Apocalypsis 3.04 (DEU): Maya. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Wie es entstanden ist, wie es in die Welt kam, was seine Pläne sind, wie es zu bekämpfen ist. Die Inquisition unterhält seit dem Mittelalter eine geheime Bibliothek okkulter Schriften. Alles, was je über das Böse geschrieben wurde. Da sollte dieses Buch eigentlich liegen.«
»Er wird es sich ausgeliehen haben.«
»Das ist keine verdammte Leihbibliothek! Außer mir wissen überhaupt nur drei Leute von ihrer Existenz, einer davon ist der Papst. Kein Buch, das dort aufbewahrt wird, hat diesen Ort je verlassen!«
Warum regt er sich so darüber auf?
Ein Gedanke schoss Peter durch den Kopf.
»Dann war dieser Don Luigi womöglich nicht nur irgendein kauziger Exorzist, sondern noch wichtiger und geheimer als du.«
Treffer, versenkt.
Nikolas durchsuchte leise fluchend die anderen Häufchen.
»Er hat sehr gezielt etwas gesucht«, schloss er, nachdem er alles geprüft hatte. »Etwas Kleines. Etwas, das womöglich in eine Hand passt.«
Peter verstand.
»Ein Amulett wie das aus unseren Träumen?«
»Ja.«
»Also gehst du davon aus, dass das nicht nur Träume sind?«
»Natürlich, Peter. Ich habe Erfahrung mit Visionen. Und wenn wir beide jede Nacht den gleichen Traum haben, dann nenne ich das eine Vision und nehme sie ernst. Im Übrigen sind diese Visionen im Augenblick unser einziger Anhaltspunkt.«
Peter nickte. »Vielleicht hat Raymond das Amulett bereits gefunden.«
»Nein. Er suchte immer noch, als ich reinkam. Er hatte noch gar nichts gefunden.«
»Also gut, dann mal los.«
Da Raymond das Arbeitszimmer offenbar bereits gründlich durchsucht hatte, nahmen sie sich das noch unberührte Wohnzimmer vor. Sie zogen jedes der Bücher einzeln aus den Regalen, schüttelten sie und blätterten sie durch. Sie untersuchten sämtliche Schubladen auf doppelte Böden und klopften die Wände nach Hohlräumen ab. Sie durchwühlten die Zeitungsstapel. Sie verrückten die Möbel. Sie räumten die Küchenschränke aus und öffneten sämtliche Verpackungen im Badezimmer. Schließlich nahm sich Nikolas ein Küchenmesser, um die Polster und Matratzen aufzuschlitzen.
»Warte!«, rief Peter.
»Was?«
»Scheiße, das glaub ich jetzt nicht!« Peter deutete auf die alten Zeitungen, die sie zuvor einzeln durchgesehen und nachlässig zu einem großen Haufen aufgeschichtet hatten. Dieser Haufen jedoch war plötzlich verschwunden. Stattdessen stapelten sich die Zeitungen wie zuvor wieder sorgfältig neben den Regalen. Als ob eine unsichtbare, pingelige Macht kurz und entschlossen aufgeräumt hätte.
Auch Nikolas bemerkte es jetzt und sah sich irritiert im Wohnzimmer um.
»Wie ist das passiert?«
»Ich hab verdammt noch mal keine Ahnung! Ich hab mich umgedreht, und da waren die Zeitungen wieder gestapelt. Von einem Augenblick auf den anderen.«
Nikolas schluckte. Dachte nach. Es schien ihm schwer zuzusetzen.
»Siehst du, ob sich sonst noch was verändert hat?«
Peter schüttelte den Kopf und sah Nikolas an. Er schien den gleichen Gedanken zu haben. Die beiden Brüder wandten sich um und rannten zurück ins Arbeitszimmer.
»Heilige Scheiße!«, entfuhr es Nikolas.
Die Veränderung war nicht zu übersehen. Don Luigis Arbeitszimmer war vollkommen aufgeräumt. Alle Bücher standen wieder in den Regalen, all die kleinen Haufen, die Raymond auf dem Boden angelegt hatte, waren verschwunden, sämtliche Dokumente und Kleinteile bis auf die letzte Büroklammer befanden sich wieder am ursprünglichen Ort. Der ledergebundene Kodex, der Nikolas so aufgebracht hatte, lag gut sichtbar mitten auf dem Schreibtisch. Alles an seinem Platz. Mit einer Ausnahme: Don Luigis Leiche.
Der Sessel, in dem der tote Exorzist gesessen hatte, war leer. Stattdessen lag auf dem Korbstuhl ein kleines, zerlesenes Taschenbuch, auf dessen Titelseite ein Spiralsymbol prangte.
Auf dem Buch mit dem Titel Mystic Symbols of Man – Origins and Meanings lag ein zusammengefalteter Zettel. Peter trat vorsichtig näher, nahm das Buch behutsam in die Hand, als könne es bei Berührung zu Staub zerfallen, entfaltete den Zettel, las die kurze Nachricht und reichte sie wortlos an Nikolas weiter.
»Wir hätten es doch hören müssen!«, flüsterte Peter, als sei es nicht ratsam, laut zu sprechen. »Wir waren nebenan!«
Nikolas nickte nur, starrte immer noch fassungslos auf das Buch und den Zettel, auf dem in säuberlicher und schwungvoller Handschrift nur ein Satz auf Deutsch stand.
Ihr seid nicht allein!
Don Luigi
XX
21. Juli 2011, Jerusalem
E ndlich, mit dem
Weitere Kostenlose Bücher