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Apocalypsis 3.01 (DEU): Ende. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Apocalypsis 3.01 (DEU): Ende. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Titel: Apocalypsis 3.01 (DEU): Ende. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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hatte.
    Für Rahels Mutter war Australien das reine Paradies gewesen – bis Rahels Träume begannen. Verstörende Träume von kleinen alltäglichen Dingen, die kurz darauf exakt so eintrafen. Ein Brand in einem Gemüseladen, ein entlaufener Hund, der plötzlich wieder auftauchte, ein Sandsturm, der Tod einer besonders streitsüchtigen Nachbarin. Rahels Mutter empfand die Gabe ihrer Tochter als Fluch und schickte die kleine Rahel zu verschiedenen Ärzten. Aber erst in der Pubertät verließen die Träume Rahel wie eine juckende Hautflechte, die sich unter dem Einfluss des jugendlichen Hormonsturms zurückzieht – um Jahre später nur umso heftiger wieder auszubrechen. Und so war es dann auch. Vor drei Jahren, nach ihrer zweiten Abtreibung, hatten die Träume wieder eingesetzt, schlimmer als je zuvor. Und Rahel machte das, was sie schon immer mit ihren Träumen gemacht hatte: Sie malte sie, vor allem die Wesen, die ihr jede Nacht erschienen. Sie hatte damals die Wahl zwischen einer Karriere als Leistungssportlerin oder der Kunst gehabt und sich fürs Malen entschieden. Wahrscheinlich ein Fehler, denn trotz eines abgeschlossenen Studiums an der National Art School in Sydney interessierte sich niemand für die Bilder einer Weißen, die wie eine Aborigine malte und ihre Gemälde obendrein üppig mit schleierhaften Engeln überlud. Im Grunde wusste Rahel selbst, dass sie esoterischen Kitsch malte. Der Bilderzyklus dagegen, den sie in den vergangenen Monaten gemalt hatte, war völlig anders. Diese Bilder waren gut, richtig gut, zum ersten Mal. Ihre Engel hatten sich verändert, hatten ihre Flügel verloren. Durchscheinende, große Wesen, die schweigend und abwesend über die Erde wanderten wie die Mimi, jene mythischen Geister der Aborigines, die nur bei Windstille jagen konnten, weil sie sonst zerbrechen würden. Rahels Geisterwesen jedoch waren kräftige, aufrecht gehende Echsen, genau wie in ihren Träumen. Rahel bezweifelte dennoch, dass irgendwer die Bilder ansprechend finden könnte. Sie würde niemals einen Galeristen finden, niemals einen Käufer. Im Augenblick lagerten sie eingeschlossen in einer Garage im Hafen, die Roy Graham ihr vermietet hatte. Rahel hatte sie bislang niemandem gezeigt, Jim schon gar nicht. Denn sie war fest davon überzeugt, dass diese Bilder, gut oder nicht, sie geradewegs in die Psychiatrie bringen oder umbringen würden. Falls sie überhaupt so lange durchhielt, was ihr mit jeder Nacht, die sie durchtrank, um nicht träumen zu müssen, unwahrscheinlicher erschien.
    Im Augenblick war sie jedoch vollkommen nüchtern, fühlte sich klar und leer und rein wie lange nicht mehr. Sie ließ die störenden Gedanken an Jim und die Bilder los wie verfilztes Treibgut, das sich an ihrem Badeanzug verhakt hatte, entließ sie in die Dunkelheit, sah sie forttreiben und sich auflösen, und konzentrierte sich nur noch auf ihre Bewegungen und den Schlag ihres Herzens. Noch ein Stoß. Rahel spürte den Widerstand des Wassers. Irgendetwas streifte ihre Füße, aber das konnte eine Täuschung sein. Dunkelheit. Kein Oben und Unten. Noch ein Stoß.
    Und dann hörte sie die Stimme. Und sah ins Licht.
    Als der Druck auf den Lungen sich zu einem schmerzhaften Klumpen zusammenballte, legte sie den Kopf in den Nacken und stieß mit kräftigen Schwimmbewegungen durch die Wasseroberfläche – zurück in die salzige Novemberluft, zu den nicht allzu fernen Lichtern von Bawley Point am Ufer; zurück zu Fernsehen, Barbecues, Wirtschaftskrise, Zinkpaste, marodierenden Wallabys im Garten, zu viel Weißwein, dem ewig gleichen Bawley-Tratsch, zurück zu Jim und den Jungs und der Lüge, Künstlerin zu sein. Oder Sportlerin. Oder Jims Frau. Was zum Teufel auch immer, denn all das hatte nun keine Bedeutung mehr. Erschöpft und verwirrt zog Rahel sich auf das Surfbrett, mit dem sie die ganze Zeit über durch eine Fußleine verbunden gewesen war, und paddelte langsam zum Strand zurück, im Ohr immer noch das Wispern jenes Wesens aus der Tiefe.
    Rahel fuhr nicht mehr nach Hause zu Jim und seinen Jungs. Mit schweren Beinen stapfte sie aus dem flachen Wasser, streifte sich den Neoprenanzug ab und ließ ihn einfach im Sand zurück wie eine alte, abgestorbene Haut. Ein Zeichen für Jim, dass sie nicht zurückkehren würde. Der Hilux parkte hinter den Dünen. Rahel zog sich hastig die Shorts und das T-Shirt über und fuhr zu ihrem Atelier im Hafen.
    Halb drei. Kein Mensch auf der Straße. Die meisten Häuser gehörten ohnehin

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