Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
er ihr endlich von der Nachricht erzählen sollte, die er in den losen Dokumenten und Pergamenten gefunden hatte, die zusammen das Buch Dzyan bildeten. Jenes uralte hermetische Werk, geschrieben in einer unbekannten Schrift, das plötzlich vollständig übersetzt auf seinem Schreibtisch gelegen hatte, zusammen mit dieser Nachricht von Peter Adam, dessen Tod er selbst hatte mit ansehen müssen.
»Es wird nicht leichter, wenn du dir etwas vormachst, Maria.«
»Er lebt!«, widersprach Maria heftig. »Dieses Wesen in der Grube auf Oak Island hat mir versichert, dass er lebt.«
Laurenz lächelte seine Tochter an und strich ihr übers Haar wie einem Kind. »Finde Shimon Kohn. Dann wirst du auch Peter finden.«
Er wandte sich um. Die Gestalt von Satoshi Nakashima beherrschte überlebensgroß die Monitorwand. Er saß in einem Rollstuhl und trug einen schlichten grauen Pyjama. Am Hintergrund konnte Laurenz erkennen, dass Nakashima aus einem im traditionellen japanischen Stil eingerichteten Salon sprach. Die künstliche Beleuchtung des Raumes deutete auf späten Abend hin. Laurenz vermutete daher, dass sich der Multimilliardär inzwischen wieder auf der Insel Kochinoerabu im Ostchinesischen Meer befand.
»Herr Laurenz«, begrüßte ihn Nakashima. Er sprach langsam und schleppend, offenbar bereitete ihm der Lungendurchschuss immer noch Schmerzen. »Ich habe es gerade erfahren.«
»Wie geht es Ihnen, Mr. Nakashima?«
»Es könnte besser gehen. Aber danke, ich bin in guten Händen. Also, was schlagen Sie nun vor?«
»Als Erstes müssen wir Gewissheit bekommen, ob Kelly wirklich tot ist. Unsere Leute arbeiten daran, aber wir könnten Unterstützung gebrauchen.«
Nakashima nickte. »Dr. Tanaka wird alles veranlassen. Und weiter?«
Laurenz warf Maria einen kurzen Blick zu. »Ich muss zurück nach Rom.«
»Das ist lebensgefährlich.«
»Vielleicht kann ich noch retten, was zu retten ist.«
»Das heißt, Sie begrüßen die Situation?«
»Herrgott, Nakashima! Meine Kirche steht seit einer knappen halben Stunde vor dem Untergang. Was sollte ich daran wohl begrüßen?«
Nakashima schien nachzudenken.
»Was wird nun passieren? Wird man den Papst wegen Mordes anklagen? Kommt er in Haft?«
»Das ist eine sehr komplizierte Situation, die es in der Geschichte des Papsttums noch nie gegeben hat«, erklärte Laurenz. »Daher gibt es auch kein Verfahren für diesen Fall. Als Staatsoberhaupt des Vatikans genießt der Papst absolute Immunität. Gleichzeitig ist er oberster Richter des Vatikanstaates. Da der Mord auf dem Territorium des Vatikans verübt wurde, wäre er allein zuständig. Er müsste sozusagen über sich selbst richten. Das geht aber nicht, da er immun ist. Ein Prozess ist nur möglich, wenn er zurücktritt und sich freiwillig den italienischen Behörden stellt. Nur dann. Aber das allein wäre schon ein kanonischer Albtraum.«
»Wollen Sie damit sagen, dass die Unfehlbarkeit des Papstes sogar einen Mord abdeckt?«
»Natürlich nicht. Das Dogma der Unfehlbarkeit bezieht sich nur auf Äußerungen des Papstes ex cathedra , also aus seinem Amt heraus. Aber nicht auf die Person des Papstes, die natürlich genauso fehlbar ist wie jeder andere Mensch. Aber auf dem Staatsgebiet des Vatikans ist der Papst eben absoluter Souverän. Der letzte absolute Monarch, wenn Sie so wollen. Selbst bei Mord – ohne seinen Rücktritt kann nicht über ihn gerichtet werden.«
»Und wenn er sich weigert zurückzutreten?«
Laurenz atmete durch. »Dann hat Seth sein Ziel erreicht.«
Nakashima schwieg. Ließ den Blick aber nicht von Laurenz.
Laurenz ahnte, was er gleich sagen würde.
»Erinnern Sie sich noch an meinen letzten Vorschlag, Laurenz?«
»Vergessen Sie’s! Ich kann, ich will und ich werde nicht wieder Papst werden. Selbst wenn Petrus II. zurücktritt, selbst wenn ein neues Konklave mich wählen würde – falls der zurückgetretene Papst, der dann in italienischer Untersuchungshaft seinem Prozess entgegensieht, alles widerruft und sein Amt zurückfordert …«
»Das Gleiche könnten Sie tun, Laurenz!«
»… dann würde das unweigerlich zu einem Schisma führen, einer Teilung der Kirche. Ihr Vorschlag ist blanker Unsinn, so wird es nicht ablaufen.«
»Aber dieses Problem, das Sie da skizzieren, würde es mit jedem anderen neuen Papst doch ebenfalls geben.«
Laurenz nickte. »Und Petrus II. weiß das. Er kennt den Vatikan. Er hat diesen Mord offenbar geplant, also weiß er auch, was nun auf ihn zukommt. Sie werden
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