bernhard von Clairvaux?«
    »Eben jenem. Dem geistige Vater und Förderer des Templerordens, dem Hetzer für den 2. Kreuzzug. Bernhard von Clairvaux hat die moralischen Grundwerte der Templer definiert und sie mit seinem Einfluss beim französischen König großgemacht. Ecco  – da haben wir doch einen Zusammenhang zu den Templern! Malachias oder Máel Máedoc Ua Morgair, wie er wirklich hieß, war gerade auf dem Weg von Irland nach Rom, als er bei einem Zwischenstopp in der Abtei von Clairvaux urplötzlich verstarb. Bernhard von Clairvaux hat später die Lebensgeschichte von Malachias aufgeschrieben, damit dieser heilig gesprochen werden konnte. Er muss also von den Prophezeiungen seines Freundes gewusst haben. Er bestätigt sogar dessen seherische Fähigkeiten. Allerdings erwähnt Bernhard die Liste mit keinem Wort. Schon seltsam, was?«
    »Was schließen Sie daraus?«
    »Schwer zu sagen. Womöglich enthielt die vollständige Prophezeiung eine Gefahr für die Kirche und musste verschwinden. Mitsamt dem Propheten.«
    »Sie meinen, Bernhard von Clairvaux hat seinen Freund Malachias ermordet?«
    Don Luigi zuckte mit den Achseln. »War eine raue Zeit, damals. Jedenfalls hat Bernhard von Clairvaux unmittelbar nach dem Tod seines Freundes alles darangesetzt, die Templer zu gründen und den französischen König von der Notwendigkeit eines zweiten Kreuzzuges zu überzeugen. Was haben Bernhards Tempelritter dort im Heiligen Land gesucht? Etwas, das in Zusammenhang mit der wahren Prophezeiung steht?«
    Peter dachte an Lorettas Worte. »Dann hat Loretta womöglich einen Hinweis darauf gefunden, dass das vollständige Original der Prophezeiung noch irgendwo existiert.«
    »Das denke ich auch. Es ist nicht viel – aber mein Instinkt sagt mir, dass wir eine Spur

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