Apocalypsis 3.04 (DEU): Maya. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Peter, du überschätzt mich. Ich bin nur eine ganz kleine Nummer.«
»Aber du hast die Handynummer des Papstes und darfst ihn Tag und Nacht anrufen.«
Nikolas machte eine wegwerfende Geste, während er mit einer Hand den Alfa durch die engen Gassen von Trastevere lenkte. »Ich habe Seine Heiligkeit im letzten Jahr ein einziges Mal getroffen – für fünf Minuten. So, wir lassen den Wagen hier stehen. Das letzte Stück müssen wir zu Fuß gehen.«
Der Exorzist lebte in einem alten Häuschen in einem jener verwunschenen Hinterhöfe, für die Trastevere berühmt war. Im alten Rom das Arbeiterviertel, in den nachfolgenden Jahrhunderten das Quartier der Ausländer und Randgruppen, der Juden und Christen, hatte sich Trastevere inzwischen zum Szeneviertel und einem der teuersten Stadtteile Roms entwickelt. Dennoch gab es immer noch lauschige Gassen wie den Vicolo del Piede mit alten Häusern, bröckeligem Putz, von Jasmin umrankten Hauseingängen, aufgespannter Wäsche und den ewigen Rufen einer römischen mamma nach irgendeiner Alessia oder einem Davide.
Nikolas führte Peter durch einen engen Torbogen in einen schattigen, kleinen Hinterhof voller Blumenkübel. Sämtliche Fensterläden ringsum waren geschlossen, kein Laut war zu hören. Die ganze Stadt und selbst die Zeit schienen stillzustehen. Ein ausgewachsener roter Kater überquerte eilig den Hof, ohne die Brüder auch nur eines Blickes zu würdigen, und verzog sich. Nikolas steuerte auf eine schmale Haustür auf der gegenüberliegenden Seite zu, stockte aber plötzlich und machte Peter ein Zeichen, leise zu sein.
»Was ist?«, fragte Peter.
»Riechst du das?«, flüsterte Nikolas. Er wirkte angespannt wie ein Tier, das unvermittelt seinen Fressfeind gewittert hatte.
»Nein, was?«
»Diesen Geruch nach Baldrian und Zimt.«
Jetzt roch es Peter auch. Der Geruch war tatsächlich sehr intensiv und erfüllte den gesamten Hof.
»Ja, und? Hier ist doch alles voller Blumen.«
»Warte hier.«
Nikolas trat vorsichtig auf das Haus zu, untersuchte die Tür und drückte sie dann behutsam auf. Als er in dem Haus verschwand, überfiel Peter unvermittelt das Gefühl entsetzlicher Verlassenheit. Obwohl er seinen Bruder seit Jahren nicht gesehen hatte, obwohl er ihm in den vergangenen Stunden immer fremder erschienen war, fehlte er ihm plötzlich geradezu schmerzhaft. Wie ein Körperteil, den man ihm soeben abgeschnitten hatte. Peter versuchte sich zu beruhigen und schob dieses Gefühl auf seinen Zustand, auf den Verlust von Ellen und Maya. In dieses Gefühl der Verlassenheit mischte sich jetzt jedoch noch etwas anderes. Ein unbestimmtes, uraltes Grauen, das aus den Mauerritzen sickerte, über den Boden floss wie ein träger, kalter Dunst, der seine Füße umspülte und ihn von unten nach oben durchdrang. Trotz der römischen Hitze fror Peter. Er trat auf der Stelle, als herrschten Minusgrade, und wandte sich ein wenig zur Seite, um durch die vergitterten Fenster des kleinen Hauses spähen zu können. Da sah er es. Eine schnelle Bewegung im Halbdunkel, eine kleine weiße Gestalt. Er wollte etwas rufen, um Nikolas zu warnen, brachte jedoch nur ein gepresstes Krächzen hervor. Im gleichen Augenblick hörte er Nikolas rufen, irgendetwas auf Latein. Dann ein Tumult aus dem Haus. Kampfgeräusche, das Krachen eines Regals, und schließlich – Stille.
Ein unbändiger Impuls durchfuhr Peter, schaltete jeden Gedanken aus. Sein Körper war zur Flucht bereit.
Und doch konnte er nicht. Es ging einfach nicht. Der kalte Dunst hielt ihn fest, lähmte jede Bewegung. Peter starrte nur weiter in das Haus, ohne noch irgendwas erkennen zu können. Erst die Bewegung an der Tür ließ ihn herumfahren. Er sah den weißen Jungen heraustreten, ganz ohne Eile, eher neugierig wie ein Kind, das ein Paket erwartet. Peter schätzte ihn auf etwa zehn, aber wenn man in seine hellen, ausdruckslosen Augen sah, wirkte er viel älter.
Der Junge aus seinen Albträumen.
Raymond .
»Ich habe dir doch geschrieben, dass wir reden müssen.«
Peter keuchte, immer noch zu keinem weiteren Schritt fähig, als der Junge auf ihn zukam, ganz nah kam, und zu ihm hoch sah.
»Ich hätte ihn töten können. Deinen Bruder. Aber ich möchte, dass du mir vertraust.«
»Wer zum Teufel bist du?«, stieß Peter hervor. »Wo ist Maya?«
»Es geht ihr gut. Sie ist nur sehr allein. Sie wartet auf dich.« Der Junge streckte seine Hand aus. »Komm mit, Peter.«
Der Junge berührte ihn, ganz leicht nur, aber
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